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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. A. Die Völkerschaften. § 59. Die Kolonien. 395<br />

sog. Großen Lager mit einem Prätorium der augusteischen Zeit sowie aus<br />

einem weitgedehnten „Uferkastell" (mit Magazinanlage und Landeplatz für<br />

Truppenverpflegung) unten am Fluß.i) Die Zeit der einzelnen Bauten ist<br />

sehr schwer zu bestimmen, da Veränderungen ziemlich rasch aufeinander<br />

folgten. Die Funde sollen sich aber höchstens auf ein reichliches Viertel-<br />

jahrhundert (anno 11 v.Chr.— 16 n.Chr.?) verteilen. 2) Die älteste Lagerstelle<br />

scheint der Annaberg und mit ihm gleichzeitig der Landeplatz zu sein; jünger<br />

ist das „Feldlager", die jüngste Anlage ist das sog. „Große Lager" mit den<br />

nördlich und westlich davon nachgewiesenen canabae.^)<br />

Wie die Volkskraft der linksrheinischen so ist auch die der rechts-<br />

rheinischen Kolonialgermanen für den römischen Heeresdienst nutzbar gemacht<br />

worden; in den Kohortenbezeichnungen haben wir die Belege für die<br />

Reichsuntertänigkeit der betreffenden deutschen Völkerschaften.*) Es ist anzunehmen,<br />

daß bis auf das Zeitalter des Bataweraufstandes die alae und<br />

cohortes sich aus den Kantonen rekrutierten, deren Namen sie trugen ;&)<br />

nach dem Jahr 70 wurden die in Deutschland ausgehobenen Truppen im<br />

Ausland verwendet und bezogen ihren Nachwuchs wohl nicht mehr bloß<br />

aus ihrem Stammgebiet, sondern aus den germanischen Provinzen überhaupt.«)<br />

Außer zu den regulären Auxilien der Mattiaker, Usipier, Sugambren<br />

usw.'') wurden übrigens die Wehrmänner der Kolonialgermanen zu einer<br />

irregulären Provinzialmiliz zusammengefaßt,«) um im Notfall sogar im Aus-<br />

land verwendet zu werden, wo sie durch ihre Nationaltracht Aufsehen er-<br />

regten. ») Erst unter der Regierung Mark Aureis wurden kriegstüchtige<br />

') Mitteilungen der Altertumskommission<br />

für Westfalen 1903ff. Röm.-germ. Korrespondenzbl.<br />

1 908, 75. 1 909, 85. 1 9 1 1 , 1 7. Ber. über<br />

d. Fortschr. d. röm.-germ. Forsch. 1904, 19.46.<br />

1905, 52. 1906, 155. 1909. 78. Für die Datierung<br />

ist besonders wichtig die Bearbeitung<br />

der keramischen Funde (S. Loeschke, Mitteilungen<br />

5 [1909], 103 ff.). Es hat sich besonders<br />

feines italienisches Tafel- und Sigillatageschirr<br />

vorgefunden; das alltägliche<br />

Gebrauchsgeschirr stammte aus belgischen<br />

Töpfereien bei Xanten und bei Neuß und<br />

andern Crten (eine Xantener Scherbe trägt<br />

eine Inschrift, die ins Jahr 7 v. Chr. gesetzt<br />

wird).<br />

2) Über ein um 200 n. Chr. zu datierendes<br />

Fundstück vgl. Ber. 1905, 53; dazu Röm.germ.<br />

Korrespondenzbl. 1908, 76 f.<br />

3) Mitteil. 5, 116 f. 119 ff.<br />

*) Cohors I Germanonim CIL. XIII, 2,<br />

6495 (a. 134). coh. I. Germanorum chiium<br />

Romanorum 7573 (a. 1 16) vgl. ORL. IV, 41, 28;<br />

CIL. III, 1961. 1979.<br />

") Sie mögen auch als Kastellbesatzung<br />

verpflichtet worden sein wie z B. die Helvetier<br />

(Histor. 1,67).<br />

*) Cohors Usiporum per Germanias<br />

conscripta Tacitus, Agricola 28; die Namen<br />

wurden historisch, schließlich war wohl an<br />

diesen Truppenteilen nichts weiter germanisch<br />

als ihr Name; vgl.MoMMSEN, Schriften 6, 97.<br />

Bang S. 30 ff. ; vgl. oben S. 366.<br />

'') auxäiares öalli Germanique Ann.2, 16.<br />

auxiliares Vangiones et Nemetes 1 2, 27 (a.50).<br />

uexilla legionum e siiperiore prouincia peditumque<br />

et equitum auxiliariiim 4, 73.<br />

Germania miUtesW\siox.\,Z\. Germanicae<br />

cohortes 3, 69.<br />

*) tumultuariae cateriiae Germanorum<br />

eis Rhenum colentium Ann. 1,56; cfr. Histor.<br />

4, 20. 66 (Bang S. 56 ff.), tumultuaria auxilia<br />

prouincialiumDidius Julianus 1 ; dieseBauernmilizen<br />

heißen auch iuuentus ciuitatis. collegium<br />

iuuentutis CIL. XIII, 2, 6358. 6468.<br />

6453. 6549. 7424. 6688. 6689. paganorum<br />

manus Histor. 4, 20; dazu gehören wohl auch<br />

die hastiferi siue pastores consistentes kastello<br />

Mattiacorum, hastiferi ciuitatis oder<br />

castelli Mattiacorum CIL. XIII, 2, 7317 (a.224).<br />

7281 (a. 236). 7250; collegium Victoriensium<br />

signiferorum in Niederbieber 7754 (a. 246);<br />

ebenda ein numerus exploratorum GermanicorumDiuitiensium<br />

S.378; dazu Röm.-germ.<br />

Korrespondenzbl. 1909, 39. 1910, 8.<br />

*») transrhenanorum auxilia Histor. 1, 61.<br />

2, 17. 22. Die Truppenteile hießen cunei<br />

Germ. c. 6 (z. B. cuneus Frisionum, in dem<br />

a. 222—35 Männer aus Twenthe gedient<br />

haben S. 393. Bang S. 54). Die Kameradschaft<br />

hieß concibones (got gahlaibans) oder<br />

commilitones Bang S. 52. 53.

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