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Deutsche Altertumskunde

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408 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen,<br />

gebender Einfluß reichte bis zur Chattengrenze einerseits und von der Elbe<br />

bis zur Ems andererseits, i)<br />

Die Großchauchen haben offenbar, seitdem sie sich von der römischen<br />

Zinspflicht freigemacht (S. 360), 2) eine große politische Rolle als Vormacht<br />

in Nordwestdeutschland gespielt. 3) Mehrere Einzelvölker haben sie unter<br />

ihre Vormundschaft gebracht*) und durch großzügige Operationen nicht bloß<br />

in der Marsch, sondern auch auf der Geest zielbewußte Maßnahmen getroffen.<br />

Unter ihrer Leitung ist in aller Stille 5) der große Verband der „Sachsen"<br />

ins Leben getreten^) und von jenem hochgewachsenen, nach Tacitus in<br />

geradezu prachtvoller Gesundheit gedeihenden Volksstamm 7) einer welt-<br />

geschichtlichen Zukunft entgegengeführt worden. »)<br />

Bei aller Anspruchslosig-<br />

keit ihrer Lebensführung fiel dem Römer auf, daß sie im Verkehr mit ihren<br />

deutschen Nachbarn von den herkömmlichen Grundsätzen germanischer<br />

Raubwirtschaft vornehm sich lossagten 9) und als Leiter einer auf die Gebote<br />

der Rechtlichkeit» 0) und der militärischen Bereitschaft ^<br />

»)<br />

gegründeten Ver-<br />

bandsgenossenschaft etwas Neues und für alle Germanen Vorbildliches ins<br />

Leben gerufen haben.<br />

Zeuss S. 138 ff. J. Grimm, GDS.^ S. 466 ff. ; vgl. Zeitschr. f. d. Altert. 9, 228. 1 1, 186. 204.<br />

H. Voelkel, De Chaucorum nomine sedibusque ac rebus gestis, Berlin 1852, Fr. Jacobi,<br />

Quellen zur Geschichte der Chauken und Friesen. Progr. Emden 1895. Jahresbericht der<br />

Männer vom Morgenstern 1898, 91. Emdener Jahrb. 1901, 184. 210. 1902, 104 ff. Holz,<br />

immer Gegner der Cherusken gewesen (Ann.<br />

1, 60. 2. 17).<br />

') Die unruhige Bewegung, in die wir<br />

das nordwestdeutsche Binnenland seit der<br />

Mitte des l.nachchristl. Jahrh. geraten sehen,<br />

hängt offenbar mit der politischen Regsamkeit<br />

der Chauchen zusammen.<br />

*) Velleius 2, 106. Sueton, Claudius 24.<br />

Tacitus, Ann. 1, 38. 60. 2, 17. 1 1, 19. Plinius,<br />

nat. bist. 16, 4. Vgl. Klio 9, 443.<br />

') im Bataweraufstand hatte Ciuilis<br />

(S. 363) auxilia Chaucorum auf seiner Seite<br />

(Histor. 5, 19. 4, 79).<br />

*) superiores Germ. c. 35.<br />

*) quieti secretique nulla prouocant<br />

bella . . . quiescentibus Germ. c. 35 (vgl. c. 13).<br />

•) Pauls Grundr. 3», 857 f.<br />

^ iuuentus . . . inmensa corporibus Velleius<br />

2. 106. Vielleicht führen sie ihren Volksnamen<br />

nach ihrem .hohen* Körperwuchs,<br />

denn die ctymologisctie Verbindung mit got.<br />

hauhs Hegt zu allernächst (J. Grimm, GDS.*<br />

S. 459) und der führt auf lat. Chauchi (z. B.<br />

Sueton. Claudius 24), wofür die rein orthogaphischcn<br />

Varianten Chauci. Cauchi, Cauci,<br />

jugi in den Codd. begegnen (bei den<br />

Oricchen AVu-x- : A017 : havx) vgl Zeitschr.<br />

f. d. Altert. 3, 189. 9.' 236. Durchaus abzuweisen<br />

iti die Deutung MOi.i.bnhoffs<br />

als .HochfrlMcn* (DA. 4, 434 f.). denn mit<br />

den iricscn haben die Chauchen offenbar<br />

nicht da» gcringMc zu schaffen, wenn Plinius<br />

I' itn Verein mit Chimbcrn und Tlicutonen<br />

nilluhrt (Nat. hitl. 4,99; vgl. Pauls Grundr.<br />

V, Hf)7). I^bcnnowcnig können sie mit den<br />

»paicrcn I' ranken identifiziert werden, denn<br />

ags. Hu^as, lat. Hugones (= Francl) ist zwar<br />

kaum etwas anderes als dasselbe Ehrenprädikat<br />

in einer Ablautsform zu Chauchi,<br />

braucht aber eben deswegen nicht damit<br />

identisch zu sein (J. Grimm, GDS.' S 468 f.<br />

Zeitschr. f. d. Wortforschung 12, 109ff.); vgl.<br />

pagus Hugmerchi v. Richthofen, Untersuchungen<br />

2, 749. Im 4. Jahrh. verliert sich<br />

der Name der Chauchen ; er ist offenbar in dem<br />

der Sachsen aufgegangen (Pauls Grundr. 3^<br />

858 : Korrespondenzbl. f. Anthrop. 1 898, 1 1 4 ff.).<br />

*) Vgl. modestia ac probitas nomina<br />

superioris sunt Germ. c. 36. Tacitus nahm<br />

den Mund etwas voll, weil bei ihm der<br />

Gegensatz der aufstrebenden Chauchen zu<br />

den ihm verhaßten Cherusken vorwaltet (c.36).<br />

') nullis raptibus aut latrociniis populantur<br />

Germ. c. 35 (gilt nicht fürs Ausland,<br />

vgl.Gannascus S. 360 und die [Raubzüge<br />

des 2.-5. Jahrb.).<br />

'") populus inter Germanos nobilissimus<br />

quique magnitudinem suam malit iustitia<br />

tueri Germ. c. 35.<br />

•') Jeder einzelne ist schlagfertig gerüstet,<br />

aber auch das Volk im ganzen; im Gegen-<br />

satz zu Chatten einerseits {omrie robur in<br />

pedite Germ. c. 30) und Tencteren andererseits<br />

[laus equitum Germ. c. 32) ist bei den<br />

Chauchen die Reiterei so stark und tüchtig<br />

wie das Fußvolk, Germ. c. 35. Wenn Tacitus<br />

für die milit.lrische Bcrcitsdiafl der Chauchen<br />

eine ehrende Ausnahme macht und hier einmal<br />

für Barbaren den Ausdruck exercitus gebraucht,<br />

so heißt dies wohl, daß die Cliatichen<br />

w.ihrcnd ihrer römischen Dienstzeit von den<br />

Kömern gelernt hatten.

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