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Deutsche Altertumskunde

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350 H. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

die Heimat entlassen, sondern nach Gallien verbannt worden. i) Dem Ruf<br />

des Segestes ist Germanicus anno 15 gefolgt. Er rückte bei den Cherusken<br />

ein und hat den Segestes samt seiner Gefolgschaft und seiner Sippe be-<br />

freit — richtiger gesagt, hat ihn genötigt, sich den Römern anstatt seinen<br />

Landsleuten, auf Gnade und Ungnade zu ergeben.<br />

Mit der Verwandtschaft des Segest gelangten auch die edlen Frauen,<br />

darunter die dem Arminius wieder entführte Gattin, des Segestes Tochter,<br />

ins römische Lager. Die lebhaft tätige Erscheinung des Segest, der warm-<br />

herzig das Gelöbnis der Treue vor dem Römer erneuerte, bildete einen<br />

schroffen Gegensatz zu der regungslos duldenden {)usnelda, die die Hände<br />

über der Brust gefaltet den Richterspruch vernahm, der ihr mit den andern<br />

Verwandten des Segest das Leben sicherte, aber sie des Gatten beraubte.<br />

Segestes wurde nach Gallien, {)usnelda nach Italien abgeführt. 2)<br />

Im Innersten seiner Seele verwundet, warf sich Arminius zum Anwalt<br />

seines Weibes auf, sammelte in leidenschaftlicher Erregung Waffengefährten<br />

gegen den Landesfeind und rief die Landsgemeinde mit hinreißender<br />

Beredsamkeit zur endgültigen Befreiung des Vaterlandes und zur Verteidigung<br />

der von den Vätern überkommenen Lebensgüter.'')<br />

Mit größerer Wucht als sechs Jahre vorher stritt Arminius gegen einen<br />

weit stärkeren und gefährlicheren Feind, als Varus gewesen war.<br />

Germanicus gedachte die Keile der Aufständischen mit überlegener<br />

Truppenmacht im Sommer des Jahres 15 zu sprengen. 4) Auf getrennten<br />

Anmarschlinien sammelte sich sein Heer und die Flotte. Die Kavallerie<br />

führte Pedo die Ems herauf und brachte Hilfsmannschaften aus Friesland<br />

und Chauchenland mit, Caecina kam mit 40 Kohorten von den Bructeren,<br />

bei denen er den Adler der 19. Legion zurückerobert hatte, die Legionen<br />

bewegten sich unter dem Kommando des Germanicus vom Drususkanal<br />

her und trafen ordnungsgemäß mit den übrigen Streitkräften etwa bei Rheine<br />

an der Ems zusammen.^) Von hier wurde noch einmal bei den Bructeren<br />

eingebrochen und nun endgültig ihr ganzes Siedelungsgebiet zwischen Ems<br />

und Lippe, soweit die Bewohner es nicht selber verheert hatten, zur Einöde<br />

gemacht.<br />

Am Oberlauf der Ems war Caecina in der Richtung auf den Teutoburger<br />

Wald vorausgeschickt worden. Er hatte das Waldgebirge aufzuklären<br />

und im Vorland die über Sumpf und Moor führenden Brücken<br />

und Dämme instandzusetzen. Als Germanicus von der Lippe her nachfolgte,<br />

gelangte er zu den Marschlagern des Varus und auf den alten Pfaden<br />

von Soldaten geführt, die die Schlacht im Teutoburger Wald mitgemacht<br />

hatten, auf die Walstatt des Varus.«) Von hier lockte Arminius die Römer<br />

in unwegsames Gelände. Sobald er mit dem Gegner Fühlung bekam, ließ<br />

Germanicus seine Kavallerie auf waldfreiem Feld gegen ihn anreiten.<br />

Arminius zog aber seine Mannschaft an die Bergeshöhen in den Wald<br />

herauf, brach von hier mit seinen Reserven los und hätte die römische<br />

«) Tadtti*. Ann. 1, 57. abtrünnig.<br />

«) Tacltui. Ann. 1 . 57. 58. *) N/^l. aucli Klio 9, 440 f. Sad^e 2, 147 ff.<br />

»)TaclU«. Ann. l,59f. Selbst bei den ») Tacitiis, Ann. 1,60.<br />

Römern In Ansehen stehende MSnner wie In- «) Siicton.C.iiieiil.iß.Tacitus.Ann. l,60ff.;<br />

ptiomer, der Oheim des Arminius, wurden v^l. Neue Jahrb. 2^, 347 f.

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