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Deutsche Altertumskunde

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446 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Patrons beruhte die ganze Institution, denn der Dienstherr hatte für die<br />

Ausrüstung der zum Teil berittenen Mannschaft und als Brotherr hatte er<br />

für reichliche Verpflegung der ganzen Gefolgschaft aufzukommen und durch<br />

milde Freigebigkeit die Anziehungskraft seiner Persönlichkeit zu steigern, i)<br />

Solcher Huld von selten des Herrn entsprach die Ergebenheit und treue<br />

Anhänglichkeit des Gefolges, das beim Eintritt auf den Dienstherrn vereidigt,<br />

sich als eine Schwurgenossenschaft darstellt^) und als treue Hausgenossenschaft<br />

des Gefolgsherrn den Charakter einer ritterlichen Hausdienerschaft<br />

trägt. 3) Die erforderlichen Mittel mußten durch den Hausschatz<br />

(„Hort") und durch die dem hohen Adel zustehenden Gebührnisse*) sowie<br />

durch die Hauswirtschaft des Patrons, im Zeitalter der Raubwirtschaft aber<br />

zu nicht geringen Teilen durch schlagfertige Raub- und Heerfahrten der<br />

Gefolgschaft aufgebracht werden ;5) lohnend war auch das Weidwerk ;") aber<br />

der eigentliche Beruf blieb das Kriegshandwerk, das unter dem Ansporn<br />

des Ehrgeizes und reger Nachfrage von auswärts,"') aber auch um seiner<br />

selbst willen mit heiligem Pflichteifer und aufopfernder Treue nicht etwa<br />

dem Vaterlande, sondern der persönlichen Ehre des Dienstherrn zuliebe von<br />

dem ihm zugeschworenen Gesinde betrieben wurde. «) Im Glücksfall brachte<br />

es genug ein, um der Gefolgschaft zu gestatten, sich in den ruhigen Winter-<br />

tagen mit Hochgefühl an die reichbesetzte Tafel des Herrenhauses nieder-<br />

er, etwa vom 15.— 20. Lebensjahr ab, zu den<br />

eigentlichen pe-^nds und skalkös. Dem Gefolgsherrn<br />

zunächst standen als seine Vertrauten<br />

(ags. eaxiiesteallan) : der von ihm<br />

beförderte Marschall (mhd. ahd.mar^cAfl/c),<br />

der als eine Art .Oberstallmeister" und Kavallerieoberst<br />

die Aufsicht über den Pferdebestand<br />

zu führen hatte (> ital. mariscako<br />

Hufschmied), und der .Alteste" als der oberste<br />

Hofbeamte, als Seneschall {< siniskalks<br />

< ital. siniscalco Oberhofmeister), der die<br />

ganze Gefolgschaft als Hausdienerschaft<br />

unter sich bekam. — Es ist durchaus daran<br />

festzuhalten, daß die Gefolgschaft eine erweiterte<br />

Hausgemeinschaft gewesen ist, daß<br />

die Gefolgsleute aus dem familiären Dienstverhältnis<br />

des elterlichen Hauses in den<br />

Dienst eines fremden Hauses getreten und<br />

ebenso dem Hausherrn untergeben und gehorsam<br />

sind wie ihrem Hausvater (GiERKE,<br />

Genossenschaftsrecht 1, 94 ff). Zum Verständnis<br />

des Gefolgschaffswescns ist ferner<br />

wesentlich, daß sie der Hauptsache nach,<br />

wie schon Waitz betonte (Verfassungsgescli.<br />

l', 373), aus jungen Männern bestand; es<br />

Ist die Altersklasse der unverheirateten<br />

.Burschen* (magniis electonim imwniim<br />

globus Germ. c. 13); nur ausnahmsweise<br />

widmeten sich soldatisch veranlagte oder<br />

im Kriegshandwerk ausgezeichnete Männer<br />

lebenslänglich diesem Beruf (z. B. bei<br />

den Chatten Germ. c.3l).<br />

') Diese Hausdienerschaft bezog sonst<br />

keinen Sold; vgl. Germ. c. 14: exigunt<br />

princlpls sul liberalitate illum bellatorem<br />

equum, illam cruentam uictricemque frameam.<br />

non epulae et quamquam incompti,<br />

largi tarnen apparatus pro stipendio<br />

cediint Germ. c. 14. „Milde" und „reich"<br />

(^ mächtig) sind die charakteristischen<br />

Epitheta des Gefolgsherrn; sein Geschenk,<br />

womit er sich sein Gefolge verpflichtete,<br />

heißt got maipms, ags. mdpum, and. methom<br />

(mhd. meidem bedeutet „Pferd" und bestätigt<br />

die Angabe des Tacitus von dem equus<br />

bellator).<br />

\\ 189 f.<br />

2) sacramentum Germ. c. 14. Brunner<br />

») Brunner P, 187.<br />

*) pro honore Germ. c. 15.<br />

") materia miinificentiae per bella et<br />

raptus Germ. c. 14. latrocinia millam habent<br />

infamiam . . . ea iuuentiitis exercendae<br />

ac desidiae minuendae causa fieri praedicant<br />

Caesar 6, 23. ins in iiiribus habent<br />

adeo ut ne latrocinii qiiidem piideat Mela<br />

3, 3; vgl. Ann. 12, 29. Schurtz S. 321 ff.<br />

") non multiim iwnatibus, plus per otinm<br />

transigunt Germ. c. 15.<br />

') expetuntur legationibus et muneribus<br />

ornantur Germ. c. 13; vgl. c. 15. So kamen<br />

insbesondere die Gallier zu den ihnen unentbehrlichen<br />

Hilfsmaniisciiaftcn; das großartigste<br />

Beispiel ist das des Ariowist.<br />

*) principes pro uictoria puf^nant, comites<br />

pro principe Germ. c. 15. infame in<br />

omnem uitam ac orobrosum superstitem<br />

principi suo ex acte recessisse c. 14; vgl.<br />

Caesar 7,40. Ann. 2, 11.

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