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Deutsche Altertumskunde

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362 II- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

einer weisen Frau im Bructerenland spielten von Anfang an eine gewichtige<br />

Rolle, so daß man sagen darf, Weleda sei im Hintergrund an der Revolte<br />

beteiligt gewesen. Jedenfalls ist es bemerkenswert, daß die Erhebung des<br />

Ciuilis weit mehr religiös geweiht war als die des Arminius. Unter<br />

bindendem Votivritual schlössen sich die Vertrauensmänner zusammen und<br />

verpflichteten sich die Schwurgenossen, ihre Jungmannschaft nicht mehr<br />

von den Römern ausheben zu lassen. Diese Losung war gut gewählt. Die<br />

Reihen der Aufständischen füllten sich, die Begeisterung wuchs, i) Werber<br />

wurden zu den Friesen und Cananefaten und Chauchen geschickt und<br />

fanden Zuspruch. Den Kern dieser Eidgenossenschaft bildeten die Batawer.<br />

Die Zeit war einer volkstümlichen Erhebung günstig. An der unteren<br />

Donau war die Kriegsfurie los. 2) Die rheinischen Legionen hatten gemeutert,<br />

statt des Galba einen andern Kaiser verlangt und am I.Januar 69<br />

in Köln den Vitellius zum Imperator ausgerufen. 3) Die Ubier huldigten dem<br />

neuen Herrn,-*) aber die in ihrem Kanton liegenden acht batawischen<br />

Kohorten 5) haben sich an dieser Soldatenmeuterei nicht beteiligt. Die<br />

Stimme ihres einflußreichen Kommandeurs, des Julius Ciuilis, hatte dabei<br />

den Ausschlag gegeben. An ihm wollten jetzt die Kölner Legionen ihr<br />

Mütchen kühlen. Nur dem persönlichen Zugreifen des Vitellius war es zu<br />

verdanken, daß Ciuilis der Hinrichtung entging. Vitellius konnte nämlich<br />

die Batawer nicht entbehren. Denn er ging ans Werk, Gallien zu gewinnen<br />

und nach Italien zu marschieren, und in der Tat bekamen nicht bloß binnendeutsche<br />

Heeresaufgebote, sondern auch die batawischen Kohorten zu Anfang<br />

des Jahres 69 Italien zu sehen. e) Zum erstenmal stand ein Germanen-<br />

heer auf italienischem Boden und ist bis aufs Kapitol zu Rom gelangt.')<br />

Es kam eine Sensation über die entnervte Großstadt durch die Kontrastwirkung<br />

solch rauflustiger Bauernkraft. Diese ungepanzerten Fremdlinge<br />

wurden als Elitetruppen der Armee gefeiert, wo sie sich mit ihren ungefügen<br />

Waffen auf der Straße zeigten; ihre heimatlichen Kriegstänze führten<br />

sie auf, wenn sie zum Angriff übergingen,^) ihre Schwimmkünste ließen sie<br />

bewundern, wenn auf dem Strom gekämpft wurde, ••) und haben den Feind<br />

durch die Eigentümlichkeiten ihrer Taktik in Verwirrung gebracht, indem sie<br />

auch im Reitertreffen ihr behendes Fußvolk verwendeten. »») Bei ihren<br />

römischen Kameraden galten die Batawer als die kraftvollste Mannschaft<br />

des Heeres. Aus siegreichem Kampf ist sie ungeschwächt ins römische<br />

Quartier gelangt. ^0<br />

Aber das erschlaffende südliche Klima und das italienische Wohlleben<br />

') Selbst die Frauen nahmen teil (Histor. röm. Dienst S. 34. 58.)<br />

4, 18). ') Histor. 2, 17. Joseplius, Bellum Ju-<br />

«) Histor. 3, 46. 4, 54. 1 daicum 4, 11,4.<br />

«) Histor. 2, 22.<br />

^Bonn. Jahrb. 1901,171. I<br />

*) Tacltus, Histor. ! 1,57.<br />

'")<br />

Die Batawer konnten in voller Aus-<br />

') Histor. 1, 59 (Auxilien der H.Legion). rUstung in gesclilossencn Gliedern schwim-<br />

Sle waren zuvor In Britannien verwendet men (Bang, Germanen im röm. Dienst S.32 f.).<br />

worden (Ann. 14, 38). '») Histor. 2, 88. 21. 22. 35. 4.3. 3, 79. Hine<br />

•; Germanen haben damals auch in Hei-<br />

Zalil von ilmen war beritten (Bang<br />

große |<br />

vctien zu tun gehabt (Histor. 1,68); irreguläre S. 34f.) und allgemein galten die Batawer<br />

transrhenani waren mit dabei (Histor. 2, 17); als die besten Reiter unter den Germanen;<br />

zu den alteren acht batawischen Kohorten vgl. oben S. 257. 312.<br />

kam jetzt eine ncimtc ÜUno, Gcrmancfi im ") Histor. 2, 28.

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