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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 81. Keramik. 481<br />

hinein ') verfolgen und erweist für Ermunduren und Markomannen ungefähr<br />

dieselben Grundrichtungen ihres häuslichen Lebens wie für die Chatten,<br />

kehrt aber auch in den Terpen Westfrieslands, wo allerdings römischer Ein-<br />

schlag sich kräftiger geltend machte, wieder.'*)<br />

Im Mutterland wirkt das römische Modell schwächer und später.<br />

Die Urnenfriedhöfe bleiben von den altheimischen Typen beherrscht, unter<br />

denen allmählich charakteristische Neubildungen der frührömischen Epoche<br />

auftauchen (Taf. 31, 4. 5). 3)<br />

Schon das Königreich Sachsen wurde von dem römischen Handel nur<br />

leicht gestreift.*) Er kommt hier (wie Elbe-abwärts) nicht mehr durch Originale<br />

jener gallisch-römischen Keramik s) zur Geltung, sondern nur noch<br />

durch charakteristische Nachahmung von Waren römischen Ursprungs. ß) So<br />

ist namentlich die Fußurne (S. 291) den Irminen geläufig, 7) desgleichen den<br />

Ostgermanen.«) Sie ist zwar ohne Drehscheibe hergestellt, 9) verrät aber keineswegs<br />

einen niedern Stand der Technik; i") es herrscht fast durchweg ein<br />

schwarz oder auch grau und braun gedämpftes Geschirr, das bei großem<br />

Fundreichtum nach seinen Größenabstufungen Becher, Näpfe und Schüsseln<br />

zu unterscheiden gestattet; die Breite der Gefäße ist immer beträchtlicher als<br />

ihre Höhe; die Stilform ist durch den kurzen, senkrecht^») auf die Schulter<br />

gesetzten Hals bestimmt (Taf. 31, 1), der auch, wo er stark eingeschnürt<br />

und verengt wurde, dem weitbauchigen schlichteren irdenen Geschirr nicht<br />

fehlt, das noch ohne Standfuß geblieben ist (Taf. 31, 5). i«)<br />

Die als Leitform der Epoche angesprochene Fußurne bleibt im allgemeinen<br />

unverziert. Es ist anfänglich eine ostdeutsche Besonderheit, daß<br />

auf ihrer Bauchwand in dichten Reihen rundliche Erhöhungen warzenförmig<br />

aufgesetzt wurden. Als Fundgebiet dieser ostgermanischen Warzengefäße<br />

(Taf. 31, 2) hebt sich zunächst Schlesien,^») das östliche Brandenburg^*) und<br />

Berlin ]<br />

1<br />

leben alter Muster eine wichtige Rolle, das<br />

römische Vorbild ist auch hier zu verspüren,<br />

aber trotz der römischen Beeinflussung ist<br />

S.<br />

a.a.O. Rausdorf (Ksp. Trittau) : Kieler Mus.<br />

der Sondercharakter einheimischer Keramik (neben Mäanderurnen).<br />

unverkennbar (Korrespondenzbl. f. Anthropol.<br />

») Verhandl. 1889, 343 (Niederlausitz).<br />

1901, 34 f.). Schlesiens Vorzeit 7, 220 Fig. 6. Auffallende<br />

64 f.<br />

*) Piö, Urnengräber Böhmens S. 126 ff. |<br />

*) Röm.-Germ. Korrespondenzbl. 1911,<br />

3) Jahresschr. 8, 198 ff. Taf. 18 (fein geschlemmter<br />

Ton, sorgfältige Technik).<br />

*) Sachs. Volkskunde-' S. 46 f. Prähist.<br />

Zeitschr. 1, 402 f. Jahrb. d. Leipziger Mus. 3.<br />

^) Vereinzelt bleiben Stücke wie z. B.<br />

der echte römische Henkelbecher aus Körchow !<br />

in Mecklenburg (Beltz, Vorgesch. Altert. !<br />

Sonderformen<br />

Altert.<br />

")<br />

zu nennen; vgl. Hostmann, Darzau<br />

löTaf. 1—6. Brandenburg: Voss-Stimming<br />

begegnen in Skandinavien,<br />

vgl. z. B. Vedel, Bornholms Oldtidsminder<br />

S. 102 ff.<br />

») Hostmann, Darzau S. 9 f.<br />

"*) Besonders ausgezeichnet ist schon in<br />

diesem Zeitalter das archäologische Feld Jütlands;<br />

in erheblichem Abstand davon bleibt<br />

die skandinavische Ware (Müller, Nord.<br />

2, 60 f.).<br />

oder auch noch (wie in Latenezeit)<br />

S. 333 Taf. 62, 120). schräg ausladend (S. 270): Taf. 31, 4.<br />

\<br />

{<br />

*) Über Nachbildung römischer Bronze- '') Vgl. z. B. Jahresschr. 3, 65 ff. Taf. 5.<br />

gefäße in Ton vgl. Aarbager 1900, 154 ff. 3. 83 ff. Taf. 8. Sechsundzwanzigster Jahres-<br />

(Jütland). bericht d. altmärk. Ver. S. 151 Taf. 2. Kordorf,<br />

Jahresschr. 6,<br />

Oberröblingen,<br />

7 ff. Taf. 2, 4 (Helms-<br />

Klein-Könnern [Mans- ]<br />

respondenzbl. d. Gesamtver. 1904, 72 ff. Prä-<br />

bist. Zeitschr. 1, 204. Mestorf, Urnenfried-<br />

felder Seekreisj). 2, 43 f. Taf . 1 , 1 1 (Forsthaus höfeTaf.6.9. Beltz, Vorgesch. Altert. S. 331 f.<br />

Sorge [Anhalt]). Für die Altmark wären die Taf. 60 f.<br />

reichen Funde von Qroß-Chüden und Güsse- i') Schlesiens Vorzeit 6, 182. 185.<br />

feld (Kreis Salzwedel) im Mus. f. Völkerk. zu |<br />

")<br />

Voss-Stimming : Fohrde.<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil l. 31

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