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Deutsche Altertumskunde

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28 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Als ein großmächtiger Gürtelpanzer hatte sich in der jüngsten Glazial-<br />

periode das Inlandeis bis an den Harz, das deutsche Mittelgebirge er-<br />

streckt, i) Seine Spuren finden wir noch in den sog. Riesentöpfen (das<br />

sind kesseiförmige Vertiefungen), wallartigen Hügelreihen und in das an-<br />

stehende Gestein geritzten Gletscherschrammen. Namentlich aber im jütischbaltischen<br />

Höhenrücken hat der nach dem Norden zurückweichende Rand<br />

des Gletschereises eine letzte und deutlichste Ablagerung seiner Moränenzüge<br />

markiert.-) Im Ostseegebiet hat es endlich jene ergiebigen Kreidelager<br />

bloßgelegt, die malerisch über der blauen Flut sich erheben. Die<br />

Kreide aber ist das Muttergestein des Flint (Feuerstein), 3) der sich mit<br />

unerschöpflichen Vorräten in der nordischen Kreideformation eingeschlossen<br />

findet und der Bevölkerung das unentbehrliche Rohmaterial für die Herstellung<br />

von Geräten aller Art geliefert hat. Die ausgiebige und meisterhafte<br />

Bearbeitung des Feuersteins ist für unsere Ahnen ebenso<br />

kennzeichnend wie ihre Verwendung der erratischen Blöcke. Dazu<br />

kommen zwei weitere eigenartige Lebensgüter, die wir dem urzeitlichen<br />

Landschaftscharakter unserer nordischen Heimat zu verdanken haben.<br />

Die Schmelzwasser der Eisperiode haben den Flüssen und Seen der<br />

Tiefebene ihr Bett gegraben. Im ostelbischen Gebiet treten als Merkmal<br />

der Uriandschaft noch heute die Seen hervor; auch sie sind Überbleibsel<br />

intensiver Vergletscherung und liegen darum dichtgedrängt in der Zone des<br />

baltischen Höhenrückens, während sie westlich der Elbe fast ganz fehlen.*)<br />

Ehemals waren sie auch hier in größerer Zahl vorhanden; nur sind sie<br />

längst zu Moorbecken geworden, deren geschlossene Lage den Vertorfungsprozeß<br />

beförderte. Bei der Flachheit des Landes haben auch die Flüsse<br />

mehrfach ihren Lauf geändert. Abgesonderte Teile der ursprünglichen Fluß-<br />

betten blieben wie ehemalige Seen als Altwasser und Tümpel bestehen,<br />

um allmählich zu Röhricht und Bruch oder gar zu Moor zu verwachsen.<br />

Wie östlich der Elbe die Seen, so treten westlich der Elbe, vom östlichen<br />

Holland durch Ostfriesland und Oldenburg bis nach Schleswig-Holstein,<br />

die Moore hervor. Hier liegen in den kümmeriichsten Strichen die weitesten<br />

Moorflächen. '^) Sie sind aber von siedelungsgeschichtlicher und wirtschaft-<br />

licher Bedeutung.«) Ihnen, den Binnengewässern der Eiszeit mit ihren verwesenden<br />

Pflanzenresten, schulden wir unser heimatliches Brennmaterial,<br />

den „Torf".')<br />

•) Forschungen zur deutsch. Landesund<br />

Volkskunde 18, 117 ff.: Sudgrenze des<br />

nordischen Inlandeises (Weißenfcls— Naumburg).<br />

«) Wahnschaite» S. 158 ff. und Karte.<br />

•) Dan. «chwed.///;i/ (anord.//^//fl), ags. [<br />

denn tng\. flint, mnd. flint-(st(*n); flinte ist ein I<br />

Schießgewehr mit Fcucrsteinschloü. Das Wort<br />

ist Ins Französische ühcrnommcn {flin —<br />

Donnerkeil); uralte Nebenformen sind ahd.<br />

mhd. nhd. /lins einerseits und griech. .tUrOoi<br />

andererseits.<br />

) Wahnschaffb • S. 257 ff.<br />

») WAHNSCHAFFES.334.350ff.;PARTSCH,<br />

Mitteleuropa S. 121 ; Hettner, Grundzüge<br />

1,303 (Karte).<br />

«) A.SCHEER, Die anthropogcographisclie<br />

Bedeutung der wichtigsten Suinpflaiuischafteu<br />

von Nordwcstdeutschlnnd, Diss. Kiel 1909.<br />

') Das Wort ist ebenfalls indogermaniscli;<br />

es gehört ctymologiscii zu aind. f/rtrZ;//«<br />

(Büschel Gras) und ist aus dem Sprachgebrauch<br />

der alten niederdeutschen Urheimat<br />

unseres Volkes in die nhd. Schriftsprache<br />

übergegangen {:\\K\.ziirba (ccspesj: iiiiui. torf,<br />

afries. ags. tiirf, anord. torf f^rafa Rigs|)ula<br />

12) und ins I-ranzüsische {toiirbe),<br />

und Russische übernommen.<br />

Litauische

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