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Deutsche Altertumskunde

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420 II- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

wechseln, weil diese im Gegensatz zu jenen mehr Rassegefühl besitzen ')<br />

und nicht wie jene durch Zufuhr sarmatischen Blutes körperlich degene-<br />

riert sind. 2)<br />

In der von hellenistischen Schulbegriffen abhängigen Rangordnung des<br />

Tacitus stehen unter den Barbaren des Nordens zu oberst und den Germanen<br />

zu allernächst die mit identischen Einrichtungen des öffentlichen<br />

und des privaten Lebens versehenen Balten. 3) Die Germanen, die bei<br />

ihnen den Bernstein aufkaufen und damit Handel treiben, gelten als wohlhabender<br />

und auch als fortschrittlicher gesinnt. Dies Verhältnis dreht sich<br />

zu Ungunsten der Germanen um, wenn man die hochentwickelte und mit<br />

gleich fleißiger Betriebsamkeit bei den Germanen nicht belegbare Boden-<br />

wirtschaft der Balten berücksichtigt.*) Als entscheidender Kulturmesser dient<br />

aber bei Tacitus gern das Eisen, das bei den Balten zu seiner Zeit noch<br />

recht späriich, bei den Germanen reichlich, aber nicht gerade im Überfluß<br />

vorhanden war.^) Ähnlich mag Tacitus auch die entwickeltere Religion der<br />

Germanen im Vergleich zu dem bei den Balten neben dem Zauber nur<br />

eben angedeuteten Gottesdienst eingeschätzt haben. «) Das Hauptunterscheidungsmerkmal<br />

zwischen dem friedlich-stillen und emsigen Bauernvolk der<br />

Balten und den die Römerwelt in Aufruhr setzenden Germanen^) bildeten<br />

jedoch nicht so sehr deren bäuerliche als ihre soldatischen Eigenschaften,<br />

die Tacitus mit Nachdruck betont, wo er die <strong>Deutsche</strong>n über jeden Ver-<br />

gleich mit ihren Nachbarn emporhebt, s)<br />

Die Germanen nehmen also im ethnographischen System der Römer<br />

einen klar umschriebenen Platz ein. Sie befanden sich nach ihrem Urteil<br />

kulturell ebenso hoch über den Nomaden des europäischen Osten ^) wie<br />

tief unter der in den Städten des Westens pulsierenden Kultur der romani-<br />

sierten Gallier.i") Von gottähnlich empfundener Höhe blickte auf ihr ärmliches<br />

Dasein der Stadtmensch, der bildungsstolze und dem Luxus frönende<br />

Südeuropäer herab, i*)<br />

') Germaniae popult niillis aliis aliarum<br />

nationum conubiis infecti Germ. c. 4 : Peucini<br />

. . . conubiis mixtis noR nihil in Sarmatarum<br />

habitum foedantur c. 46.<br />

«) Baumstark 2, 307 ff.<br />

*) aiiibus ritus habitusque Sueborum . .<br />

üt barbari Germ. c. 45; vgl. Baumstark 2,<br />

270 ff. MÜLLENHOFF, DA. 2, 27 ff.<br />

*) frumenta ceterosque friictus patien-<br />

.<br />

') Über das angebliche Nomadentum<br />

der Germanen vgl. Hoops S. 485 ff. 526 ff.;<br />

über ihre Beurteilung als „Wilde" vgl.<br />

LOEBELL, Gregor von Tours S. 461 ff. Fast<br />

wie eine Karikatur nimmt sich aus die<br />

Schilderung bei O. Seeck, Geschichte des<br />

Untergangs der antiken Welt 1*, 191. 304.<br />

509 ff. ; vgl. Mannus-Bibliothek 9, 4. F. Won-<br />

DRAK, German. Kultur im Lichte der antiken<br />

Progr. Krems 1910.<br />

, Überlieferung. tlus quam pro solita Germanorum inertia<br />

laborant. sed et mare scrutantur Germ. c. 45 '") Caesar 6, 24 ; über die Brüten vgl. Win-<br />

(vgl. c. 14-15).<br />

DISCH, Altirische Heldensage [1905] S. XI ff.<br />

*) inopia ferri Germ. c. 46 : rarus ferri Abhandl. d. sächs. Gesellsch. d. Wlsscnsch.<br />

c. 45 : ne ferrum quidem superest c. 6 ( : Co- 29, 6 (1912). Die Beigen (S. 214) bildeten eine<br />

tinl ferrum effodiunt c. 43). Kntsprechend den Germanen noch einigermaßen konforme<br />

primitiv war die Nationalwaffc der Acstier Übcrgangsstufe {a cultti otque humanitate<br />

geblieben {frequens fustium usus). I<br />

prouinciae<br />

longissime absitntdxc^vtx \,\,vg\.<br />

I<br />

•) deos colunt, religio Germ, c.9: superttltio<br />

c. 39 : matrem aeum uenerantur, in-<br />

2, 15. 8, 25); analoj^ verhielt es sich mit den<br />

Pannonicrn im Südosten, Germ. c. 29.<br />

tigne superstltionls . . . deae cultor Germ. ") Den ganzen Abstand deutet Tacitus<br />

c. 45 ( : securl aduersus deos c. 46).<br />

c. 37. JOerm.<br />

propria et sincera et tantum sui<br />

mit barbari und mit luxuria nostra Germ.<br />

c. 45 an ; Germania tristis cultu aspectu-<br />

que c. 2.<br />

gens Qerm. c. 4.<br />

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