Deutsche Altertumskunde
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460 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />
Ch. Hostmann, Über altgermanische Landwirtschaft, Göttingen 1855. G. Hanssen,<br />
Agrarhistorische Abhandlungen I. Leipzig 1880. W. Röscher, Ber. d. sächs. Gesellsch. d.<br />
Wissensch. 10 (1858). Ch. Hennings. Über die agrarische Verfassung der alten <strong>Deutsche</strong>n<br />
nach Tacitus und Caesar, Kiel 1869. R. Hildebrand, Recht und Sitte auf den verschiedenen<br />
wirtschaftlichen Kulturstufen, 2. Aufl., Jena 1907. v. D. Goltz, Geschichte der deutschen<br />
Landwirtschaft, Stuttgart 1902. J. HOOPS, Die Stellung des Ackerbaus im Wirtschaftsleben<br />
der Germanen zur Römerzeit (Waldbäume und Kulturpflanzen S. 483 ff.); vgl. Reallex. 1, 22 ff.<br />
41 ff. Histor. Zeitschr. 79, 45. 292. <strong>Deutsche</strong> Zeitschr. f. Geschichtswiss. N.F. 2 (1898), 269 ff.<br />
Klio XI, 48 ff. Conrads Jahrbücher f. Nationalökonomie, 3. Folge, Bd. 19, 1. 161. 28, 433.<br />
Zeitschr. f. d. gesamte Staatswissenschaft, Erg.Heft 13, 31 ff. Brunner, Rechtsgesch. l"-', 81ff.<br />
W. Fleischmann, Altgermanische und altrömische Agrarverhältnisse, Leipzig 1906. Caesar,<br />
Tacitus, Karl der Große und die deutsche Landwirtschaft, Berlin 1911 (Journal f. Landwirtschaft<br />
51, 81. 59,209). K.Haff, Die dänischen Gemeinderechte, Leipzig 1909. K. Rhamm,<br />
Ethnographische Beiträge zur germanisch-slavischen <strong>Altertumskunde</strong> I. Braunschweig 1905.<br />
R.Kötzschke, <strong>Deutsche</strong> Wirtschaftsgeschichte in dem „Grundriß der Geschichtswissenschaft",<br />
herausgegeben von A. Meister 11, 1 (1908), 23 ff.; vgl. Hoops, Reallex. 1, 413 ff.<br />
§ 79. Haus und Hof. Zum Wirkungskreis der Bauerschaft gehörte<br />
schließHch der Wohnraum des Dorfes mit seinen Häusern. i)<br />
Hier blieb zunächst für gemeinsame Bedürfnisse der Genossenschaft<br />
ein genügend großer Platz reserviert, der als Versammlungsort und Festwiese,<br />
aber auch als Viehweide, vereinzelt sogar schon als Marktplatz<br />
eingerichtet war und Gemeindeeigentum blieb. 2) Außerhalb dieses Dorfplatzes<br />
lagen unregelmäßig und in weiten Abständen, jedoch gerne nach<br />
der Sonne gelagert, s) im Schatten hoher Bäume innerhalb eingefriedigter<br />
Hofstellen die Wohnhäuser, von denen aus der Wasserbrunnen und die<br />
Feldflur möglichst bequem zu erreichen war.*) Wir nennen diese Art von<br />
die Acker Wirtschaft bezüglichen Angaben<br />
Caesars und denen des Tacitus vermag ich<br />
nicht anzuerkennen; bei beiden Autoren<br />
handelt es sich nicht um das Kulturland<br />
im Gegensatz zur Dorfmark, sondern um<br />
das Pflugland und den Turnus der einzelnen<br />
Ackerlose. Ich gebe aber zu, daß die<br />
Darstellung Caesars, die sich durch die<br />
Hervorhebung der Kluften einer Dorfschaft<br />
auszeichnet, völlig nur dann verständlich<br />
wird, wenn man annimmt, er habe sich<br />
absichtlich so ausgedrückt, daß nicht bloß<br />
die ansässige Bevölkerung des Mutterlandes,<br />
sondern insbesondere auch die auf der Landsuche<br />
sich befindenden und auf den Quartierund<br />
Ortswechsel angewiesenen, militärisch<br />
organisierten Vetterschaften der Auslandskolonicn<br />
einbezogen werden konnten (die<br />
Sätze: neque longius anno remanere uno<br />
in toco incolendi causa licet 4, 1 . quo loco<br />
uisum est agri attn'buunt atque anno post<br />
alio transire cogunt 6, 22 lassen sich auch<br />
auf Auswanderer beziehen, \v\.neassidua<br />
consuetudine capti Studium belli gerendi<br />
agricultura commutent . . . ne accuratius ad<br />
frigora atque aestus uitandos aedificent);<br />
.der jährliche Wohnungswechsel ... Ist ein<br />
Unding- Kilo XI. f)2 f. ivgCHoopS, Reallex. 1,43.<br />
') uici aedi/iciaqueCat9Br4, 19(= anord.<br />
^j/); Über Hausreste vgl. MONTELIUS, Kultur-<br />
MKhlchtc S. 186 ff.; AarbHgcr 1906. 93ff.;<br />
Mannus l,83ff. Korre>pondcn/.bl.f.Anthropol.<br />
1912, 63 ff.<br />
2) Der Dorfplatz, der Innenraum des<br />
Dorfes, heißt ahd. wich, ags. afries. and. wik<br />
(in Ostfriesland noch heute, Swart S. 93L;<br />
häufig in Ortsnamen); hier wurde das f)ing<br />
gehegt usw.(Weichbild) ; vgl. Anz.f.d. Altert. 25^<br />
248 f., die Bezeichnung^/ für /or«///S.431.452;<br />
anord. td und dazu adän. forta, ndän. fortaug<br />
Anz. f. d. Altert. 25, 230. Haff, Gemeinderechte<br />
1, 113 ff. 196 ff. (Dorfplatz als Viehweide);<br />
Marktplätze nach römischer Art deutet<br />
wohl zuerst Dio56, 18 an (vgl.Heliand 2825 ff.).<br />
— Liegt der Dorfplatz außerhalb des Dorfes,<br />
so heißt er trink (Rhamm 1 , 40. 76. Swart<br />
S. 95 f.).<br />
') „sonnenrecht" (Swart S. 92f.): die<br />
Ämter gingen innerhalb der Kluft mit der<br />
Sonne um [dat recht sal vollen cn ommegaan<br />
in elcke kluft uth dat oesten in dat<br />
Westen van heerdh to heerdh mett der<br />
sonnen . . .]\ das deutsche Dorf ist also von<br />
Haus aus nicht das regellose „Haufendorf<br />
gewesen, als das es in der Gegenwart erscheint<br />
(vgl. Anz. f. d. Altert. 25, 230; Swart<br />
S. 96; Hi-NNiNGS S. 31 f.). Auch das friesische<br />
und altdänische Wohnhaus lag gewöhnlich<br />
sonnenrecht, d. h. erstreckte sich mit dem<br />
Giebel von Ost nacii West; jüngere Bauten<br />
mußten sich dem Dorfraum anpassen und<br />
so wurde erst durch diese eine Unregelmäßigkeit<br />
in der Bebauung des Dorfberinges<br />
herbeigeführt (Rhamm, Beitr. l,43f. Haff,<br />
Ocmeindercchte 2, 37).<br />
*) Germ.c.l6. Am anschaulichsten wirken