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Deutsche Altertumskunde

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340 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Nun war die Stunde des Tiberius gekommen. Die Pioniere des<br />

Drusus hatten ihm den Weg gebahnt, auf dem auch er fast ganz Germanien<br />

zwischen Rhein und Elbe durchstreifte. Aber er vermied militärische Kon-<br />

flikte, seine Truppen erschienen als seine Begleitmannschaft, durch Unterhandlungen<br />

gewann er die Zustimmung der Barbaren, daß im Binnenland<br />

nicht bloß Militärstationen gegründet wurden, sondern auch römische Zivilbeamte<br />

in die Landesverwaltung eintraten. Sein Werk war es, wenn jetzt<br />

das westelbische Deutschland das Äußere einer römischen Provinz<br />

annahm, 1)<br />

Tiberius ist im Jahr 8 v. J. über den Rhein gekommen. Der erste<br />

Erfolg war die Deportation der Sugambren (S. 326). Was ihm sonst noch in<br />

diesem Jahr und das Jahr darauf bei seinem wiederholten Auftreten in Germanien<br />

widerfahren ist, hören wir nicht, weil die Historiker Kriegsgeschichte<br />

geben und Tiberius in Deutschland keine Kriege geführt hat. 2) Wir müssen<br />

uns mit den ungewöhnlichen Ehren begnügen, die Augustus dem unsympathischen<br />

Mann nicht vorenthalten konnte. Seit dem Jahr 7 war Deutschland<br />

ruhig und dem römischen Einfluß preisgegeben.<br />

Selbst der Nachfolger des Tiberius, Domitius Ahenobarbus, konnte<br />

seine Orientierungsfahrt unangefochten bis zur Elbe ausdehnen. Er war<br />

der erste Römer, der zwischen den Jahren 6— 1 v. Chr. von Mainz her, in<br />

dessen Nachbarschaft er neben den Chatten die Waristen und Ermunduren<br />

angesiedelt hatte (S. 330), nicht bloß über die Saale, sondern auch über die<br />

Elbe setzte, bei den auf dem jenseitigen Ufer wohnenden Ermunduren die<br />

römische Herrschaft aufrichtete und zu ihrem äußern Zeichen dem Augustus<br />

einen Altar weihte. Auf dem Rückweg besuchte er die Cherusken. Als<br />

man hier etliche mißliebig gewordene Römerfreunde mit seiner Hilfe rehabilitieren<br />

wollte, stieß er auf Widerstand und reiste ab. Von der Donau<br />

war er hergekommen, die Elbe und die Weser hat er gesehen, am Nieder-<br />

rhein fand seine Visitation ihr Ende. 3)<br />

Das Bezeichnende ist die Dürftigkeit und Leidenschaftslosigkeit dieser<br />

Berichte. Daß Rom in Deutschland zum Sieg gelangt war, erschien bereits<br />

selbstverständlich. Das Innere des Landes war durch vielbegangene Straßen<br />

erschlossen,*) außerdem werden dem Domitius ausdrücklich Bohlenwege<br />

über die nordwestdeutschen Moore zugeschrieben. 0) Über diese Brücken<br />

wurde der Verkehr aus der römischen Provinz nach Deutschland geleitet.<br />

Märkte wurden aufgetan, um die Marktplätze herum entstanden städtische<br />

SiedeUingen, römische Soldaten schützten den Handel und Wandel, denn<br />

sie lagen allerorten im Quartier oder führten von ihren Schanzwerken aus<br />

die Aufsicht.«) Die römischen Toga drängte sich unter die Landestrachten,<br />

1. apud MoßontiacumVMlTop 7, \3{IAQAuct. ,<br />

antlq. 2. 122). ShOt.E 2, 69 ff. 1 solitum<br />

') Tacltu«. Ann. 2, 26. Vellclus 2, 97. inter<br />

Alhim et R/ienum Ciermani omnes Tiberio<br />

Neroni dediti (Hi-.TRH, J'ragm. p. 299 aus Aufidlus<br />

BaMUH); vgl. o. S. 317.<br />

Nero 4.<br />

•) Dio W, 8: vgl. Sai>I»,k 2, 74 ff.<br />

•) Dlo.W.IOa. TacllnH.Ann.4,44. Sucton,<br />

*)<br />

Der Weg der Lippe entlang heißt iter<br />

Tacitus, Ann. 1, 50.<br />

>*) Tacitus, Ann. 1, .50. 63. Klio 9, 432<br />

(pontes). 10,258f. Mommskn, Sciiriftcn4,206.<br />

ROthnino. Oldenburg.üescliichte 1 (191 l),2f.<br />

Mc)orl)rücl

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