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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 75. Dorf-, Hundertschaft, Landsgemeinde. 427<br />

Wie die Kleidung und die Nahrung, so waren auch die Siedelungs-<br />

verhältnisse in Deutschland von besonderer Art.<br />

Die wiederkehrende Meldung, daß Germanien dicht bewohnt sei,i) wird<br />

durch die Ausgrabungsberichte bestätigt. Nur muß berücksichtigt bleiben,<br />

daß die Bevölkerung auf sehr viel beschränkterem Wohnraum beisammensaß,<br />

als in den mit den großen Waldrodungen beginnenden Jahrhunderten<br />

des Mittelalters. In der Hauptsache waren die waldfreien Stellen des Geländes<br />

mit weiträumigen Dörfern besetzt. Die rhetorischen Übertreibungen<br />

der antiken Autoren gestatten es leider nicht, genauere Berechnungen der<br />

Volksdichtigkeit anzustellen. 2) Siedelungstechnisch ist es aber ein notorisches<br />

Merkmal der Germanen, durch das sie sich von den Galliern scharf unter-<br />

schieden, daß sie die römische Stadt mit dicht aufeinandersitzenden Bewohnern,<br />

mit ihrer Verfassung (Stadtrecht) und ihrer Befestigung (Stadtmauern,<br />

Torbauten und Wehrgänge) radikal abgelehnt haben. Daß es in<br />

Deutschland Städte im römisch-gallischen Sinn nicht gab, steht fest. 3)<br />

M. Heyne, Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer, Leipzig 1899—1904.<br />

§ 75. Dorfschaft, Hundertschaft und Landsgemeinde. Das deutsche<br />

Leben behielt in allen Stücken sein ländlich-dörfliches Gepräge;<br />

städtische Kultur blieb außerhalb der Landesgrenzen und konnte nur im<br />

römischen Germanien gedeihen. Ptolemaios, der im ganzen 94 tioXeic; nennt<br />

und über das ganze deutsche Land und seine gallo-römische Nachbarschaft<br />

verteilt,*) versteht darunter hauptsächlich römische und gallische Händler-<br />

stationen ;5) er nennt aber auch befestigte Wohnplätze (wie Maooßovdor'^)<br />

und Teutoburgium),'^) oder überhaupt bemerkenswertere Ortschaften Deutsch-<br />

lands«) wie z. B. TovXupovgdov an der Weser (32*> : 54°), AovjKpovgdov an der<br />

um den Hinterkopf geschlungen worden I<br />

(S. 394); Movviziov ( = munitio<br />

;<br />

'<br />

sein, um zusammengebunden und dann in<br />

Aovjuiia<br />

Zeitschr. f. d. Altert, 41, 111 zwischen Ems<br />

einen spitzzugedrehten Knoten geflochten zu und Weser?); Toöjiaiu J^otöo«' (S. 339. Ann.<br />

werden. Das spärlichere und struppigere Haar<br />

der älteren Generation wurde bloß zurück-<br />

2, 7. Dio 55, 1); Novaiowv (Neuß S. 390);<br />

'Aaxißovgyiov (S. 390. Germ. c. 3); Mamaxov<br />

(/4^ufl^Affl///flca^Zeitschr.f.d.Altert.41,116);<br />

gestrichen und auf dem Wirbel zu einem '<br />

Büschel (citrus, Italien, c^rro) zusammen- .-im/iarvor (S.339 Friedberg i.H.? Zeitschr. 41,<br />

gefaßt [caerula quis stupuit Germani lumina, 109); Taooöowov (S. 217 Zarten i. Br.).<br />

flauam caesariem et madido torquentem *) Strabo7, 1,3. Ann. 2, 62. Vgl. S. 332.<br />

cornua cirro Juvenal 13, 165, vgl. cirri ') Zeitschr. f. d. Altert. 41, 111 ff. 140.<br />

Ger/nfl«o/-//wTertullian,virg.vel. 10. Müllen- Archäolog. Anz. 1901, 95; vgl. Neue Jahrb. 5,<br />

HOFF, DA. 4, 454). 289 ff. Rietschel, Die Civitas auf deutschem<br />

>) tantiis hominum numerus Germ. c. 4; Boden S. 95 ff.<br />

tarn inmensiim terrarum spatium non tenent ^) Er hat aber zahlreiche Irrtümer be-<br />

tantum Chauci sed et implent c. 35; vgl. 1<br />

gangen, auch war sein Text Verderbnissen<br />

Hoops, Waldbäume S. 495 ff. ausgesetzt, so daß die Identifizierung große<br />

1<br />

'<br />

|<br />

*) H. Delbrück, Geschichte der Kriegs- Schwierigkeiten bereitet, zumal da die Namen<br />

kunst2,34ff; vgl. Hostmann, Urnenfriedhof von einer Karte abgelesen zu sein scheinen,<br />

von Darzau S. 5.<br />

') Baumstark 1, 551 f.<br />

nach geographischer Länge und Breite, aber<br />

nicht nach den Volksstämmen angesetzt<br />

*) Vgl. z. B. II, 12: ÄovyiSovvm', Kaggo- worden sind; vgl. G. Holz, Beitr. z. d. Alter-<br />

80VVOV, EßovQoöovrov u. a. ersichtlich "gal- tumsk. 1, 60ff. R. MuCH, Zeitschr. f. d. Altert,<br />

lische Ortsbezeichnungen<br />

^) z. B. gall. Tfnjova ^ Hamburg? (Zeuss<br />

S.762). Aus diesem Gebiet nennt Ptolemaios<br />

41,97 ff. F.Langewiesche, Germanische Siedelungen<br />

im nordwestl. Deutschland zwischen<br />

Rhein und Weser nach dem Berichte des<br />

II, 12 Kastelle wie A^«/?a/l<br />

Das östliche Germanien und seine Verkehrswege<br />

in der Darstellung des Ptolemäus, Prag<br />

l^iaTovTayda);Amisia{SA06.Ann.2,S);Aliso— 1899. Ptolemäische Karte von Groß-Ger-

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