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Deutsche Altertumskunde

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378 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Wo die Barbaren nicht durch Flüsse, sondern durch limites vom Reich<br />

geschieden waren, ordnete er an, gegen sie durch Palisaden die Grenzen<br />

zu sperren, „durch große Pfähle, die wie eine gemauerte Schranke tief in<br />

den Boden gesetzt und untereinander verbunden wurden". i)<br />

Wo die hadrianischen Palisaden („Pfahlgraben", „Pfahl") sich erhalten<br />

haben,-) sind es mächtige Baumstämme mit schwalbenschwanzförmigen<br />

Einschnitten für die Querhölzer. s) Diese widerstandsfähige Sperre<br />

ist überall gleichmäßig durch Hadrian und Antoninus Pius durchgeführt<br />

worden. 4) Sie brachte, weil die römischen Techniker schnurgerade Linien<br />

bevorzugten, eine nicht unbeträchtliche Verschiebung des Limes im Taunus<br />

und im Neckarlande mit sich. An Stelle der vielfach gebrochenen Linie<br />

Amsburg—Friedberg—Okarben—Kesselstadt zog sich um die Mitte des<br />

2. Jahrh. der Limes in langen Geraden von Hungen nach Oberflorstadt,<br />

dann über Altenstadt nach Marköbel und schließlich über Rückingen nach<br />

Großkrotzenburg a. M. Auch südlich vom Main wurde ein „äußerer" Limes<br />

gezogen: vonWörth a. M. nach Miltenberg und Walldürn; von Walldürn bis<br />

Welzheim haben die Römer eine 80 Kilometer lange, absolut geradlinige<br />

Strecke erzielt. An dieser neuen Bahnlinie liegen die neuen Kastelle in<br />

Abständen von zirka 15 Kilometer; sie sind gewissermaßen die Endstationen<br />

der über die älteren Kastelle der „inneren" Linien hinaus bis zum Palisadenwerk<br />

verlängerten Querstraßen, durch welche nach rückwärts die Verbindungen<br />

mit den großen rheinischen Garnisonen aufrechterhalten blieben.<br />

Die an den äußern Limes verlegten Truppen hatten das Überschreiten<br />

der Grenzsperre an den ins Ausland führenden Wegen zu überwachen. Zu<br />

diesem Dienst als Grenzpolizei wurden die Auxilien verwendet, außerdem<br />

wurde dazu von Hadrian eine unter der Bezeichnung numerus neugeschaffene<br />

Truppengattung herangezogen. Diese numeri bestanden aus Soldaten dritten<br />

Ranges und waren aus barbarischen Völkerschaften des Auslandes oder des<br />

Inlandes gebildet.^) Aus der Grenzbevölkerung selbst wurden außerdem<br />

Mannschaften ausgehoben, die als Kundschafter dienten und ebenfalls zu<br />

numeri formiert wurden. ß) Die Straßenanlagen und den Straßenverkehr<br />

') in plurimis locis, in qiiibus barbari<br />

non fluminibus sed limitibus dinidiintur, stipitibus<br />

magnis in modiim muralis saepisfunditus<br />

iactis atque conexis barbaros separauit<br />

Vita Hadr. c. 12 (cfr. in Germanium transitpacisque<br />

magis quam belli cupidus ... c. 10).<br />

Bonn. Jahrb. 105, 56.<br />

») Wcstmd. Pol; obd. p/ahl- ist in Ortsund<br />

Flurnamen häufig (Westd. Zeitschr. 15,<br />

47 ff. Walz, Progr. Friedberg 1900. Polgrab<br />

bei Er. Albcrus ed. Braune S. 1 15 f. u. a. CIL<br />

XIII, 2, 479).<br />

*) Vgl. E. Pethrsen, Marcussflule S. 51.<br />

*) Sic wurde im Jahr 1894 an der raetlschen<br />

Strecke des Limes entdeckt. Man legte einen<br />

»tcllwandigen, 1,10 m breiten, 1,65—1,85 m<br />

tiefen Graben bloß, der sich nach unten zuspitzt;<br />

in diesem fand man ganze oder gespaltene,<br />

30 cm dicke Föhren- oder Eichcnstflmmc<br />

eingerammt; sie standen ca. 20 cm<br />

voneinander ab und waren durch 15 cm dicke<br />

Querbalken verbunden; das ganzeGerüst ragte<br />

3 m hoch über den Erdboden (Limesblatt<br />

Sp. 302 ff. 388 ff. 483 fL [Bild] 553 fL 803). Da<br />

und dort war die Palisade durcli Blockhäuser<br />

verstärkt (Limesblatt Sp. 702 ff.).<br />

') Es wurden in Süddeutschland namentlich<br />

numeri der Brittones verwendet (Fabricius,<br />

Besitzergreifung S.80fL CIL XIII, 2, 238. 270.<br />

ORL. V, 46, 7). uicus Britanniae (> Bretzenheim<br />

bei Mainz?) CIL. XIII, 2, 178, dazu<br />

Nr. 7231 fL 7343.<br />

•) Vgl. z. B. numerus exploratorum Germanicorum<br />

Diuitiensium (aus Dcutz) CIL. XIII,<br />

2, 7751 (S. 379); numerus exploratorum Nemaningensium<br />

()629(a. 1 78) ; numerus Cattharensium<br />

7268. 7298 (im Taunus; zu C/iatti'?):<br />

numerus Germanorum 8053 (Bonn); numerus<br />

exploratorum Germanicorum 8683 (Clcve),<br />

vgl. 6405. Bano S. 53 L Mit der Zeit treten<br />

Immer mclir barbarisclic Elemente in den numeri<br />

auf, sie lieißen gentiles (Ausländer) oder

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