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Deutsche Altertumskunde

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352 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

siedeln. 1) Um aus den Reihen seiner Sippegenossen Ersatz zu sciiaffen,<br />

versuchte es Arminius, von der Mutter ermutigt und unterstützt, mit seinem<br />

im römischen Heer zu Ehren gelangten Bruder Flavus anzuknüpfen, ging<br />

aber im Streit von ihm.^j Wohl trug ihn noch die Gunst des Volks, aber<br />

seine Spannkraft schien unter dem Kleinmut, dem Eigensinn und der Miß-<br />

gunst der Parteigänger zu erlahmen.<br />

Die günstigsten Auspizien begleiteten daher den Germanicus, als er<br />

im Jahr 16 auszog, um das römische Prestige herzustellen, an den Cherusken<br />

die Legionen des Varus zu rächen, ihre Niederlage durch einen<br />

Triumph über die an ihr beteiligten Germanen wettzumachen und danach<br />

das freie Germanien dem unseligen Bruderzwist zu überlassen. 3)<br />

Germanicus hatte gelernt, daß er das Waldgebirge und das Moor zu<br />

meiden habe, daß er den Germanen in offenem Gelände unbedingt überlegen<br />

sei und daß er nur auf dem Seeweg die rückwärtigen Verbindungen<br />

und die Verpflegung seiner Heere aufrecht erhalten könne. Unter strenger<br />

Einhaltung dieser Grundsätze ist im Jahr 16 den Römern das Waffenglück<br />

hold geblieben.<br />

Tausend für das Fahrwasser besonders geeignete, zum Rudern und<br />

Segeln eingerichtete Kriegsschiffsboote wurden zum Transport der Truppen,*)<br />

der Geschütze und des Proviants auf den gallischen Werften gebaut^) und<br />

hatten sich beim Rheindelta (Insel der Batawer) zu versammeln. 6) Als die<br />

Verschiffung rechtzeitig gelungen war, steuerte Germanicus durch den Drususkanal<br />

über die Nordsee nach der Ems.^) Der Plan war, diesmal von dem<br />

Flachland zwischen Ems und Weser aus die Cherusken anzugreifen. Als<br />

er die friesischen Anwohner der Ems im Rücken hatte, zeigten die Angri-<br />

warier*) feindselige Mienen und mußten gezüchtigt werden. Danach bezogen<br />

die Legionen das alte Römerlager an der Weser (bei Rehme). Arminius<br />

befand sich auf dem jenseitigen Flußufer und beeilte sich, seine Mannschaft<br />

in Keilen für die Schlacht zu ordnen.**) Die römische Kavallerie ritt über<br />

den Fluß an einer seichten Stelle, nur die batawischen Reiter unter dem<br />

Kommando des Chariwalda (> Herold) stürzten sich in den Strom, wo er<br />

am reißendsten ist, und sprengten gegen die Cherusken an. Diese führten<br />

ein von Arminius bevorzugtes Scheinmanöver aus und warfen mit leichter<br />

Mühe die aufgelösten feindlichen Schwadronen. Chariwalda brachte aber<br />

seine Batawer wieder zusammen und hetztg. sie gegen die dichtesten Haufen<br />

der Cherusken. Germanen gegen Germanen. Von Speeren überschüttet<br />

sank Chariwalda mit vielen edlen Batawern zu Boden, die Überlebenden<br />

wurden schließlich von der römischen Kavallerie herausgehauen.<br />

Seinem berittenen Vortrupp war inzwischen Germanicus auf Schiffsbrücken<br />

gefolgt und hatte seinen Standort auf das rechte Weserufer verlegt.<br />

Denn Kundschafter hatten gute Meldungen gebracht und ein Deserteur hatte<br />

ihm die Absichten des Arminius verraten.<br />

')TacllU8. Ann. 1,71. |<br />

•) Tacltus, Ann. 2, 6. Klio 9, 446 f.<br />

») Tacitus, Ann. 2, 9 f. ') Nicht nach der Weser (Delbrück 2,<br />

•) SADfiE 2. 165 ff.<br />

I<br />

116f.).Vgl.HÜl.SENHF.CKS.42. KNOKES.333ff.<br />

') Unter den Auxiticn waren besonders Emdener Jahrbuch 14, 130 ff.<br />

Batawer und Chauchen vertreten (Tacitus,<br />

**) Tacitus, Ann. 2, 8.<br />

Ann. 2. 8).<br />

j<br />

•) Tacitus, Ann. 2. 11 ff.<br />

»)r)AHMS.31ff. Klio 9, 447. 1

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