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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 83. Waffen und Arbeitsgerät. 493<br />

Celle) gehoben. Die Bestattung mag um 150 n. Chr. erfolgt sein.i) In<br />

einer Mäanderurne hat man außer dem üblichen Trinkhorn und Wein-<br />

service (S. 470), außer Fibel und Schnalle (S. 490), Gürtel und Gürteltasche «)<br />

als Beigaben gefunden: ein zweischneidiges 77,4 Zentimeter langes Eisenschwert,<br />

3) einen Wurfspeer mit 24 Zentimeter langer Eisenspitze, eine<br />

schwere Stoßlanze, deren eiserne Spitze 38,5 Zentimeter mißt,*) zwei<br />

eiserne Messer mit Wetzestein, Reste eines hölzernen mit Leder bezogenen<br />

(?) Schilds, ö) zwei Sporen mit Eisenstachel und Riemenhalter. e)<br />

Ungefähr dieselbe Zusammensetzung des Heergewätes ergeben die<br />

Langobardengräber an der untern Elbe und in Mecklenburg,'') die Sweben-<br />

gräber aus Brandenburg«) und Vorpommern») sowie die Lugiergräber aus<br />

Posen und Schlesien,^») die Gotengräber aus Westpreußen; 11) auch die<br />

Ermunduren in Ostmitteldeutschland 1*) oder die Markomannen in Böhmen^a)<br />

bilden keine Ausnahme. Nirgends sind Waffenbeigaben allgemein üblich<br />

und namentlich kommt es allerorten vor, daß zwar Schild und Speer, aber<br />

noch nicht Sporn und Schwert zum Wehrmann gehören. Tacitus schildert<br />

ihn nach unserer Erfahrung ganz zutreffend, wenn er als die Nationalwaffe<br />

die Lanze (bezw. den Speer), nicht das Schwert nennt, wenn er sagt,<br />

daß ein dem römischen Gladius gleichwertiges Eisenschwert bei den<br />

Germanen nicht überall und nicht allzu häufig vorkomme, 1*) wenn er<br />

^) Willers, Bronzeeimer S. 73 ff.<br />

') Darin wurde walirsciieinlicii eine<br />

28 Zentimeter lange Sciiere getragen.<br />

^) Die Griffzunge ist mit einem Bronzeknopf<br />

verziert, die hölzerne Scheide war mit<br />

Bronze beschlagen, vom Tragriemen ist<br />

ehernes Beschlag restweise vorhanden.<br />

••) In der Tülle haftet noch der Stift,<br />

mit dem der Schaft festgemacht war.<br />

*) Als Aufsatz diente ein 12,8 Zentimeter<br />

hoher konischer Schildbuckel — das<br />

Eisenblech ist 1 Millimeter dick — mit<br />

fingerhutförmigen Nägeln; auf den Holzrand<br />

war eisernes Beschlag aufgenagelt; um<br />

den Schildgriff anzubringen, wurde in das<br />

Holz unter dem Buckel ein Loch geschnitten,<br />

über das auf der Rückseite eine kleine<br />

mit Bronzeblech belegte Holzleiste genagelt<br />

wurde (ein 6,8 Zentimeter langes Mittelstück<br />

ist erhalten).<br />

^) Beim einen mißt der eiserne Stachel<br />

3,8, beim andern 4,6 Zentimeter, darunter<br />

sitzt eine 3,1 Zentimeter lange Bronzeplatte.<br />

') z. B. aus Rieste und Nienbüttel (Mus.<br />

Hannover), vgl. Willers, Neue Untersuch.<br />

S. 29. Prähist. Zeitschr. 1, 157 (mit Mäanderurnen),<br />

Bahrendorf: Jahrb. d. hamburg. Anstalten<br />

22, 141. Lüneburger Museumsblätter<br />

3, 29 ff. (z.B. Schild mit Griffstange S. 35 f.);<br />

der Fundort liegt ganz nahe bei Darzau, gehört<br />

derselben Zeit an und unterscheidet sich<br />

durch das Vorwiegen der Waffen ; über Waffenfunde<br />

in Darzau vgl. Zeitschr. f. Niedersachsen<br />

1904, 435, über Mecklenburg vgl. Hagenow,<br />

Körchow u. a. bei Beltz, Vorgesch. Altert.<br />

S.313. 340. 342Taf.52.53. Mannus 2, 217 ff.;<br />

über Schleswig-Holstein (Angeln) vgl. Mes-<br />

TORF, Urnenfriedhöfe S. 41. 82 ff. (Oberjersdal,<br />

Kreis Hadersleben).<br />

*) Buckowin, Hoppenrade, Mariendorf,<br />

Prieschka (Kreis Lieben werda) : Mus. f. Völkerkunde;<br />

Berlitt, Rauschendorf: Mark. Mus. zu<br />

Berlin vgl.Voss-STiMMiNG und Brandenburg.<br />

Landesk. 3 Taf. XV— XVI. Lanzenspitze (um<br />

gebogen) und Messer Jahresschr. 8, 201.203f.<br />

Es gibt Friedhöfe, wie z B. Forsthaus Sorge<br />

(Anhalt), wo zwar Messer, Speer, Lanze des<br />

öftern, aber Sporn, Schild, Schwert nur einmal<br />

belegt ist (Jahresschr. 2, 62 ff.).<br />

3) Fund von Treptow (Mus. zu Stettin)<br />

Hohenselchow (Kreis Randow): Balt.Stud., N.F.<br />

5, 1 1 ff. ; dazu Monatsblätter 8, 39. 77 (Sporn).<br />

'") Funde von Schneidemühl, Janocin<br />

(Kreis Strelno), Karzec (Kreis Gostyn), Brostowo<br />

(Kreis Wirsitz) im Mus. f. Völkerk. zu<br />

Berlin; Schlesiens Vorzeit 6, 422. 7, 218.<br />

Mertins, Wegweiser S.106f.<br />

Verhandl. 1889, 343ff.<br />

Niederlausitz:<br />

1') Anger, Rondsen S. 17. 18. 11 f. 13.<br />

16. 41. 48 u. a.; in den frührömischen Brandgruben<br />

gibt es keine Waffen.<br />

'•*) Der Urnenfriedhof von Großromstedt<br />

(bei Apolda) Zeitschr. f. thür. Gesch. 26, 394.<br />

403. 406. 402. 405. 403; über die Funde von<br />

Körner (Sachsen-Koburg-Gotha), die sich im<br />

Mus. f. Völkerk. zu Berlin befinden, vgl.<br />

GÖTZE, Altert. Thür. S. 172 f.<br />

•3) Pic, Urnengräber S. 162 ff. (Lanze,<br />

Speer, Schild, Schwert, Sporen).<br />

^*) Germ. c. 6; bei dem altertümlichen<br />

und für die ganze Jungmannschaft verbindlichen<br />

Ritus der Wehrhaftmachung (S.444<br />

;

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