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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 57. Der Freiheitskampf der Batawer. 361<br />

Armee- und Marinestationen aus wurden die <strong>Deutsche</strong>n in unmittelbare<br />

Berührung mit den römischen Lebensformen gebracht und zugleich in leb-<br />

hafte Parteibewegung versetzt, denn die „Rebellen", die die römische Herrschaft<br />

sich nicht gefallen lassen wollten, waren noch nicht entmutigt und<br />

von der Hoffnungslosigkeit ihrer Bestrebungen noch nicht überzeugt worden.<br />

In den Kantonen der Cananefaten, Batawer und Friesen warteten sie nur<br />

auf den richtigen Augenblick und auf den richtigen Mann, um loszuschlagen<br />

— und danach alle ihre Hoffnungen zu begraben.<br />

Die Cananefaten fingen im Jahr 69 an, haben den einer vornehmen<br />

Rebellenfamilie angehörenden tollkühnen Brinno auf den Schild erhoben<br />

und mit der Führung betraut. Er bemannte seine Boote mit Cananefaten<br />

und Friesen, überrumpelte einige römische Stationen im Rheindelta *) und<br />

hatte es insbesondere auf die über das Land sich ausbreitenden römischen<br />

Händler und deren Warenvorräte abgesehen. =*) Als das waghalsige Spiel<br />

der Cananefaten sich gut anzulassen schien, nahm es ihnen der Batawer<br />

Gaius Julius Ciuilis aus der Hand.<br />

Er schien zunächst noch nicht beteiligt, diente wie Arminius als<br />

römischer Offizier, hatte wie dieser einen römischen Namen angenommen<br />

und erbot sich, die Cananefatenrebellion niederzuschlagen, da die Lager-<br />

präfekten nicht ihre Schuldigkeit getan hätten. Es wurde aber auf deutscher<br />

Seite nicht dicht gehalten. Der Feind witterte List und Trug und wollte<br />

den Ciuilis mattsetzen. Das vertrug sein Unternehmen nicht. Er hatte<br />

schon allzu gründlich gewühlt und mußte, wenn er die Empörung in der<br />

Hand behalten wollte, unbedingt losschlagen. Er tat's und sein erster<br />

Handstreich ist glänzend gelungen. =*)<br />

Die Batawer hatten fürstliche Geschlechter, deren Söhne die zum<br />

römischen Reichsheer ausgehobenen batawischen Truppenteile befehligten.'*)<br />

An Adel, Klugheit und Kühnheit überragte Julius Ci-uilis seine Standesgenossen.<br />

^) Seit 25 Jahren trug er die römische Uniform*^) und komman-<br />

dierte in seiner batawischen Heimat eine Kohorte. Sein Ehrgeiz erstrebte<br />

ein selbständiges batawisches Königtum im Stil des Imperators,<br />

huldigte ihm mit Begeisterung, obwohl ein Teil des batawischen<br />

das Volk<br />

Adels —<br />

darunter Angehörige seiner eigenen Familie — wie seinerzeit im Cherusken-<br />

land treu zur römischen Sache hielt. ^) Seine Gesinnungsgenossen aber<br />

berief der von starken religiösen Instinkten beherrschte Ciuilis zu einem<br />

Opferfest. Als der Opfertrunk vollbracht war, schilderte der beredte Mann<br />

den schweren Druck, mit dem die römische Verwaltung auf der Heimat laste.<br />

Jetzt habe die Stunde der Freiheit geschlagen.») Die Orakelkundgebungen<br />

') Vgl. o. S. 338; z.B. Roomburg und ') Im Jahr 68 wurde er unter dem Verdacht<br />

Katwyk? (CIL. XIII, 2,639). des Hochverrats als Staatsgefangenernach Rom<br />

') Tacitus, Histor. 4, 15. abgeführt (Tacitus, Histor. 4, 13. 32); ein Jahr<br />

^) Tacitus, Histor. 4, 16. später aber in die Heimat entlassen.<br />

*) Tacitus, Histor. 4, 12. Diesen Offizieren *) Das römische Imperium befinde sich in<br />

ist, wie ilire römischen Namen beweisen, von einer schweren Krisis, Unruhen in Deutschland<br />

julischen und claudischen Kaisern das Bürger- seien selbst dem Kaiser Vespasian willkommen<br />

Gallien wünsche mit den Germanen ge-<br />

\<br />

'<br />

i<br />

recht verliehen worden.<br />

^) Tacitus, Histor. 4, 13; genannt werden<br />

seine Mutter und seine Schwestern (4.18),<br />

und<br />

meinsame Sache zu machen (Tacitus, Histor.<br />

4, 14). — Die Chronologie bleibt vielfach<br />

Gattin (4, 79) und Söhne (4, 61. 63). unklar.<br />

6) Tacitus, Histor. 4, 32. |

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