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Deutsche Altertumskunde

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354 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

im Sturm, In verzweifelter Situation haben die <strong>Deutsche</strong>n mit ihren ungefügen<br />

Waffen Mann gegen Mann gefochten, Arminius wurde verwundet,<br />

auch Ingwiomer hatte keinen Erfolg, spät am Tag wurde der Kampf abgebrochen.<br />

Germanicus ließ ein Lager aufschlagen und durch Stertinius<br />

den Krieg ins Angriwarierland tragen, falls das Volk sich nicht schleunigst<br />

ergäbe. Dies geschah und der Sieger errichtete noch ein Tropaeum mit<br />

der stolzen Inschrift: Die Völker zwischen Rhein und Elbe sind besiegt;<br />

das Heer des Kaisers Tiberius weiht dieses Denkmal dem Mars, dem Jupiter<br />

und dem Augustus.^)<br />

Die Jahreszeit war inzwischen vorgerückt und so kehrte Germanicus<br />

zu seiner Flottenstation an der Ems zurück. Eine Legion hatte sich über<br />

Land ins Winterquartier zu begeben. Das Gros wurde eingeschifft und<br />

erlebte auf der Nordsee einen schweren Sturm. 2) Ein Teil der Boote ging<br />

unter, die Mehrzahl wurde auf die Inseln verschlagen oder von Seeräubern<br />

gekapert;^) die Trireme des Germanicus lief bei den Chauchen ein und von<br />

hier aus wurde der Rückmarsch der Flotte bis zum Rheindelta fortgesetzt.<br />

Bemerkenswert ist, daß nach der Darstellung des Tacitus sowohl der<br />

Feldzug des Jahres 15 als der des Jahres 16 unentschieden geendet hat.<br />

Man wird mit der Vermutung nicht fehlgreifen, daß das Resultat den Opfern<br />

und den Erwartungen des Tiberius nicht entsprach. Denn Arminius war<br />

niemals besiegt worden, wenn auch der Ausgang der einzelnen Treffen ihm<br />

nicht als Erfolg angerechnet werden konnte.*) So wehrte denn Tiberius,<br />

dieser in den deutschen Angelegenheiten sachverständigste Mann, dem<br />

Germanicus, seine verlustreichen Expeditionen zu wiederholen, und faßte die<br />

Sachlage folgendermaßen zusammen: an den Cherusken und ihren Verbündeten<br />

sei Rom gerächt; ein römischer Feldherr habe folglich im Innern<br />

Deutschlands nichts mehr zu suchen; die Kantone dürfe man getrost der<br />

Zersetzung überlassen.^)<br />

Germanicus reiste nach Rom ab. Am 26. Mai 17 triumphierte er<br />

über die binnendeutschen Völker. Im Festzug führte er die Prunkstücke<br />

seiner Kriegsbeute vor, zeigte in Abbildungen die Landschaft und die<br />

Schlachtfelder und ließ den Großstadtpöbel sich weiden an dem Anblick<br />

edler deutscher Männer und Frauen, die er als Gefangene zur Schau stellte:<br />

Sigimund, des Segestes Sohn, in cheruskischer Fürstentracht; seine Schwester<br />

[)usnelda mit ihrem dreijährigen Knäblein Thumelicus; SisijDanc, des Sigimer<br />

Sohn, mit seinem Weib Ramis, einer Tochter des Chattenfürsten Ucromer;<br />

Libes, der Oberpriester der Chatten, und viele andere Personen aus den<br />

mitteldeutschen Gauen wurden vorgeführt.«)<br />

Was aus den Kriegsgefangenen geworden ist, ahnen wir aus dem<br />

jammervollen Schicksal der {)usnelda und des von den Römern mit dem<br />

•) TacUus, Ann. 2, 22.<br />

*) Vgl. das Gedicht des Pcdo Albinou<br />

a n u s bei Sencca, Suaaor. 1 und Tacitus, Ann.<br />

2, 23. Sadüe 2, 29 f. 200 ff.<br />

*) Die Angriwarier haben spfltcr Soldaten<br />

der Schiffsbesatzung bei deutschen Binncnttimmen<br />

lotgekauft.<br />

*) Tacitus, Ann. 2, 88,<br />

*) Tacitus. Ann. 2, 26. maneat, quaeso.<br />

duretque gentibiis si non anior nostri, at<br />

certe odiiini siii, qiiando iirfrentibiis imperii<br />

fatis nihil iam praestare fortiinamaius potest<br />

quam hostinm discordiam Germ. c. 33.<br />

") Tacitiis, Ann. 2, 4 1 . Str.ibo 7, 1 , -l nennt<br />

Chattwaricr, Usipctcn, Siij^ambrcii, ikiictcrcn,<br />

Amslwaricr u. a. (die Lesarten scheinen jedocli<br />

vielfach verderbt zu sein).

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