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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 82. Schmuck. 487<br />

Anhalt zeigen uns die Funde vom Forsthaus Sorge (S. 482), wie die ähere<br />

Latenemode durch die römischen Formen beeinflußt oder abgelöst wird;<br />

auf dem mit jüngeren Bestattungen besetzten Teil des Friedhofes gibt es<br />

keine Latenefibeln mehr, sondern Armbrustfibeln, die sogenannten Wendenspangen,<br />

Augenfibeln, Kopffibeln, Kniefibeln und Scheibenfibeln bezw.<br />

deren Modifikationen. Sie sind vorwiegend aus Bronze oder Silber, seltener<br />

aus Eisen und werden in der Regel zu zweien, bisweilen zu dreien in einem<br />

Grabe gefunden. Die Spirale ist stark entwickelt (bis zu 4 Zentimeter lang),<br />

durch Kappen oder Hülsen geschützt, der Bügel (3—6 Zentimeter lang) ist<br />

breit geworden, trägt etwa in der Mitte einen ringförmigen Kragen oder<br />

Wulst oder an deren Statt eine runde Scheibe und ist bisweilen mit geperltem<br />

Silberdraht besetzt; auf dem Bügelfuß wie am Bügelkopf erscheinen kleine<br />

als Doppelkreise eingestempelte Augen. i)<br />

Auch auf den Friedhöfen der Altmark ist der Übergang von den Latenezu<br />

den römischen Mustern vollzogen und eindeutig auf Grund der neuen<br />

Fibeln festzustellen ; *) dasselbe gilt für die Mark Brandenburg bis in die<br />

Neumark hinein, wo aus der römischen Provinz eingeführte Fibeln und<br />

davon abgeleitete Sorten ebensogut bezeugt sind 3) wie in Braunschweig,<br />

Lippe und im südlichen Hannover.*)<br />

Die Langobarden^) an der untern Elbe waren ebenfalls reich mit Fibeln<br />

versehen, von denen mehr als dreihundert auf dem östlich von Lüneburg<br />

gelegenen Friedhof von Darzau gefunden worden sind. ß) Dieser Begräbnis-<br />

platz war bis etwa 200 n. Chr. in Benützung; auf dem ältesten Teil hat<br />

man Augenfibeln aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts gefunden,')<br />

in den jüngeren Abteilungen kehren die Wendenspangen und Armbrust-<br />

fibeln, Kopf- und Kniefibeln ^) und schließlich auch die emaillierten Scheibenfibeln<br />

9) wieder. In der Regel lagen zwei gleiche Exemplare in einem<br />

>) Jahresschr. 2, 49ff. Taf.2.3; vgl. auch<br />

Jahresschr. 3, 83 ff. Taf. 8. Almgren S. 138.<br />

141. 143. 147. 152. 156. 159. 179. Im Museum<br />

zu Halle lagert der große Fund von Schenkenberg<br />

(Kreis Delitzscii) und der von Zahna<br />

(Kreis Wittenberg), zu dem Mäanderurnen<br />

mit römischen Fibeln gehören.<br />

») Verband!. 1887, 223 (Tangermünde);<br />

Lüdemann, Das Gräberfeld von Kricheldorf<br />

(Kreis Salzwedel) Arch. f. Anthropol. 29,<br />

252. Undset, Eisen S.233. Hostmann, Darzau<br />

S. 73. Die Museen von Stendal und Salzwedel,<br />

bezw. Berlin, bergen einen reichen<br />

Vorrat aus Fundorten wie Zethlingen und<br />

Groß-Chüden, AUmärk. Jahresber. 24, 92 ff.;<br />

Augenfibel: Jahresschr. 8, 203 f., vgl. 9, 21 ff.<br />

3) Undset, Eisen S. 206. 210. Hostmann,<br />

Darzau S. 62. Voss-Stimming a.a.O.<br />

Almgren S. 134. 136. 139. 143. 147. 152. 156.<br />

157. 159. 165. 170. 174 f. 179. 180. 184; Augenfibeln<br />

etc. aus Fichtenberg (Kreis Liebenwerda)<br />

im Mus. f. Völkerk. zu Berlin; aus<br />

Werder (Kreis Zauch-Belzig), Lunow (Kreis<br />

West-), Karzow (Kreis Osthavelland) ; Wendenspangen<br />

aus Lünow, Parey, Potzlow, Gransee,<br />

Beilin, dazu die ergiebigen Urnenfried-<br />

höfe von Rauschendorf (Kreis Ruppin) und<br />

Berlitt (Kreis Ostpriegnitz) im Mark. Mus.<br />

zu Berlin (Brandenburg. Landesk. 3, 425).<br />

*) Hostmann S. 67 (Helmstedt). 61<br />

(Bemerode). 73 (Wustrow, Uslar); Almgren<br />

S. 138.<br />

Funde<br />

Braunschweig. Magazin 1897, 151 f.;<br />

von Weddel im Herzogl. Museum<br />

zu Braunschweig; vgl. auch Zeitschr. f. Niedersachsen<br />

1864, 351.<br />

'') Gädcke, Progr. Salzwedel 1 906 S.5 f . 11<br />

6) Hostmann S. 46 ff. Taf. 7 ff. (Nach-<br />

lese: Jahrb. d. hamburg. Anstalten 22, 140 f.),<br />

dazu Almgren Taf. 1-6. 9, vgl. S. 10. 16.27.<br />

64. 93 (es fehlt noch durchaus die Fibel mit<br />

umgeschlagenem Fuß S. 215).<br />

') Kiekebusch S. 78 ff.; die Bronzebügel<br />

einer entarteten Augenfibel sind durch eingepunzte<br />

Kreise oder Dreiecke ornamentiert<br />

(Hostmann S. 50).<br />

*) Beachtung verdienen Kniefibeln mit<br />

Deckplatte (Almgren S. 66 ff. 183 f. Fig. 151<br />

bis 155).<br />

9) Hostmann S. 57. 59. 72 (runde Broschen<br />

mit Charnier; durch zwei Exemplare<br />

vertreten) Taf. 8, 11. 12; vgl. Almgren S. 99.<br />

210.<br />

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