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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 73. Ausländische Kontraste. 421<br />

Die positive Kulturleistung der deutschen Völker ist schwer zu erfassen,<br />

wenn man von den Griechen und Römern herkommt. Einleuchtender tritt sie<br />

zutage, wenn man aufsucht, was die Germanen den mit ihnen verkehrenden,<br />

aber in der Kultur unter ihnen stehenden Nachbarnationen an werbenden<br />

Kapitalien übermittelt und zugeführt haben. Eine Reihe von Kulturwörtern<br />

sind aus ostnordischen und ostgermanischen Bezirken durch Finnen, Balten<br />

und Slaven entlehnt worden. Diese sprachgeschichtliche Tatsache bedeutet<br />

unter allen Umständen so viel, daß die Germanen Einrichtungen und Lebenswerte<br />

besaßen, die bei jenen Ausländern als vorbildlich und nachahmens-<br />

wert erschienen.<br />

Besonders wirkungsvoll erwies sich die eigenartige Institution des nordund<br />

ostgermanischen Königtums (S. 401). Das heimische Wort "^kuningaz<br />

haben sowohl die Finnen als die Balten und die Slaven in ihren Sprachschatz<br />

übernommen und damit beredtes Zeugnis abgelegt für die bewährten<br />

Vorzüge jener herrschaftlichen Organisation des Staates, i) Das Genossen-<br />

schaftswesen der Germanen färbte gleichfalls auf die Finnen ab, sofern sie<br />

den Hauptbegriff hansa als Fremdwort entlehnten.^) Innerhalb der Gesell-<br />

schaft erfreuten sich auch die Finnen der bei den Germanen herrschenden<br />

gemütvollen Beziehungen, 3) dazu manchen Zierstücks, das das Leben der<br />

Germanen schmückte,*) manches technischen Fortschritts, der ihnen ver-<br />

besserte Werkzeuge und Waffen lieferte^) und manches ökonomischen Vor-<br />

teils, der ihre Einkünfte steigerte ) und gute Gelegenheit zu nutzen lehrte.'')<br />

Als Lieferanten und Abnehmer standen sich auch die Germanen und<br />

die Balto-Slaven gegenüber. ») Aber während sich im ostgermanischen<br />

Sprachkreis kaum ein slavisches Lehnwort hat nachweisen lassen,») ist die<br />

Zahl baltisch-slavischer Entlehnungen recht bedeutend für politische i°) und<br />

militärische 11) Ordnungen, für Gesellschafts- 1^) und Wirtschaftsformen, * 3) für<br />

1) Zu finn. kuningas (König) gehört das aslav. kupucu (Kaufmann), kupu (Kauf), kupiti<br />

synonyme druhtinaz > finn. ruhtinas (Fürst) (kaufen) < got. kaupon (Handel treiben) <<br />

und finn. airut < airus (vgl. got. airus) für<br />

|<br />

lat. caupo (Händler) ; ferner die Benennung<br />

|<br />

den (Königs)boten.<br />

einzelner<br />

Handelsartikel wie z.B. finn. ^a^^/7fl,<br />

preuß.Äfl///5< got.Äö^//5 (Kessel) <<br />

' 2) finn. kansa {populus, societas), kaTcl.<br />

kan'za, estn. kuza (Genosse), vgl. got. hansa<br />

lit.^a//7a5,<br />

lat. catinus; finn. viina < got. wein (Wein)<br />

(über die Bedeutung des Wortes S. 444).

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