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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. A. Die Völkerschaften. § 59. Die Kolonien. 393<br />

römischen Handelsgesellschaft, die in den friesischen Gewässern bei Leeuwarden<br />

den Fischfang gepachtet hatte^) und auch auf die westfriesischen<br />

Inseln werden die Römer nicht völlig verzichtet haben. 2)<br />

Im Binnenland waren jedenfalls die Gaue um die Fossa Drusiana (S. 328)<br />

den Römern Untertan; 3) einen zuverlässigen Anhaltspunkt haben wir für die<br />

bereits zum Siedelungsgebiet der Chamaui gehörende holländische Land-<br />

schaft Twenthe,*) wahrscheinlich ist es also überhaupt für die von der Yssel<br />

nach der Lippe hin wohnenden Chamaui^) und Chattuarii.^)<br />

Über die Sitze dieser Völker und über ihre politische Stellung ist nicht<br />

leicht ins reine zu kommen, weil sie mit dem römischen Reich durch die<br />

am Niederrhein aufrecht erhaltene römische Staatsdomäne {ager pubUcus)<br />

sich berührten.') Diese Domäne war in ihrem mittleren (Xanten gegenüber-<br />

liegenden) Bezirk als Ödmark den untergermanischen Legionen zur Nutznießung<br />

überwiesen (Legionsterritorium S. 388); seit dem Jahr 70 hat hier<br />

auch eine große Militärziegelei gelegen, deren Fabrikate mit dem Stempel<br />

Trans Rhenum oder Transrhenana (tegularia, uexillatiö) zum Teil auf die<br />

Jahre 89— 105 datiert werden können und den urkundlichen Beweis dafür<br />

liefern, daß rechtsrheinisches Land am Niederrhein römischer Reichsbesitz<br />

gewesen und geblieben ist.^) Im ganzen erstreckte sich aber der römische<br />

ager publicus auf dem rechten Rheinufer mindestens von der Yssel bis zur<br />

Nördlich von der genannten Ödmark scheinen auf dem Domanialland<br />

Sieg. 9)<br />

die den Römern zur Truppenstellung verpflichteten ChamaiU^^) und Chatt-<br />

uarii^^) gesessen zu haben; südlich von ihr begann an der Lippe und er-<br />

streckte sich bis zur Sieg das Siedelungsgebiet der Tencteri und Tubantes,^^)<br />

die sich in derselben loseren Abhängigkeit von Rom befanden wie die<br />

Chamaui und Chattuarii. Tencteri und Tubantes saßen den Ubiern gegenüber<br />

hart am Rhein, der nach den Worten des Tacitus den Limes {terminus)<br />

bildete; 13) die Südgrenze der Tencteri bezw. Tubantes — sie ist Nordgrenze<br />

der Usipier (S. 327. 388) — wird dort zu ziehen sein, wo rechtsrheinisch der<br />

Kopf des obergermanischen Limes begann (S. 379).<br />

Wie außerhalb der Grenze von Germania inferior hinter den den<br />

Römern verpflichteten Usipiern die freien Chatten, so begann hinter dem<br />

Klientelvolk der Tencteren und Tubanten die von Rom unabhängige Landsgemeinde<br />

der Klein-Bructeren.i*) Die Tencteren, Tubanten und Usipier<br />

;<br />

1) Votivstein aus Beetgum (Beitr. 18. 134. ») Bonn. Jahrb. 111, 94. 291 ff. CIL XIII<br />

CIL. XIII, 2 Nr. 8830) ; vgl. ferner Röm.-germ. Supplementum.<br />

Korrespondenzbl. 1911, 62. ») Klio 9, 438.<br />

*)<br />

2)<br />

Strabo 7, 1, 3.<br />

Über die „Seen" des Landes vgl.<br />

*") Neben den Twenthern (Anm. 4) an der<br />

Obern Yssel im Hamaland.<br />

NoRLiND, Rheindelta S. 111 fL<br />

i^) Wenn man bei Vetera den Rhein<br />

*) Weihinschrift aus der Zeit des Ale- passierte, gelangte man in ihren Bereich<br />

(Amm.Marcell. 2U, 10, 1.2); sie wohnten also<br />

200 f.).<br />

^) S. 357. Tacitus, Germ. c. 33 (^rt^r/uam |<br />

wahrscheinlich den linksrheinischen Cugernen<br />

(in Cleve) gegenüber.<br />

1«) Dieser Name enthält wie Brabant<br />

ein altgermanisches Wort bant, das etwa<br />

,Gau" bedeutet haben wird (J.Grimm, GDS.<br />

S. 592); über Tencteri vgl. S. 327. J.Grimm<br />

\<br />

|<br />

xander Severus: Gennani {d.h. Chamaui?)<br />

eines Tuihanti cunei Frisionum (Beitr. 16,<br />

steht hier als der Sammelname; gemeint sind<br />

wohl die zu den Angriwariern gehörenden<br />

Amsiuani). Klio 9, 438 f.<br />

®) Beitr. zur Gesch. d. Niederrheins 17, 2.<br />

Klio 9, 441 f.<br />

') Ann. 13, 54. 55. 1<br />

!<br />

")<br />

a. a. O. S. 532 f . Beitr.<br />

17, 142 ff.<br />

lä) Oben S. 388 Anm. 3.<br />

Neuere Sprach- und Siedelungsgrenzen

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