29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

466 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Zeitrechnung sich eines beträchtUchen Kulturvorsprungs vor dem binnen-<br />

ländischen Deutschland erfreuten.<br />

Eine dritte Kulturzone liegt am äußeren Saum der römischen Reichs-<br />

grenze. Den Vorwurf der geistigen Trägheit, den Tacitus gegen die Germanen<br />

erhebt, konnte er den unternehmungslustigen Neusiedlern gegen-<br />

über, die nur der Limes von der römischen Provinz trennte, nicht aufrechterhalten.')<br />

Diese „Kolonialgermanen" eiferten, was militärische Disziplin und<br />

bürgerliche Hantierung betrifft, ebenfalls den Galliern nach und haben sich<br />

der römischen Mode zugänglich erwiesen, sind aber nicht wie die „Pro-<br />

vinzialgermanen" der Romanisierung verfallen.^) Auch hier konnten stetigere<br />

und fruchtbarere Handelsbeziehungen als im Binnenland aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Die <strong>Deutsche</strong>n brauchten das römische Geld und kannten seine<br />

Münzsorten recht gut. Aber sie waren ängstlich, durch falsches Geld betrogen<br />

zu werden, erkannten nur bedächtig auf Grund der Prägungsstempel<br />

ausgewählte römische Münzen als Zahlungsmittel an 3) und bevorzugten<br />

(um nicht allzuviel zu riskieren) die kleineren Geldstücke mit langer Umlaufszeit,<br />

nahmen darum auch lieber das römische Silber als die römischen<br />

Goldstücke, -i) zumal dies auch für den Kleinhandel der Hausierer bequemer<br />

war.^)<br />

In der Latenezeit hatten die deutschen Kolonien gallisches Geld aufgenommen<br />

(S. 209f. 217); jetzt beginnt die Bevölkerung vorsichtig zur römischen<br />

Währung überzugehen '') und bevorzugt das Silberkurant der augusteischen<br />

Periode. Für die zeitliche Bestimmung dieser folgenschweren Neue-<br />

rung') ist entscheidend, daß Funde, die nur republikanisches Geld ent-<br />

hielten, bisher nicht gemacht worden sind. Der römische Geldverkehr be-<br />

ginnt also erst mit oder nach dem Zeitalter des Augustus.<br />

In der römischen Provinz Germanien ist römisches Geld in allgemeinem<br />

Umlauf und massenhaft gefunden worden;«) anders im Binnen-<br />

land. Hier ist das Silbergeld fast ohne Ausnahme neronischen Fußes, ^)<br />

aber in der Nähe der Reichsgrenze waren auch vorneronische (augusteische<br />

und republikanische) Münzen in Kurs;'") eine große Seltenheit sind Gold-<br />

') multum ut inter Germanos rationis<br />

ac sollertiae Germ. c. 30; vgl. AhV. 5, 38.<br />

») Handelsverkehr: Caesar 1, 39. 4, 3: 2.<br />

Dlo53, 26. Germ. c. 41. Ann. 2, 62. Histor.<br />

4, 15. 64.<br />

*) agnoscunt et eligunt Germ. c. 5.<br />

*) Es waren besonders beliebt die altrömischen<br />

Silberdenare mit gezahntem Rand,<br />

die eine biga als Prägestempel zeigten (Germ,<br />

c. 5); erst seitdem Nero die Silt)erdcnare um<br />

ein Ijalbes Gramm leichter gemacht, kamen<br />

auch die guten römischen GoldstUcIte etwas<br />

mehr in Kurs; die auf ncroniscliem Fuü ge- i<br />

wegen hoch hinauf datiert werden (westgermanische<br />

Konsonantendehnung) ; zurSache<br />

vgl. Bericht über die Fortschritte d. röm.germ.<br />

Forsch. 1904, 45 ff.<br />

*) In Nauheim (S. 288) kam schon neben<br />

3 Stücken von Nemausus 1 von Augustus<br />

vor (QuiLLiNG S.98f.); vgl.FoRRER, Keltische<br />

Numismatik S. 134 ff. Ber. über die Fort-<br />

schritte der röm.-gcrni. Forsch. 1904, 40.<br />

') Welche Rolle das römische Geld in<br />

der Politik spielte, deutet Tacitus Histor. 4,76.<br />

Germ. c. 15. 42 an.<br />

») Vgl. z. B. die Funde röni. Münzen in<br />

Erflgtcn Denare sind in Binnendeutschland Württemberg: Fundbericht aus Schwaben 1,<br />

Is ins 3. Jahrhundert kurant gel)liel)en.<br />

36. 2, 32. 3, 55. 4, 56. 5, 43. 6, 47. 7, 42. 8, 77.<br />

») Gegen das römische Kupfcrgeld schei- 9,37. 10,52. 11,64. 12, 129. 13,26. 14, 18.<br />

nen sie sich anfangs ablehnend verhalten zu<br />

haben ; das Lehnwort kupfer < cuprum (S. 124)<br />

darf aber seiner laulgeschlchtlichen Merkmale j<br />

15, 66. 16, 92. 17, 59. 18, 77. 19, 136.<br />

•) MOMMSEN, Schriften 4, 238 f.<br />

'°) Für die Niederlande vgl. den Cata-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!