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Deutsche Altertumskunde

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436 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

begünstigten und ihm das Ohr der Hörer gewannen, i) er mußte darauf<br />

achten, daß er den Volksgenossen kraft seines Ranges zu raten, aber nicht<br />

zu befehlen befugt war.*) Eine Debatte gab es nicht. Die Volksversammlung<br />

murrte, wenn sie unzufrieden war, und damit galt ein Vorschlag als<br />

abgelehnt. 3) Wenn aber der Redner ihren Sinn am tiefsten und besten getroffen<br />

und ehrenvollsten Beifall sich errungen hatte, trampelten die Wehrmänner<br />

wie beim Kriegstanz mit den Füßen, kreuzten ihre Speere und<br />

schlugen Speerblatt gegen Speerblatt an: durch Waffenlärm mit Beifall begrüßt,<br />

galt ein Vorschlag als angenommen.^)<br />

Zur Kompetenz der Landsgemeinde gehörte das gesamte Kriegswesen<br />

und folglich auch die feierliche Wehrhaftmachung der in den Kriegsdienst<br />

zum erstenmal eintretenden Jungburschen. 0) Ferner wurde von ihr über<br />

Krieg und Frieden und andere politische Lebensfragen entschieden, die<br />

Wahl des Königs und die des Herzogs vollzogen und schließlich die Verwaltung<br />

und die Justiz geordnet.^) Sehen wir von den sakralen Obliegenheiten<br />

ab,^) so ist in den schwersten Fällen von der Landsgemeinde nach<br />

Gesetz das Recht gesprochen worden. s) Staatsverbrechen, gegen die Ge-<br />

samtheit der Volksgenossen begangen, 9) wurden vom ganzen Volk gesühnt, i»)<br />

Dabei handelte es sich immer um eine Entscheidung über Ehre und In-<br />

famie '0 oder auch über Leben und Tod, namentlich bei Verletzung des<br />

Kriegsrechts, das alle band, die zum Heeresaufgebot zählten: hatte einer<br />

seinen Schild im Stich gelassen, so durfte er fürder nicht mehr am Gottes-<br />

dienst und an der Volksversammlung teilnehmen, denn er war als Ehrloser<br />

aus der Gemeinschaft der Volksgenossen ^<br />

2) ausgeschieden; hatte aber ein<br />

Landsmann gar Landesverrat geübt oder war er zum Feind übergegangen,<br />

so forderte der Wahrspruch der Landsgemeinde, daß er an einem Baumast<br />

als seinem Galgen aufgeknüpft werde. ^ 3) Hatte einer aus notorischer Feigheit<br />

sich dem Waffendienst entzogen^^) oder infolge von Selbstverstümmelung<br />

und widernatüdicher Unzucht^^) seinen Leib und sein Leben nicht für<br />

j<br />

'<br />

*) Germ. c. 11, vgl. Zeitschr. f. d. Phil, (> nhd. efie), ahd. Swa, and. eo, aUlc&.ewa,<br />

4, 190. ags. ccw (: \^\. aeqnnnO); bei den Ost- und<br />

*; audiuntur auctoritate suadendi magis Nordgermanen got. bilaeeineis {leges con-<br />

1<br />

quam iubendi potestate Germ. c. 11; nee scriptae Jordanes, Get. 69), anorg. Igg (daher<br />

regibus infinita aut libera potestas, et duces<br />

exemplo potius quam imperio, si prompti,<br />

ags. layu,<br />

*)<br />

engl, law) : lat. lex.<br />

got. fairina, anord. firn, ags. firen,<br />

si conspicui, si ante aciem agant admira- and. ahd. fIrina {firintät).<br />

tione praesunt c. 7. ;<br />

») si displicuit sententia, fremitu asper-<br />

'*•) Als öffentlicher, gesetzlicher Ani

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