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Deutsche Altertumskunde

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358 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

römische Kommandant mit Waffengewalt drohte. Die Friesen legten sich<br />

aufs Bitten und schickten ihre beiden Häuptlinge nach Rom, um persönlich<br />

beim Kaiser Nero vorstellig zu werden. Es wurde ihnen das römische<br />

Bürgerrecht verliehen, aber zugleich befohlen, die niederrheinische Domäne<br />

zu verlassen. Doch ist es erst einer berittenen römischen Polizeitruppe, die<br />

auf die Neusiedler einhieb, gelungen, dem kaiserlichen Befehl Gehorsam<br />

zu verschaffen. 1)<br />

Als die Friesen abgezogen waren, erschienen Amsiwarier unter Führung<br />

des im Cheruskenaufstand (S. 345) und in langjähriger militärischer Dienst-<br />

zeit bewährten Römerfreundes Boiocalus. Für Land war auch er bereit,<br />

die Freiheit zu verkaufen. Denn in der Heimat war es zum Konflikt mit<br />

den Nationalpatrioten gekommen und die römisch gesinnten Mannen des<br />

Boiocalus hatten als Verbannte ins Elend ziehen müssen. Im rechts-<br />

rheinischen Ödland lagen die Äcker, die sie suchten, brach. Der römische<br />

Statthalter war diesmal auch bereit, dem Boiocalus einen Gutsbezirk an-<br />

zuweisen, aber der alte „Recke" wies dies dürftige Anerbieten als entehrend<br />

zurück, meinte durch Opposition seine höheren Forderungen doch noch<br />

durchzusetzen und rief die deutschen Grenznachbarn (Bructeren und Tenc-<br />

teren) zu den Waffen. Der Legat Avitus schritt gegen die Tencteren ein<br />

und schreckte dadurch die Bundesgenossen ab. Auf die eigenen, viel zu<br />

schwachen Arme angewiesen, zogen die landsuchenden Recken zu den<br />

Usipeten und Tubanten; als sie hier verjagt wurden, zu den Chatten und<br />

schließlich zu den Cherusken. Hier fanden die Heimatlosen, die selbst<br />

in der äußersten Not lieber die alten Feinde als die alte Heimat aufsuchten<br />

und zu Bettlern herabgesunken waren, ein schmähliches Ende: die letzten<br />

der waffentüchtigen Männer wurden getötet, ihre Väter, Weiber und Kinder<br />

wurden Arbeitssklaven der Cherusken. 2)<br />

Bedroht war das römische Ansehen nur noch durch die Chatten, die<br />

mit den Cherusken bitterlich verfeindet, ») mit den Römern allein fertig<br />

werden wollten.'') Wiederholt war Germanicus über sie gekommen (S. 349)<br />

und hatte noch den Legaten Silius durch ihr Land marschieren lassen. s)<br />

Unbehelligt scheint er nach Mainz zurückgekehrt zu sein. Aber brennend<br />

blieb die Chattenfrage trotzdem. Zu einer heroischen Unternehmung hat<br />

sich zwar kein Führer unter den Chatten gefunden, der dem Arminius nach-<br />

geeifert hätte. Es war gute Gelegenheit, als die Gallier sich im Jahr 21<br />

empörten und die Germanen heranzogen; sehr entschieden, aber ohne Beharrlichkeit<br />

scheinen die Cisrhenanen in Gallien aufgetreten zu sein.'') Doch<br />

im Jahr 41 soll SulpiciusGalba die Chatten besiegt und einen dritten Legionsadler<br />

als Trophäe heimgebracht haben.'') Erst zehn Jahre später gingen<br />

die Chatten zum Angriff über. Plündernd und raubend meinten sie in der<br />

Richtung auf Worms und Speier vordringen zu können. Der Mainzer Legat<br />

Pomponius machte die Wangionen und Nemeter mobil, um den Chatten<br />

») Tacitus, Ann. 13, 54. I<br />

») Tacitui. Ann, 13, 55. 56. |<br />

M TacHus. Ann. 1,88. 1<br />

machen<br />

(Tacitiis, Ann. 1, 56).<br />

») Tacitus, Ann. 2, 7.<br />

•) Taclfus, Ann. 3,44. Sucton,Tibcrius41.<br />

*) Bei den Cherusken hatte Neigung be- ') Dlo6(),8,7; liDM.MHYKR, Untirsuchun-<br />

ttinden, gemetnMme Sache mit innen zu gen S. 231; vt^l. aticli OR!.. II, 31, ()7.

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