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Deutsche Altertumskunde

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484 H- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

spärlicher in den Landschaften rechts von der untern Elbe, von Lüneburg, i)<br />

Lauenburg und Ostholstein (Taf. 31,8.23, 12)2) bis nach Ostjütland^) hinauf,<br />

wobei zu berücksichtigen ist, daß in Mecklenburg-Strelitz einerseits, in<br />

Westholstein andererseits entsprechende Funde vollständig fehlen.*) Damit<br />

kann nur ein kuhureller und ethnischer Unterschied angedeutet sein.<br />

§ 82. Schmuck. Die archäologischen Materialien lassen nicht bloß<br />

aus der Keramik für den Hausrat, 0) sondern auch aus den Schmucksachen für<br />

die Volkstracht der <strong>Deutsche</strong>n (S. 425) in der römischen Epoche den Schluß<br />

zu, daß das Vorbild der Provinzen auf sie zu wirken begonnen hat, daß sie<br />

aber trotzdem von ihrem eigenen Geschmack nicht abgewichen sind.<br />

Das für die Forschung wichtigste Stück der Volkstracht ist jene für<br />

den Anzug unentbehrliche Schmuckform der Sicherheitsnadel, die Fibel,<br />

die uns schon in der Latenezeit als Leitmotiv gedient hat (S. 273). Die<br />

älteren Muster der römischen Epoche stammen von der Latenefibel ab.«)<br />

Originale der provinzialrömischen Fibeln kommen fast ebenso selten bei den<br />

Germanen des Binnenlandes vor, wie etwa Terrasigillatagefäße; nur an<br />

den Grenzen des deutschen Siedelungsgebiets machte sich der römische<br />

Import stärker bemerkbar.^) Eingeführt wurde nun aber nicht, wie man<br />

erwarten sollte, die zur Militäruniform gehörende gallisch-römische Soldatenfibel,<br />

die in den Legionslagern und Kastellen ganz alltäglich ist,^) sondern<br />

es kam zu uns von Südosten her schon in der ersten Hälfte des ersten<br />

Jahrhunderts^) die zur römischen Armbrustfibel entwickelte Latenefibel<br />

(mit durchbrochenem Fuß Taf. 32, 1— 2),io) die sogenannte Wendenspange<br />

(Taf. 32, 4) und die Augenfibel (Taf. 32, 6), d.h. eine von den Lateneformen<br />

abstammende Bronzefibel mit verbreitertem Bügel, an dessen Kopfende eventuell<br />

zwei runde geschlitzte Löcher (oder Grübchen oder Kreise) augenförmig<br />

ausgeschnitten (oder eingestempelt) sind und bei der die Drahtsehne<br />

nicht wie bei der Armbrustfibel unter der Spirale, sondern auf ihr liegt. Die<br />

Typen kommen auch auf provinzialrömischem Boden vor und bleiben bis<br />

gegen Ende des zweiten Jahrhunderts bei den deutschen Männern und<br />

Frauen als neumodisches Trachtstück bevorzugt. i^)<br />

,<br />

') Fund von Darzau (ed. Hostmann kommt: es handelt sich um parallele Linien-<br />

1874), Rebcnstorff (Zeltschr. f. Niedersachsen Systeme, zwischen denen schrägliegende<br />

1873, 299), Bahrendorf, Nienbüttel u. a. (Mu- Querstriche in kurzen Abstanden in den Ton<br />

seum zu Lüneburg); die altmärkischen Funde I<br />

geritzt sind (S.Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 2, 60).<br />

'S.483Anm. 3) schliefJen hier unmittelbar an. *) Auf die vereinzelten pommerschen<br />

gje westlichsten Fundorte liegen in der Nähe Funde (Zeitschr. f. Ethnolog. 1905, 395) ist<br />

der Ostc (Quelkhorn, Kreis Zcven: Zeitschr. kein Gewicht zu legen; denn die swebischen<br />

f. Niedersachsen 1878. 164) und der Aller 1<br />

(Hankenbostcl, Kreis Celle: WiLLEF«, Bronze- ;<br />

elmcr S. 49 f.). i<br />

•) Oute Belege aus Witzhave und Bast- !<br />

hörst im Hamburger Museum; vgl. ferner<br />

Knorh, Allcrc Eisenzeit S. 24 Taf. 3, 56. 57<br />

(Eutin, Malcntc u.a.), dazu ein neuerer Fund<br />

aus Meinsdorf (Kreis Plön).<br />

Mäanderurnen sind durch den Handel über<br />

ihre Heimat hinaus verbreitet worden; der<br />

einleuchtendste Fall ist der Fund von Frrinlev<br />

(auf<br />

der I-ehmarn gegenüber liegenden Insel<br />

Laaland) Aarbogcr 1900, 164.<br />

») Vgl. hierzu §81.<br />

«) Vgl. z.B. Almgren Fig. 236 S. 109. 211.<br />

») Vgl. z. B. Almgren Fig. 15 S. 106.<br />

*) Dieser Riidchenmaander kann aber in<br />

Jutland nicht bodenständig gewesen sein<br />

(Aarbegcr 1900, 162 ff.), denn es bildete sich<br />

hier eine lokale Abart des Mflanderornamcnts<br />

aus, die weder mit dem wcstgermanischen<br />

noch mit dem ostgermanlschen<br />

Flg. 19—20 S. 107.<br />

*) Almgren Fig. 240 (vgl. AhV. 2, 6,3);<br />

sie triU nur in B») Almgren Taf. 1—2.<br />

»>) Vgl. Almgren Fig. 45—52. 57—61.<br />

Mustersich dcckl und sehr häufig vor- Kiekebusch S. 68 ff. Taf? II. Für die Zeit

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