29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3, Germania. B. Kulturverhältnisse. § 80. Handelsverkehr und Sprache. 469<br />

Weinservice aus Bronze (bezw. Messing) kommen in den Limeskastellen<br />

häufig vor.i) Italienische Exemplare^) sind bei den Kolonialgermanen 3) über<br />

den Limes hinaus nicht bloß jenseits vom Rhein 4) und bei den Markomannen<br />

in Böhmen, ö) sondern auch im Hinterland bis an die Nordsee und<br />

Ostsee und sogar nach Skandinavien hinüber verbreitet gewesen. ß) Auch<br />

gallisches Geschirr wurde von den römischen Stationen am Niederrhein<br />

ins Binnenland geleitet. Das Hauptabsatzgebiet war Nordwestdeutschland<br />

(S. 28^.).') Wir sehen auch in diesem Fall, wie der römische Handel den<br />

Legionen gefolgt ist, z. B. zu Schiff der Nordseeküste entlang, um bei den<br />

Flußmündungen einzubiegen oder über Schleswig und Jütland *) nach dem<br />

ferneren Norden sich zu wenden. 8) Als gute Kunden der gallischen Weinlieferaiiten<br />

erweisen sich insbesondere die Hannoveraner, d. h. die Chauchen,<br />

die durchaus nicht bloß Regenwasser getrunken haben (S. 320), die Angriwarier<br />

und Cherusken. Der Wasserkante entlang verteilen sich die Fundorte<br />

von der Insel Texel (Nordholland) ^o) und von Leer (an der Ems)ii) über den<br />

Kreis Lehe (an der Geeste)'^) bis zur hannoverischen Oste und dann land-<br />

einwärts bis zum Solling. Zwischen der mittleren Oste und der untern Elbe<br />

liegt Hemmoor: in den Jahren 1892—93 sind aus dem dortigen Urnenfriedhof<br />

achtzehn Bronzebowlen herausgeholt worden (Taf.29);i3) in nächster Nähe<br />

»^ Westd. Zeitschr. 1, 469 ff. Wagner,<br />

Fundstätten im Großh. Baden 1,230 ff. CIL.<br />

XIII, 3, 692 ff. ORL II, 8, 92ff.; ein reicher<br />

Fund stammt aus dem Kastell Dambach am<br />

rätischen Limes (S.383 ORL. VI, 69, 13 Taf.4);<br />

den Rhein entlang lassen sie sich verfolgen<br />

von Freiburg i. Br. an (achtteiliges Service:<br />

Willers, Bronzeeimer S. 65) über Rheinzabern<br />

und Rheinhausen bis Mainz und<br />

Heddernheim (Willers S. 65 f. 66. Taf. 2, 5.<br />

9, 2) und Kastell Zugmantel (ORL. II, 8, 92),<br />

dann stromabwärts über Niederbieber und<br />

Köln bis Nimwegen (Verhandl. 1897, 450 ff.)<br />

und in die Niederlande (Catalogus van het<br />

Rijksmuseum te Leiden S. 177 ff.).<br />

'^) Die schönsten capuanischen Erzeugnisse,<br />

die außerhalb Pompejis belegt sind,<br />

stammen von Mehrum (südl. von Wesel):<br />

FuRTWÄNGLER, Bonn. Jahrb. 1891, 23. Willers,<br />

Bronzeeimer S. 120. Neue Untersuch.<br />

S. 8. 26 Taf. 5, 1—3; der größte Eimer enthielt<br />

die Asche des Verstorbenen, unter den<br />

Beigaben verraten Schild, Schwert, Lanze<br />

und Dolch den weinseligen Germanen; über<br />

Bachem (Kreis Köln) vgl. Willers, Neue<br />

Untersuch. S. 63.<br />

') z.B. Neckarsweben AhV.5, 370; vgl.<br />

Willers, Neue Untersuch. S. 65.<br />

*) z. B. in Haltern (Willers, Neue Unters,<br />

S. 76. 83); vier Bronzebecken von Ravensberg<br />

im Museum zu Münster.<br />

*) Schon zur Zeit Marbods (Willers,<br />

Neue Unters. S. 27. 75. Piö, Urnengräber<br />

Böhmens S. 117 ff. nebst Tafeln).<br />

6) Nord. Fortidsminder 2, 27 ff. 32 ff.<br />

S. Müller, Altert. 2, 52 ff. Jernalderen Taf.<br />

XIII. XX. Aarb0ger 1900,148. O.Montelius,<br />

Kulturgesch. S. 168 ff.<br />

^) Vgl. die Karte bei Willers, Neue<br />

Untersuch. S. 32; Zeitschr. f. Niedersachsen<br />

1854, 1 fL<br />

*) Bronzeeimer und Kasserolle von Forballum<br />

(Kreis Tondern) Mestorf, Altert. 478,<br />

vgl. Urnenfriedhöfe S. 90. 30. 36. 41 f. 45 f.<br />

Bronzegefäß mit röm. Stempel aus Norderbrafup<br />

(Kreis Schleswig) CIL.XIII,3, 10036,37.<br />

Entsprechende Funde aus Holstein im Kieler<br />

Museum; beachte namentlich den Fund aus<br />

Bargteheide: Weinsieb und Schöpfgefäß (gestempelt:<br />

Lucanus) und zwei Trinkhornbeschläge<br />

(dazu Bronzeschere und Bronzemesser);<br />

ferner Mestorf, Urnenfriedhöfe<br />

5.3 f. 13.91.<br />

^) Die Fundorte beginnen an der Emsmündung<br />

und liegen besonders dicht im<br />

Stromgebiet der Weser, sind dagegen in<br />

Nordostdeutschland und Ostmitteldeutschland<br />

spärlicher (Zeitschr. f. Ethnolog. 37, 593);<br />

über die dänischen, schwedischen und norwegischen<br />

Funde vgl. Willers S. 57 ff. CIL.<br />

XIII, 3, 768 f. (Stempel italienischer Fabriken).<br />

„Auch wenn wir nicht bereits durch Tacitus<br />

wüßten, daß nach dem Norden Wein ausgeführt<br />

wurde, müßten wir schon aus den Gefäßen<br />

auf einen in großem Umfang vorgenommenen<br />

Weinvertrieb schUeßen"<br />

(Willers S. 200).<br />

'

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!