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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 58. Römische Verwaltung und der Limes. 383<br />

Kocher, überschreitet die obere Jagst bei Kastell Buch^) und erreicht die<br />

Quellen der Jagst bei Kastell Hai heim. 2) Den Flußübergang an der Wörnitz<br />

sichert eine Schanze und ein Kastell bei Weiltingen—Ruffenhofen,^)<br />

dann zieht sich der Limes in kräftigem Bogen über Dambach*) und<br />

Gunzenhausen^) nach Böhming«) und trifft die Donau bei Hienheim<br />

Eining (mitten zwischen Ingolstadt und Regensburg).'')<br />

Mit dieser Neuordnung des Limes hatte die römische Provinz Germania<br />

superior unter Hadrian und Antoninus Pius ihre größte Ausdehnung erreicht<br />

und gleichzeitig war die römische Defensivstellung verstärkt worden. Tausend<br />

und mehr massiv steinerne Wachtürme (statt der älteren Holztürme), etwa<br />

hundert große und kleine Steinkastelle (statt der früheren Erdkastelle) deckten<br />

hinter der Palisade die Reichsgrenze, die nunmehr ein Bild bot, wie der<br />

Grenzschutz auf dem Reliefband der Markussäule, die auf der Piazza<br />

Colonna in Rom steht.*)<br />

Da brachen unter Commodus (180— 192) die Germanen durch die festgezimmerten<br />

Schranken.^)<br />

Nunmehr ist als jüngste Anlage am obergermanischen Limes gegen<br />

die deutsche Reiterei vor oder hinter der Palisade ein Spitzgraben ausgehoben,<br />

ein Wall aufgeschüttet und an der raetischen Strecke eine<br />

2,5 Meter hohe Steinmauer (statt der Palisade) gezogen worden. >o) Sie<br />

heißt im Volksmund „Teufelsmauer" und ist zum Teil noch gut erhalten. 11)<br />

Dicht hinter der Mauer führt als Kolonnenweg die 4 Meter breite Limesstraße;^2)<br />

5— 10 Meter vor der Mauer in Raetien, vor dem Wall im Taunus<br />

148 X 135 m) fand sich ein Militärdiplom<br />

des Jahres 134. Besonders gut erhalten ist<br />

das Mauerwerk des Praetorium.<br />

i)ORLVlNr.67(„AlteBiirg" 139x149m).<br />

^) ORL.Vl Nr. 67 a; das kleine Kastell<br />

(82 :< 82 m) liegt 40 m vom Pfahl.<br />

3) ORL. VI Nr. 68. Limesblatt Sp. 56; das<br />

Kastell (, Burgfeld') ist 197 x 189 m groß und<br />

liegt 2,1 km hinter dem Pfahlgraben.<br />

*) ORL. VI Nr. 69 (Kastell Hammerschmiede).<br />

s) ORL. VII Nr. 71, das Kastell deckt den<br />

Übergang über die Altmühl und bildet den<br />

nördlichsten Punkt der raetischen Linie; im<br />

Innern liegt an der Stelle des römischen Fahnenheiligtums<br />

die heutige Stadtkirche.<br />

«) ORL.Vll Nr. 73 a; die Besatzung von<br />

Pfünz (S.376) wurde unter Hadrian nach Böhminghinausverlegt,dasKastellmißt95<br />

x 76m<br />

und liegt in einer Entfernung von zirka 850 m<br />

hinter dem Limes am rechten Ufer der Altmühl<br />

die heutige Kirche nimmt den Platz des ehemaligen<br />

Fahnenheiligtums ein. Eine Inschrift<br />

des Jahres 181 bezeugtfürWallmauer, Tore und<br />

4 Wehrtürme einen Neubau, von Mannschaften<br />

der Pfünzer Kohorte und der Regensburger<br />

Legion ausgeführt (S. 11). — Über Nassenfeis<br />

(bei Pfünz) vgl. Archäolog. Anz. 1902, 71.<br />

') Abusina Beitr. zur Anthropol. u. Urgesch.<br />

Bayerns 14 (1902), 101. 135; neuerdings sind<br />

die Ausgrabungen sehr weit vorgeschritten.<br />

Die Mauern des Kastells (147 x 125 m) sind<br />

;<br />

—<br />

1,2 m stark und mit 20 Türmen bewehrt. Vom<br />

Mauerwerk ist vieles in bestem Zustand; Militärdiplome<br />

sind aus den Jahren 138— 148 erhalten<br />

geblieben.<br />

*) Die Marcussäule, herausgegeben von<br />

E. Petersen u. a., München 1896.<br />

8) in Germania et in Dada imperium<br />

eius recusantibus prouincialibus Aei. Lampridius,<br />

Commodus 13, vgl. CIL. XIII, 2, 263.<br />

Der Zeit des Commodus gehört das außerhalb<br />

des Limes bei Welzheim (S. 382) errichtete Ostkastell<br />

an (ORL. IV Nr. 45a); es hegt „auf der<br />

Bürg" 140 m vor dem Limes und ist von einem<br />

numerus Brittonum besetzt gewesen.<br />

»0) Limesblatt Sp. 883 ff.; auch in der Gegend<br />

von Jagsthausen—Osterburken ist der Wall<br />

durch eine Steinmauer vertreten (Limesblatt<br />

Sp. 43. 395. 770. 899). Wo abschüssiges oder<br />

sumpfiges Terrain die Annäherung an die<br />

Grenzsperre hemmten, ersparte man sich den<br />

Graben und den Wall (Limesblatt Sp. 950).<br />

Selbst den geübtesten Reitern dürfte es nicht<br />

leicht gefallen sein, über den Spitzgraben und<br />

die steile Wallböschung hinwegzukommen.<br />

11) Limesblatt Sp. 43 f. 403. 801; heißtauch<br />

, Pfahl" (Sp. 126), denn sie wurde auf Pfahlrost<br />

errichtet (Sp.596 ff.), und wird noch als Feldweg<br />

benützt(Sp.52.53). DieMaueristl— l,2mbreit,<br />

1,7 m hoch und durch Stützpfeiler verstärkt<br />

(Sp. 800). Sie fehlt, wo Wasser abfloß oder ein<br />

Straßendurchlaß freiblieb (Sp. 124. 184).<br />

12) Limesblatt Sp. 399. 563.

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