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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 56. <strong>Deutsche</strong> Verluste. 359<br />

den Weg zu verlegen. Ein Chattenhaufe, der mit der Beute sich des Guten<br />

zu viel getan, wurde von den Wangionen umzingelt; die linke Flanke der<br />

Chatten haben die Nemeter gefaßt; im Rücken drohten die den Römern<br />

verpflichteten Cherusken und Ermunduren. So machten denn auch die<br />

Chatten ihren Frieden mit Rom, ohne daß die im Taunus gefechtsbereit<br />

stehenden Legionen des Pomponius einzugreifen brauchten. 1) Zum offenen<br />

Hader kam es zwischen Chatten und Ermundurern im Jahr 59. Die Grenze<br />

zwischen den beiden Völkerschaften scheint die Werra gebildet zu haben<br />

(S.287); seines Salzgehalts wegen galt der Fluß als von den Göttern begnadete<br />

Kultstätte. Über Schichten brennender Baumstämme ausgegossen<br />

(S. 313) lieferte Werrawasser das geschätzte Salz, mit dem ein einträgliches<br />

Geschäft zu machen war. Solchen Betrieb den Nachbarn zu entreißen, war<br />

das Bestreben der zwei angrenzenden Konkurrenten. Es kam darüber zum<br />

Bruderkrieg, den die Chatten mit besonderer religiöser Erregung geführt<br />

und trotzdem verloren haben. 2) Im Jahr 70 haben die Chatten noch einmal<br />

die Stunde flüchtig genutzt und Mainz berannt. 3) Erst im Jahr 83/84 hat<br />

Domitian durch seinen Chattenkrieg und den Ausbau des Limes dauerhafte<br />

Zustände geschaffen (S. 370). Er ist persönlich gegen die Chatten ins Feld<br />

gezogen und hat auf ihre Kosten die Grenze endgültig reguliert.^)<br />

Schon früher und mit ganz anderem Nachdruck als in Mittel- und<br />

Norddeutschland haben die Römer am Niederrhein ihre politische und<br />

merkantile Stellung gesichert.<br />

Batawer, Cananefaten und Friesen schienen befriedet zu sein.^) Aber<br />

die ungewohnte und die Hauseinkünfte schmälernde Steuerleistung (S. 327 f.)<br />

hat auch hier eine Gärung erzeugt, die im Jahr 28 zum Aufstand führte.<br />

Ein Hauptmann besorgte damals die Geschäfte der römischen Verwaltung<br />

im Lande der Friesen und nahm es mit den Abgaben und dem Fron-<br />

dienst genauer, als man es gewohnt war. Als Klagen keine Abhilfe<br />

brachten, griffen die Friesen die römischen Polizeisoldaten auf und schlugen<br />

sie an den Galgen. Der Hauptmann Olennius entkam in das am Meer<br />

gelegene Kastell Flevum, wo eine nicht unbedeutende Besatzung dem Angriff<br />

der friesischen Wehrmänner trotzte.«) Sie mußten eilen, um gegen<br />

anmarschierende feindliche Verstärkungen ihre Landesgrenze zu verteidigen.<br />

Glänzend haben die Friesen zuerst die Vorstöße der Römer und der germanischen<br />

Hilfstruppen (Cananefaten) abgeschlagen^) und ein schweres<br />

Blutbad angerichtet: 900 Römer, so meldeten Überläufer, lagen nach zwei-<br />

tägiger Gegenwehr als Opfer in dem Badwennawald. Aber schließlich ist<br />

die 5. Legion der Friesen Herr geworden. Trotz der schmerzhaften Wunde,<br />

die sie den Römern beigebracht, wurde mit ihnen beim Friedensschluß<br />

»)Tacitus, Ann. 12, 27. 28. |<br />

2) Tacitus, Ann. 13, 57. 1<br />

archäolog.<br />

im<br />

Instituts, röm. Abteil. 14, 255 ff.;<br />

übrigen Westd.Korrespondenzbl. 189Ü, 194.<br />

=•) Tacitus, Histor. 4, 37. 1897, 60. Den allzu rauschenden Triumph iro-<br />

*) Sueton, Domitian 6. Frontin, Stratag. 1, nisiert Tacitus, Germ. c. 37.<br />

1. 3. Westd. Zeitschr. 3, 5. Bonn. Jahrb. 119, *) Klio 9, 441.<br />

189ff.AhV.5,113.Nass.Annal.32,12.H.ViEZE, s) Klio 9, 436 f.<br />

Domitians Chattenkrieg. Progr. Berlin 1902. j<br />

'') darum inde inter GermanosFrisium<br />

Über ein Denkmal zu Ehren des Chattensieges nomen Ann. 4, 74; vgl. Emdener Jahrbuch 14,<br />

des Domitian {„Cimbrum') vgl. Mitteil. d. ]<br />

114<br />

ff.

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