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Deutsche Altertumskunde

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30 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

gebirg entlang bis nach Nordwestdeutschland und Nordfrankreich. Für uns<br />

kommt namentlich das Gebiet der mittleren Elbe und Saale und der Ostrand<br />

des Harzes in Betracht. i) Hier ist der Löß aufgetreten; hier war<br />

darum das Land für den Anbau von Getreidearten vorzüglich geeignet,<br />

hier finden sich die ältesten Spuren vorgeschichtlichen Lebens.<br />

Die Lößdistrikte sind bis in die Gegenwart der historische Boden des<br />

Vaterlandes: die oberrheinische Tiefebene,-) die Niederungen des Main und<br />

Neckar, das Land am Fuß des Harzes, das nordwestliche Sachsen, die Talgehänge<br />

der Neisse, Mulde, Saale, Unstrut (sowie die zwischenliegenden<br />

Plateaus), 3) die Täler der Elbe, der Oder und Weichsel, die Gehänge des<br />

sächsischen Mittelgebirgs mit der Lausitzer Platte, die südlichen Teile<br />

von Oberschlesien, das innere Böhmen, sowie das Donautal nebst Hochebene<br />

gehören zu den Lößlandschaften. Sie sind seit den allerältesten<br />

Zeiten dicht besiedelt.^)<br />

Der nördlichen Hälfte der norddeutschen Tiefebene fehlt der Löß und<br />

damit ist ihr ein wesentlicher Kulturfaktor entzogen. Zum Ersatz dafür<br />

bekam sie den deutschen Wald.<br />

Es wäre aber ganz unrichtig, wollte man sich gleich den antiken Geschichtschreibern<br />

Urdeutschland als ein totales Wald gebiet vorstellen. Auch<br />

dem trockenen Kalkboden ist der Wald feind und ebenso ist salzhaltiger<br />

Boden ein baumloser Boden; namentlich blieb das Inundationsgebiet der<br />

Nordsee — zum Unterschied von der Ostseeküste — baumlos: hier entstand<br />

auf marinen Ablagerungen das saftige Grasland der Marschen. So erscheint<br />

die Küste gleich der südlichen Hälfte des norddeutschen Tieflands in jeder<br />

Hinsicht begünstigt. Hier wie dort waren natürliche Lebensbedingungen<br />

für die Entwicklung reicherer Kulturformen dargeboten.<br />

In der Nähe des Meeres haben sich waldfeindliche Dünen, •'^) Anschwemmungen<br />

von Klei und Schlick und dahinter auf dem trockenen<br />

Land der Geest, «) das von den ältesten Ansiedlern bevorzugt wurde, die<br />

Heide erhalten. Es mag strittig sein, in welchem Umfang die Heide ihren<br />

ursprünglichen Charakter unverändert bewahrt hat, aber daran muß fest-<br />

gehalten werden, daß die Heide zu den primären Typen unserer Landschaft<br />

gehört und wenigstens zum Teil älter ist als die Wald Vegetation.") Auf<br />

der cimbrischen Halbinsel z. B. ist die Heide und die ihr eigene Bodenbeschaffenheit<br />

für die Zeit, da die allerältesten Gräberbauten errichtet wurden.<br />

») Qradmann, Geographische Zeitschr.<br />

7,436. Zeitschr. f. Kthnolo^ic 1906,331.334,<br />

Taf.Vl. Zeitscijr. der Gcscilscliaft f. Erdkunde<br />

zu Berlin 1907, 374 u. a.<br />

») Aus Ihr stammt das Wort .Löß'.<br />

*) z.B. Mansfeldcr Hügelland (Jahresschrift<br />

f. d. Vorjicsch. d. sächs.-thUring. Länder<br />

6, 44).<br />

*) Vgl. V. RiCHTMOFEN, China 1, 56. 84:<br />

•Ober das nördliche China breitet sich eine<br />

Bodenart (Löü), welche, wie kaum eine<br />

zweite, den Charakter der Landschaft, die<br />

Ausbreitung des Ackerbaus und die Grenzen<br />

menschlicher Kultur bestimmt, sowie auch<br />

die geschichtliche Entwickclung der Staaten,<br />

welcTic darauf gegründet wurden, beeinflußt<br />

hat."<br />

') Wahnsciiaffe' S. 364 ff. Forschungen<br />

zur deutscl). Landes- u. Volkskunde<br />

19, 1 ff. Das Wort ist fries. und iid. (mnd.<br />

dünc, n\. (iiiiri); vgl. ags. diin, engl, down<br />

(Sandhügcl), alid. di)na (rupis in maris littorc<br />

prominens Ahd. gl. 2, 357, 7. 358. 21).<br />

") Forscliungen zur deutsch. Landesund<br />

Volkskunde 16, 287 ff.<br />

') H.Warming, Dciidanskcplaiiteverdens<br />

historie efter istiden (Kjobenliavn 1904) S.27.<br />

Drude 1,305.

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