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Deutsche Altertumskunde

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394 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

waren im alten Heim der Sugambren von den Römern angesiedelt worden<br />

und sind unter den römischen Auxilien durch eine Kohorte der Usipier<br />

vertreten,!) wurden anscheinend aber außerdem unter dem alten historischen<br />

Namen der Sugambren ins römische Heer eingereiht^) und haben den<br />

Landesnamen und gleich ihren nördlichen Nachbarn ihre deutsche Sonder-<br />

art den römischen Einflüssen zum Trotz 3) bis auf spätere Zeiten ver-<br />

erbt.4)<br />

Doch ist zu berücksichtigen, daß innerhalb der heutigen Provinz Westfalen<br />

römische Zwingburgen bis zum Oberlauf der Lippe reichten (S. 338)<br />

und dies Land fast als zur römischen Provinz gehörig erscheinen ließen. &)<br />

Es ist nur noch nicht genauer bekannt, wie lange die Römer in den Lippekastellen<br />

ihre Besatzungen belassen haben.<br />

Über das in der Nähe der Lippequellen errichtete Kastell Ali so bleiben<br />

wir vollständig im ungewissen. ß) Ausgrabungen haben über das südlich<br />

von Lippstadt nachgewiesene Römerlager von Kneblinghausen bisher<br />

nur spärliches Licht verbreitet, '') genaueres ist von dem lippeabwärts, östlich<br />

von Lünen angelegten römischen Kastell Oberaden bekannt;«) am gründ-<br />

lichsten ist die 35 Kilometer weiter abwärts am Zusammenfluß von Lippe<br />

und Stever bei Haltern sich ausbreitende römische Station erforscht worden.<br />

Sie besteht aus einem frühen, auf dem Annaberg sich erhebenden Kastell,<br />

das dem Oberadener sehr ähnlich war, ferner aus dem Feldlager und dem<br />

legen die Schlußfolgerung nahe, daß das<br />

Siedelungsgebiet der Tencteren (Tubanten)<br />

südlich von der Lippe, östlich vom Rhein<br />

bis zur hochdeutsch-niederdeutschen Sprachgrenze,<br />

d. h. bis zum Westrand der heutigen<br />

Provinz Westfalen ausgedehnt werden muß<br />

(Pauls Grundr. 32, 904. Pessler, Altsächs.<br />

Bauernhaus S. 155 f. Das Bauernhaus im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Reiche (1906) S.H.Dietr.Schäfer,<br />

<strong>Deutsche</strong> Geschichte 1, 27. Zeitschr. f. d.<br />

Phil. 39, 147).<br />

*) cohors Usiporum S. 388.<br />

*) Fünf Sugambrenkohorten sind bekannt<br />

(Bang, Germanen im röm. Dienst S. 40);<br />

sind sie etwa auf Chamaui, Angnuarii,<br />

Chattuarii, Tencteri, 7"wÄaA//^5 zu verteilen?<br />

Die auf die linke Rheinseite deportierten<br />

.Sugambren* stellten die Cugernenkohorten<br />

S 390<br />

»)*Vgl. z. B. Mannus3, 16ff.<br />

*) Sie heißen später Ribiiarii, sofern<br />

sie linksrheinisch kolonisierten; eine anschauliche<br />

Schilderung ihres Landes haben<br />

wir von Sulpicius Alexander bei Gregor<br />

Tur. 2, 9 (in^entes uict).<br />

») Dhagendorff, Westdeutschland zur<br />

ROmcrzeit S. 13 ff.<br />

•) Vgl. S. 338.346. Ptolcmaioscd.MOLLER<br />

1.271: 'Alno.k2, 11, 12. "AXnaov 2, 11, 14.<br />

Zdtschr. f. d. Altert. 41, 105. Gardthaushn,<br />

Auguslusl,1084.2,()y3ff. Di'.i.hrück, Kriegs-<br />

fiC8chlchtc2, 135. 248. 474 ff. Über die spraclichc<br />

Deutung des Wortes AUso vgl. Nd.<br />

Korrcnpoudcnzbl. 18, 37. Zeitschr. f. d Altert.<br />

41, 105. Westd. Zeitschr. 21, 268 ff.<br />

') Ber. über die Fortschr. d. röm.-germ.<br />

Forschung 1904, 23 f. 1905, 56. 1906,07, 1. 29.<br />

160. 1909, 81.<br />

^"1 O. Prein, Aliso bei Oberaden, Münster<br />

1906.'Knoke, Neue Beitr. 1907,27.54. Neue<br />

Jahrb. 23, 328. H. Nöthe, Die Drususfeste<br />

Aliso, Hildesheim 1907. Histor. Vierteljahrs-<br />

schr. 1911, 248. Westd. Zeitschr. 24, 315 ff.<br />

Kropatschek, Oberaden. Westd. Korrespondenzbl.<br />

1907, i33ff. Röm.-germ. Korrespondenzbl.<br />

1909, 1 ff. 1910, 36 ff. Ber. über d.<br />

Fortschr.d.röm.-germ.Forsch. 1905, 48 ff. 1906,<br />

159 f. 1909, 78 ff. Das Lager liegt in dem von"<br />

Lippe und Seseke gebildeten Winkel, an<br />

einer Römerstraße (Hünenpad), einem Platz,<br />

der noch heute den Namen „Burg" führt und<br />

scheint ein augusteisches für längere Dauer<br />

berechnetes Erdlager mit teilweise guterhaltencm<br />

Pfostenwerk gewesen zu sein. Über die<br />

hier gefundenen äußerst interessanten mit lat.<br />

Namen gestempelten pila (zirka 300 Stück)<br />

vgl. Westd. Korrespondenzbl. 1907, 1 11 f. 136.<br />

Röm.-germ. Korrcspondcnzbl. 1908,7. Archäolog.<br />

Jahrb. 1908, 79. 181 (mit Abbildungen).<br />

Die römischen Münzen und irdenen Scherbon<br />

fordern übereinstimmend, daß das Kastell<br />

von Oberaden ein frühes Dnisuslager gewesen<br />

sein muß und nicht lange bestanden<br />

hat. Hin heftiger Kampf scheint die Römer<br />

genötigt zu haben, von Oberaden nach 1 lallern<br />

überzusiedeln (die Ausgrabungsergebnisse<br />

werden Im Stüdl. Museum zu Dortuumd ver-<br />

einigt).

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