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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 58. Römische Verwaltung und der Limes. 369<br />

rechtfertigt, die gerade die Mitglieder des flavischen Kaiserhauses in Süd-<br />

westdeutschland getroffen haben. i)<br />

Die wesentliche Einschränkung der mobilen Streitkräfte, dieVespasian<br />

wie für das Unterland so auch für das Oberland verfügt hat (S. 367), war<br />

um so eher zu verantworten, als das Reich durch einen Festungsgürtel<br />

gedeckt war. Der geht in der ersten Anlage auf Drusus zurück (S. 328).<br />

In den letzten Jahren der augusteischen Regierung waren auch südlich von<br />

der Donau Kastelle erbaut und durch eine Militärstraße miteinander verbunden<br />

worden;«) die Legionen standen hart am Donauufer und die Strom-<br />

polizei wurde von der römischen Donauflotte gehandhabt.^) Die Reichs-<br />

grenze bildete den Sweben—Markomannen—Ermunduren gegenüber die<br />

nasse Fahrstraße der Donau; weiter aufwärts aber sind die Römer auf dem<br />

Nordufer der Donau in Raetien stehen geblieben (S. 329) und hier wurde<br />

die Reichsgrenze durch einen limes Raetiae markiert.<br />

Von Süden her hatten die Römer die Rheinlinie Konstanz—Basel überschritten^)<br />

und waren über die Donauquellen hinaus vorgedrungen. Nordwärts<br />

erstreckte sich die Helvetierwüste. Verwildert lagen Württemberg und<br />

Baden da, eine gewaltige Ödmark, die, der niederrheinischen (S. 357) ver-<br />

gleichbar, Rom von den Germanen schied. Sie gehörte dem Kaiser. Hier<br />

wie dort wurde auf der entvölkerten Domäne nur eine spärliche oder<br />

wenigstens ungefährliche Bevölkerung geduldet; armes gallisches Kolonistenvolk,<br />

das nicht im besten Ruf stand, war hier angesiedelt, um das Land<br />

zu bebauen. Agri decumates wurde es genannt, wahrscheinlich weil die<br />

Kolonisten von der kaiserlichen Domänenverwaltung für ihre Frondienste<br />

mit einem Zehntel des Landertrags entlohnt wurden.^)<br />

Weiter nördlich (zwischen Rhein und Main) saßen Überbleibsel der<br />

helvetischen Urbevölkerung (wie die Ciibii S. 217f.) und dazwischen waren<br />

Germanenkolonien entstanden (Chimbern und Theutonen am Odenwald<br />

S. 232, Neckarsweben S. 242).6)<br />

Seitdem die kaiserlich römische Domänenverwaltung in diesen Strichen<br />

etabliert war,^) herrschte tiefer Friede am Neckar und an der obern Donau.<br />

Nicht einmal während des Bataweraufstands kam es zu Unruhen, so daß die<br />

) Dragendorff, Westdeutschland zur Histor.Zeitschr. 98, 16 (rf^ca/na/^s ist vielleicht<br />

Römerzeit S. 17 ff.<br />

*) limes inter Romanos ac barbaros ab<br />

Augusta Vindelicum per Noricum, Pannonias<br />

et Moesiam est constitutus Rufius Festus,<br />

Breviar. 8. praesidia constituta Florus 2, 28.<br />

^) Tacitus, Ann. 4, 5.<br />

*) Über die Schweiz in römischer Zeit<br />

handelt Mommsen, Schriften 5, 352 ff. Um das<br />

Legionslager von Windisch (Mommsen a. a. O.<br />

S. 450 f.) entfaltete sich ein reges Leben nach<br />

dem Zuschnitt römischer Provinzialen. Überreste<br />

früher römischer Kultur sind auch in Konstanz,<br />

Eschenz, Stein a. Rh. gefunden worden;<br />

eine Römerstraße führte am Bodensee entlang<br />

(Amm. Marcellinus 15,4,3); über die vorflavi-<br />

sche Okkupation ^ vgl. ^ Mainzer Zeitschr. 1911,<br />

31 ff.<br />

s)<br />

Tacitus, Germ. c.29. CIL XIII, 2, 215 f.<br />

eine gallische Form für decumanil vgl. Bonn.<br />

Jahrb. 103,38 und den späteren Königszehnten<br />

Württemberg. Vierteljahrshefte 1894, 42 f.).<br />

®) Auch haben einzelne Römer Grundeigentum<br />

erworben (Dahn, Könige 9, 1, 130).<br />

') Sie hatte einen Prokurator {sjiiiqojios<br />

Sfßaaiov yvjQag ^ofiekoxsvvTjocag xai VJieQXifiirürrjg<br />

MoMMSEN, Schriften 5, 465) und einen<br />

ordo {ex decreto ordinis saltus Sumelocennensis<br />

CIL. XIII, 2 Nr. 6365, vgl. unten S. 371<br />

Anm. 5); Parzellen wurden an kleine Leute<br />

(coloni) ausgetan, die teils in Dörfern, teils in<br />

Einzelgehöften (Bonn. Jahrb. 103, 37. 39 ff.)<br />

wohnten; ihr Land bezeichnet Tacitus als<br />

dubiae possessionis, weil es fiskalisch» aber<br />

doch wohl vielfach ins Eigentum der Possessoren<br />

übergegangen war.<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil 1. 24

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