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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 81. Keramik. 479<br />

Auch in Norwegen haben sich die altüberlieferten Bronzen und Bronzemuster<br />

zäher erhalten oder was dasselbe heißen will, sind die provinzialrömischen<br />

Erzeugnisse weit später ins Land gekommen. 1)<br />

Auf dem Kontinent, im deutschen Mutterland folgte schon zu<br />

der Zeit, da die römischen Legionen vormarschierten und bis zur Elbe<br />

gelangten, dem römischen Pionier, der die Heerstraßen gebaut hat, der<br />

römische Händler und brachte römische Waren in Umlauf, deren Muster<br />

nachgeahmt wurden, wo bis dahin gallische Mode den Ton angegeben<br />

hatte. Seit der neuen Ära regte sich eine Industrie gemischten, aber<br />

deutlich wahrnehmbaren provinzial-römischen Charakters. 2) Dadurch er^<br />

scheint Deutschland fortgeschrittener als Skandinavien, aber mit den Germanen<br />

am Rhein und an der Donau verglichen, war die Bevölkerung nicht<br />

bloß einfacher und anspruchsloser, sondern auch altmodischer geblieben,»)<br />

oder man könnte sagen, sie habe zunächst den herkömmlichen gallischen<br />

Zuschnitt ihres Daseins aufrecht erhalten.<br />

In der Tat ist für das erste Jahrhundert der neuen Zeitrechnung der<br />

Zusammenhang mit Latene entscheidend gewesen.*) Das gilt sogar von<br />

den Germanen der römischen Provinz, jedenfalls von den Sweben. Die<br />

Bodenfunde ergeben bei ihnen ein eigentümliches Gemisch römischer<br />

und hinterländischer Kultur. So willig diese Germanen am Neckar und<br />

am Main in die römische Lebensführung eingedrungen sind, so sehr haben<br />

sie an ihrem altvaterischen Hausrat gehangen, der uns gleichartig auf dem<br />

weiten Siedelungsgebiet der Sweben begegnet.^) Handgreiflich stellt sich<br />

diese Mischung auf dem Gebiet der Keramik dar: die irdenen Gefäße des<br />

Latenetyp werden nämlich bei den Germanen aus der freien Hand, meist noch<br />

nicht auf der römischen Drehscheibe geformt; sie werden noch weich ge-<br />

backen, während die römische Ware im Töpferofen klingend harte und glatt<br />

abgedrehte Masse bekam.«)<br />

In ihrer neuen Heimat hatten sich die Wangionen auf dem alten Kulturboden<br />

Rheinhessens (z.B. in Nierstein S. 478) niedergelassen; wir treffen hier<br />

ihre Spuren in charakteristischen Brandgräbern, unter deren Beigaben bereits<br />

hartgebackene Drehscheibenware und dann überhaupt römische Keramik<br />

sich meldet,^) während auf demselben rheinhessischen Territorium (und<br />

ebenso auf dem niederrheinischen der Batawer) eine ältere Schicht Spät-<br />

latenekeramik konstatiert worden ist.^) Wenn nun also in diesen Strichen die<br />

Abgänge von primitiveren Gefäßen durch römische Fabrikate frühzeitig er-<br />

hergestellte<br />

rend 1<br />

I gebieten<br />

|<br />

') Undset, Eisen S. 484 ff. Gustafson,<br />

Norges oldtid S. 63 ff. An der Südküste von<br />

Norwegen und in dem Westlande muß mit<br />

einem von Jütland herkommenden Transport<br />

I<br />

gerechnet werden. Nördlich vom Dovrefjell<br />

Tongefäße bürgerten sich wähder<br />

Spätlatenezeit nur in den Rand-<br />

ein (S. 283 ff.) und wunderlich nimmt<br />

sich unter den alten Mustern die aus links-<br />

rheinischen Töpfereien stammende, feine,<br />

j<br />

tritt das Eisen noch erheblich später auf. gallische Keramik aus.<br />

') Undset, Eisen S. 461. Bonn. Jahrb. ') S. 477. AhV. 5, 173 f.<br />

105, 59. «) Auch bei Klein-Winternheim wurden<br />

!<br />

1<br />

(Nimwegen).<br />

[<br />

') simplicius et antiquius Germ. c. 5. Spätlatenescherben gefunden; ebenda konnte<br />

*) Undset S. 289 f. Höfer, Korrespon- i aber ein römischer Marstempel nachgewiesen<br />

denzbl. d. Gesamtvereins 1904, 72 ff. werden (mit Lanzenspitzen und andern Waffen<br />

5) AhV. 5,376.<br />

als Voiivgaben) AhV. 5, 112, vgl. 414. 415<br />

*) Gutprofilierte, auf der Drehscheibe

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