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Deutsche Altertumskunde

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398 II- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

nicht immer und nicht notwendig auf Stammverwandtschaft beruhenden,<br />

sondern aus politischen oder wirtschaftlichen Interessen begründeten, neueren<br />

föderativen Verbände, die wir Eidgenossenschaften oder Bundesgenossenschaften<br />

nennen könnten. i)<br />

Die Summe aller dieser genossenschaftlichen Gruppen wurde von den<br />

Alten durch den Namen Germani ausgedrückt. 2)<br />

In Großgermanien war seit alters die durch dichterische Sage gefestigte<br />

Meinung verbreitet, daß die einheimische Bevölkerung in drei durch legen-<br />

däre Blutsverwandtschaft geeinigte Bruderstämme zerfalle. Mit poetischem<br />

Namen hörten die Römer Istuaeones jene Germanen nennen, die in der<br />

Nähe des Rheins siedelten, Inguaeones die Nordseevölker, Erminones (besser<br />

Irminones) die im Binnenland bis an den Saum der Inguaeones und Istuaeones<br />

ausgebreiteten Landsmannschaften (S.250f.).s) Diese Stammverbände wurden<br />

genealogisch begründet, hatten aber im Zeitalter des Tacitus keine prak-<br />

tische (politisch-militärische) Bedeutung mehr.*) Denn weiträumige Völkerwanderungen<br />

hatten alte Bande gelöst und neue geknüpft; an Stelle der<br />

Bruderschaftsverbände waren Wirtschafts- und Kolonialgenossenschaften entstanden<br />

und diese haben zur Auflösung der altheimischen Ordnungen und<br />

Überlieferungen geführt.<br />

In dieser Hinsicht scheint die erfolgreiche Besiedelung Süddeutschlands<br />

(S. 329) Epoche gemacht zu haben. Wenigstens wurden die daselbst an-<br />

gesiedelten Germanen nicht mehr unter die alten Bruderschaften (Irminen<br />

oder Ingwaien oder Istwaien) eingerechnet. Wohl aber sind sie in dem<br />

Verband ihrer Völkerschaft, der Sweben, verblieben, bis durch die persönliche<br />

Initiative eines Marbod der selbständige und neuartige Völkerbund<br />

der Markomannen (S. 332) ins Leben gerufen worden ist.<br />

Wenn die älteste ethnische Gliederung der Germanen seit der Besiedelung<br />

Süddeutschlands ihren guten Sinn verloren hat, so war sie noch in<br />

Kraft, als die früheren Kolonisationsunternehmungen Ostmitteldeutschland<br />

und Westmitteldeutschland in germanischen Besitz gebracht hatten. Von den<br />

Irminen sind die Völkerschaften der Ermunduren^) und der Chatten abgewandert;<br />

diese Landsmannschaften sind offenbar erst aus der Kolonisationsbewegung<br />

hervorgegangen, aber trotz ihres neueren Ursprungs noch als<br />

Irminen bezeichnet worden, während keiner der süddeutschen Völkerschaftsnamen<br />

in dem uns erhaltenen Katalog aufgeführt ist. 6)<br />

[<br />

1<br />

1<br />

j<br />

c. 4. 16. eiusdem sanguinis populi c. 39 {non ') ut omnes . . . Germani vocarentur<br />

una ßens c. 38); es entspricht vermutlich Germ.c. 2 (Beitr.20, 260ff.). omnes Germani<br />

ahd, trmindeot, and. irminthiori, ags. cor- c. 27; vgl. S. 251 f.<br />

menpäod, vgl. and.irminman (Bcitr. 21,1 ff.), ») Tacitus, Germ. c. 2. Plinius, nat. liist.<br />

denn dieser Ausdruck verhält sich zu t/ieod<br />

( ~ g^ns) ebenso wie uniuersa domits Germ<br />

c.2\: domus oder wie uniuersi c. 26 : singuli<br />

\ 4, 99 f.<br />

•) S.251 qnidam ut in licentia uetustatis<br />

;<br />

pluris. . . . gentis appcllationes . . affirmant<br />

C.\5 {'.publice).<br />

') Ein Bündnis beruhte auf feierlichem<br />

I<br />

I<br />

eaque uera et antiqua noniina Gcriu. c. 2.<br />

») Der Name besagt so viel wie Duri<br />

Qelöbnl8S.344.362(anord.rrfr, ags.tfrrr, ahd. als populus {non una iicns) S. 397 f.<br />

Plinius, iiat. hist. 4, 100. - Das gleiche<br />

wdra, consacramentales Bwunnew, Rechtsgesch.<br />

I*, 124); das Altertum sprach in diesem<br />

Fall von .Mannschaften', vgl. die Bezeichnung<br />

Marcomanni und die gleichartige der<br />

fpätercn Alamanni oder Nordmanni.<br />

Übrigens von den in Nordostdoutscli-<br />

f[ilt<br />

and eingewanderten Goten, Burgundcn,<br />

Wandalen usw.<br />

.

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