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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 58. Römische Verwaltung und der Limes. 375<br />

Römerstadt — sie hieß Nida — bewahrt. 1) Flußaufwärts an der Nidda<br />

wurde von Domitian zwischen Heddernheim und Friedberg das Kastell<br />

Okarben eingeschoben. 2)<br />

Den Mittelpunkt aller zur Behauptung der ciuitas Taunensium errichteten<br />

Limeskastelle sah man aber in dem Kastell Friedberg i. H.,^) denn<br />

radienförmig liefen hier die Verkehrslinien zusammen. Die nördliche Fort-<br />

setzung des Limes bildete die Straße Friedberg—Arnsburg, an deren<br />

Endpunkt das Kastell lag, das den Übergang über die obere Wetter schützte.*)<br />

Das Werk Domitians hatTrajan fortgeführt, 5) indem er die römischen<br />

Eroberungen nördlich des Mains (S. 372ff.) mit den Besitzungen südlich<br />

des Mains (S. 369 ff.) noch vor Ablauf des L Jahrh. in Verbindung setzte.<br />

Von Kesselstadt aus wurde nämlich das linke Mainufer mit den Kastellen<br />

Seligenstadt,6) Stockstadt, ^) Niedernberg,») Obernburg, 9) Wörth a.M.^o) und<br />

in ganz entsprechender Weise wurde von Cannstatt aus das linke Neckarufer<br />

flußabwärts mit den Kastellen Benningen,ii) Walheim, 12) Böckingen, i^)<br />

Wimpfen^*) besetzt; mit andern Worten wäre zu sagen, daß unter Domitian<br />

') Das Kastell lag auf dem .Burgfeld" oder<br />

„Heidenfeld'; aus dem Lagerdorf ist eine ansehnliche<br />

Stadt (mit Stadtmauer) hervorgegangen,<br />

der Vorort der ciuitas Taunensium;<br />

hinter dem Kastell hat sich außerdem im Anschluß<br />

an die bürgerliche Ansiedelung eine<br />

bedeutende Töpferkolonie gebildet (Mitteil,<br />

über römische Funde in Heddernheim 1— 4.<br />

Frankf. 1894—1907. G. Wulff, Die Römerstadt<br />

Nida bei Heddernheim Frankf. 1908 ; vgl. CIL.<br />

XIII, 2,425. Röm.-germ.KorrespondenzbL1910,<br />

23 ff.).<br />

'') ORL. II Nr. 25 a; CIL. XIII, 2, 439. Das<br />

Kastell — ein guter domitianischer Typus —<br />

mißt 295 X 199 m; außerhalb seiner Mauern<br />

breitete sich das Lagerdorf und der Friedhof<br />

(mit römischen und prähistorischen Gräbern)<br />

aus. An der Straße Heddernheim—Okarben<br />

liegt ein schon von den Römern benützterSauerbrunnen,<br />

römische Sauerwasserkrüge wurden<br />

hier nebst römischen Münzen gefunden; eine<br />

römische Straße Okarben—Friedberg, die für<br />

Militärtransporte bestimmt war, entspricht der<br />

heutigen Hauptstraße der Stadt Friedberg. Das<br />

Dorf Okarben ist zum Teil ins Kastell eingebaut,<br />

die uiaprincipalis ist die Hauptstraße des Dorfs<br />

(der antike Straßenkörper wurde unter dem<br />

modernen Pflaster gefunden) ; an der Stelle des<br />

Praetorium steht die Kirche. — Die Vorposten<br />

von Okarben kampierten in Feldwachen (Erdbefestigungen),<br />

deren eine bei Heldenbergen<br />

aufgedeckt worden ist (ORL. II Nr. 25);<br />

dies Erdkastell bildet ein Rechteck (mit abgerundeten<br />

Ecken) von 94 m Länge und 75 m<br />

Breite und ist von einem 4,25 m breiten und<br />

2,4 m tiefen Graben umzogen. Auch hier ist<br />

die militärische Anlage später zu einer bürgerlichen<br />

Ansiedlung(„ Lagerdorf") umgewandelt<br />

worden.<br />

3) Limesblatt Sp.355ff. CIL. XIII, 2, 440 ff.<br />

Auf der Burg ist das Kastell zu suchen, denn<br />

die Burgmauer steht auf der römischen Um-<br />

fassungsmauer; vgl. S. 373 f.<br />

*) ORL. II Nr. 16, „die alte Burg" heißt der<br />

Kastellplatz im Volksmund und bis in die<br />

Reformationszeit hinein war hier der Mittelpunkt<br />

des Markt Verkehrs. Ziegel aus den<br />

letzten Jahren Domitians und den ersten Jahren<br />

Trajans dienen als chronologischer Anhalt.<br />

^) Vgl. Histor. Zeitschr. 98, 11 f. 14 f.<br />

6) CIL. XIII, 2, 294.<br />

') CIL XIII, 2, 289. Limesblatt Sp. 457.<br />

ORL. III Nr. 33 (vollständiges Bild eines Mithräum;<br />

inschr. ambachtus a. 212).<br />

«) ORL. III Nr. 34 („Niedernburg"); das<br />

Kastell lag am linken Mainufer 70 m vom Fluß,<br />

das Dorf steht im Kastell, Dorfmauer zum Teil<br />

auf Kastellmauer, die Hauptstraße ist = uia<br />

principalis, Kirchgasse -f- Schulgasse — uia<br />

praetoria.<br />

9) ORL. III Nr. 35; der Ort ist im Korrelat<br />

zu Niedernburg nach dem Kastell benannt und<br />

liegt im Kastell (Hauptstraße = uiaprincipalis,<br />

Badgasse = uia praetoria).<br />

>o) ORL. III Nr.36 ; das Kastell war92 x 83 m<br />

groß (die Kastellmauer maß 4,15 m über der<br />

Erde) und lag 150 m vom Mainufer entfernt;<br />

unter den Fundstücken sind besonders zahlreich<br />

die Münzen aus der Zeit Trajans.<br />

1') ORL VNr.58;. auf derBirk" (d.i. Burg)<br />

an der Murrmündung; das Kastell war bis ca.<br />

150 belegt.<br />

'2) ORL V Nr. 57. Fundberichte aus Schwaben<br />

XV (Stuttgart 1908) S. 50; das Kastell, an<br />

der Enzmündung, ergab Scherben aus der<br />

Wende des 1. 2. Jahrh., ist später eingegangen<br />

und von bürgerlicher Ansiedelung überbaut<br />

worden. Das heutige Dorf — dessen Name<br />

„Galliersiedelung" bedeutet — steht auf dem<br />

Kastellplatz, seine Hauptstraße ist die uiaprincipalis<br />

des römischen Lagers.<br />

") ORL. V Nr. 56 (unter Trajan erbaut).<br />

") ORL. V Nr. 54. 55; der Jagstmündung<br />

gegenüber innerhalb des Ortes Wimpfen im

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