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Deutsche Altertumskunde

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468 IL Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen,<br />

und Kannen,!) Krügen und Kelchen 2) besteht, zu dem aber auch hölzerne, mit<br />

Bronzeblech beschlagene Eimer, 3) Becken, Kessel und Näpfe,^) Schalen und<br />

Kasserollen (Pfannen) und Schöpfgefäße (Kellen) nebst Sieb gehörten (Taf.<br />

29—30), weil die bekömmlichste Weinmischung vor dem Genuß angerichtet<br />

und filtriert wurde, um den starken Bodensatz der ausländischen Weinsorten<br />

abzuscheiden (Taf. 30, 2—3).^) Es ist ein solches Trinkservice in der Regel<br />

billiges Messinggeschirr. 6) Ausnahmsweise gelangte auch ein silbernes<br />

Service nach Deutschland.'^) Tacitus wußte nur, daß man römischerseits aus<br />

politischen Gründen silbernes Geschirr an einflußreiche Persönlichkeiten ver-<br />

teilte, weil man in Deutschland Wert darauf legte, solch aparte Stücke zu<br />

besitzen, daß man aber hier dieses Prunkgeschirr nicht zu gebrauchen verstehe;<br />

weil kein Verständnis für edle Form vorhanden sei, darum würde<br />

damit im Grunde nicht anders als mit wohlfeilem irdenem Geschirr umgegangen.»)<br />

Ein auffallendes Beispiel ist der Silberkessel von Gundestrup<br />

(Jütland; vgl. S. 316);^) rohere gallische Fabrikate i") ergab der im Jahr 1868<br />

gelungene Hildesheimer Silberfund, der aber auch vornehme griechische<br />

Stücke aus der Zeit des Augustus enthielt und vermutlich den aus römischem<br />

Familienbesitz stammenden Vorrat eines Händlers ausmachte, der von ihm<br />

selbst im 2.—3. Jahrh. sorgfältig verpackt und vergraben uns als Beleg<br />

dafür willkommen ist, daß die Silbereinfuhr im Lauf der Jahre größeren Um-<br />

fang gewonnen hat.i')<br />

anord. skutel (Rigst)ula 31), ags. scutel, and.<br />

scutala, ahd. scuzzila Schüssel.<br />

') lat. canna > anord. kanna, ags. canne<br />

(engl, cari), ahd. kanna, kanta.<br />

-) lat. calix > anord. kalkr, ags. calc,<br />

calic, and. kelik, ahd. chelih Kelch.<br />

») Taf. 29, 5; Willers, Bronzeeimer<br />

S. 184 ff. Taf. 1,8. S. Müller, Jernalderen Taf.<br />

XIX. Korrespondenzbl.f.Anlhropol. 1899, 62.<br />

*) Willers, Neue Untersuchungen über<br />

die römische Bronzeindustrie (Hannover 1907)<br />

S.62ff.<br />

*) Willers, Neue Untersuchungen S. 69 ff.<br />

Taf. 6—8; vgl. Hoops, Reallex. 1, 321 ff.<br />

•) Römische Zink- oder Messingbronze<br />

muß von einheimischer Zinnbronze unterschieden<br />

werden (Bonn. Jahrb. 44, 99 f. HOST-<br />

MANN, Darzau S, 51 f. Willers. Bronzeeimer<br />

S. 137). In Niedergermanien bestand nach<br />

Willers' Neuen Untersuchungen eine seit<br />

zirka 150 n. Chr. blUliende Fabrik für dieses<br />

mit Qalmei legierte Geschirr; sie wird in<br />

der Nahe von Gcssenich bei Aachen lokalisiert<br />

(Zeitschr. d. Aachener Gcscliichtsver. 30<br />

(1908J. 235 ff.). Zuvor hatte man echte italienische<br />

Erzeugnisse bekommen: beweiskräftig<br />

sinddicFabrikantenstcmpcl(C!LXI!l,3,<br />

770ff.), die sowohl In Böhmen als in Pommern,<br />

Mecklenburg und Skandinavien auftauchen<br />

und die aus PomDeji wohlbekannten Namen<br />

des P. Cipius. Polibius und des Ansius<br />

['.paphrodittis wiedererkennen lassen; vgl.<br />

WiLLi-KS. Hlicin, Mus. 62 (1907). 133.<br />

') Für das heimische Getrflnk benutzte<br />

man noch mit Silber beschlagene Trinkhörn<br />

er (Taf. 30,1; S. 290. 469. 470): Caesar<br />

6, 28, vgl. Willers, Bronzeeimer S. 79 f. Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S.318. Mannus-Bibliothek 8,<br />

144 f.; besonders bemerkenswert sind dänische<br />

Funde Nord. Fortidsminder 2, 7 ff . 29 f.<br />

*) possessione et usu haiid perinde af-<br />

ficiuntiir Germ. c. 5 {gaiident donis c. 15),<br />

vgl. CIL XIII, 3, 683.<br />

ä) Nord. Fortidsminder 1, 35 ff. (im Jahr<br />

1891 gefunden). A. Voss in der Festschrift<br />

für Bastian (1896) S. 369 ff. Röm.-germ.Korrespondenzbl.<br />

1910, 45.<br />

•") Aus Gallien stammendes Silbergeschirr<br />

kommt auch sonst vor; vgl. Willers, Bronzeeimer<br />

S. 173. 196 ff.: silberner Becher aus<br />

Holubic (Böhmen); zwei ähnliche Stücke aus<br />

Jütland (Amt Aalborg), ein dem Hildesheimer<br />

Becher gleichendes Kxemplar aus<br />

Wichulla (Oberschlesien) Verhandl. 1887,723;<br />

Schlesiens Vorzeit 7, 413 ff. Taf. XI; silberner<br />

Eimer aus Sackrau (bei Breslau), dazu eine<br />

kleine vierfüßige mensa uinaria zum Aufstellen<br />

des Prunkgeschirrs, die sich in derselben<br />

Weise zusammenklappen läßt wie der<br />

Hildesheimer Dreifuß Grempler, Fund von<br />

Sackrau Taf. 3. 5. Wii.LERS, Neue Untersuch.<br />

S. 96 f.; silberne Schale aus Groß-Kellc<br />

(Mecklenburg) Bhltz Taf. 59. 86.<br />

")CIL. XIII, 3, 763 ff. H. Pernice und<br />

F. Winter, Der Hildesheimer Silborfund,<br />

Berlin 1901; über die neue Hypothese von<br />

O. Seeck, <strong>Deutsche</strong> Rundschau 147 (1911),<br />

396 vgl. oben S. 346 f. Anm. 8.

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