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Deutsche Altertumskunde

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482 H- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

die Niederlausitzi) ab, gegen Ende der Periode taucht die Urne mit Standfuß<br />

und Warzenornament aber auch im Westen auf und hat sich bis nach<br />

dem Rhein hin verbreitet. 2)<br />

Die vorbildliche Keramik Nordostdeutschlands hat noch in einem zweiten,<br />

wichtigeren Fall auf die benachbarten Westgermanen eingewirkt. Es handelt<br />

sich um die Mäanderurnen (S. 299). s) Dieser keramischen Neubildung<br />

liegt nicht bloß die Fußurne, sondern auch eine ältere henkellose Gefäßform<br />

zugrund (Taf. 31, 3), die als Nachbildung der Bronzesitula (S. 271) in<br />

der Latenezeit in Aufnahme gekommen war und im Eibgebiet namentlich<br />

bei Forsthaus Sorge (Anhalt) mit ornamentiertem Henkel noch gut bezeugt<br />

ist (Taf. 31, 6).*) Dieser Friedhof ist semnonisch und liefert in seiner auf die<br />

römische Epoche entfallenden Abteilung das neue aus jener Grundform entwickelte<br />

Gefäß mit oder ohne Standfuß, das seiner ornamentalen Mäander-<br />

verzierung wegen einen neuen Wert gewinnt.^)<br />

Zwischen Oder und Weichsel") ist eine Mäanderurne schon im 1. Jahrh.<br />

V. Chr. belegbar und zwar sind hier die Konturen des klassischen Ornaments<br />

als ausgezogene Linien in den Ton geritzt (Taf. 31, 7) und eventuell die<br />

Linien mit Punkten umsäumt. Jetzt bürgern sich aber (im 1. Jahrh. n.Chr.)<br />

die schwarzen, braunen oder grauen Mäanderurnen auch zwischen Oder und<br />

Elbe und links von der Elbe im östlichen Hannover ein und sind hier für<br />

die ältere römische Epoche bezeichnend (Taf. 31, 8).^) Sie sind aus freier<br />

Hand geformt und am offenen Feuer gebacken, aber viel dünnwandiger und<br />

feiner poliert als die ältere einheimische Ware und gemahnen insoweit an<br />

die fortgeschrittene römische Technik. In klarem Gegensatz zu den Mäander-<br />

urnen der Lugier und Wandilier bewahren diese eleganten Gefäße der Eibsweben<br />

eine technische Eigenart: die Linienstriche sind in punktierte Linien<br />

aufgelöst,") aber das Ornamentsystem sitzt immer noch auf der Schulter<br />

der Gefäße in einem wagrecht umlaufenden Band, von dem senkrechte<br />

in gleicher Technik ausgeführte Ornamentfelder bis zur Standfläche herab-<br />

fallen (Taf. 23, 12— 13). Dieser sogenannte Rädchenmäander") hat ein ge-<br />

schlossenes Verbreitungsgebiet und gestattet uns, in Nordd^utschland das<br />

Kultur- und Siedelungsgebiet der Irminen gegen das der Wandilier und Lugier<br />

einerseits und gegen die Ingwaien andererseits abzugrenzen.'") Bei den<br />

') Niedcrlaus. Mlttcil. 3, 26. mehreren Reihen feiner Zähne besetzt war<br />

|<br />

»J Zcitschr. f. thüring. Gesch. 26,380.384.<br />

Oberhess, üeschichtsverein, Fundbericht 1899<br />

und auf der Tonmasse abgerollt wurde.<br />

solches Instrument wurde in Darzau<br />

Ein<br />

gebis<br />

1901 S. Il9f. Taf. 16. 17. Mannus 1,93. funden: es ist ein bronzenes Radchen (mit<br />

KossiNNA, Mannus-Bibliothck 9,58ff. |<br />

J Vgl. oben S. 278 Knoke, Neue Beitrage<br />

zu den Kömerkriegcn (1907) S. 20ff.<br />

Prahlst. Zcitschr. 1, 155 f. Jahresschr. 2 Taf. 1.<br />

Beltz, Vorgesch. Altert. S. 331. 335 (ornamentale<br />

Henkclösen).<br />

*) Jahresschr. 2, 36. 43 Taf. 1, 22—26.<br />

•) Vgl. Mannus-Bibliothek 8, 124 ff.<br />

») UNDSET S. 346.<br />

•) Der Mäander ist ein- oder zweireihig,<br />

drei* oder vierrcihig, die Punktreihen sind<br />

vollständig parallel, müssen also mit einem<br />

rad- oder scheibenförmigen Stempel hergestellt<br />

sein, der mit einer Reihe oder mit<br />

5<br />

Millimeter breiter Reifcnfiaclie und kleinen<br />

viereckigen Vorsprlingen), das auf einem<br />

eisernen Stiel sitzt (Hostmann, Darzau S. 115<br />

Taf. 10, 17).<br />

") Es handelt sich dabei häufig um<br />

Ornamentformen (Stufen- oder Treppenornamente),<br />

die dem klassischen Mäander nur<br />

noch mehr oder weniger ähnlich sind (Korrespondenzbl.<br />

f. Anthropol. 1907, 166. liiiuz,<br />

Vorgesch Altert. S. 334).<br />

'") Grundlegend ist die Abhandlung von<br />

Lisch in den Mecklenburg. Jahrbdehern 37<br />

(1872). 236 ff.; vgl. ferner Mosimann, Der<br />

Urnenfricdliof von Darzau. Braunschweig

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