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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 53. Germanen an der Donau. 335<br />

Kaum hatte Vannius eine selbständige Rolle sich angemaßt, so erging<br />

es ihm nicht besser als dem Cha[)walda. Nach Plinius hatte sich der Herrschaftsbezirk<br />

des Vannius bis zur Duria ausgedehnt.') Man wird also mit dem<br />

Gran (oder Eipel) als dem Grenzfluß der Germanen im Südosten rechnen<br />

müssen. 2) Aus diesen Strichen haben den Vannius erst im Jahr 51 seine<br />

eigenen Neffen Vangio und Sido, die im Dienst der Römer standen, im<br />

Bunde mit dem Ermunduren Vibilius verjagt. s) Wieder besorgten Germanen<br />

die Geschäfte Roms, ohne daß der Kaiser einen einzigen Legionär zu<br />

opfern brauchte. Vannius wurde geschlagen und fand auf einem Schiff<br />

der römischen Donauflotte Unterschlupf, seine Gefolgschaft wurde, wie er-<br />

wähnt, nach Pannonien abgeschoben. Die Stellung des Vannius haben in<br />

Mähren seine Neffen Sido und Vangio (unter dem bezeichnenden Namen<br />

Italicus) angetreten, im Jahr 70 für die Sache des Vespasian eine Elite-<br />

truppe nach Italien geführt, bei Cremona gefochten und mit musterhafter<br />

Treue gegen Rom ihr widerspenstiges Volk in Zaum gehalten.*)<br />

An der Donau herrschte fortan tiefer Friede. Die Romanisierung<br />

der Germanen machte Fortschritte, denn die Quaden in Mähren und die<br />

Markomannen in Böhmen wurden von Königen regiert, die in römischem<br />

Sold standen und absolut zuverlässig waren. Die Waristen und Ermunduren<br />

bildeten ebenfalls eine stockrömisch gesinnte Bevölkerung. 0) Andererseits<br />

ist Gewicht darauf zu legen, daß die Römer die Donaugrenze der Germanen<br />

weit mehr respektiert haben als ihre Rheingrenze. Trotz der römischen<br />

Kultureinflüsse hat sich darum die germanische Volksart an der Donau als<br />

widerstandsfähiger erwiesen denn am Rhein. Wir wissen nichts davon, daß<br />

die donauischen Germanenkolonien unter römische Verwaltung gelangt<br />

wären, wie die rheinischen Kolonien; nicht einmal Kastelle haben die Römer<br />

in Böhmen gebaut; sie haben sich mit dem siegreichen Vordringen ihrer<br />

Kultur zufrieden gegeben. An der Donau fehlen die Zeugen eines strengen<br />

Polizeiregiments und einer Militärhegemonie, die die Römer an der deutschen<br />

Westgrenze eingerichtet und aufrechterhalten haben. Ferner ist zu betonen,<br />

daß die Römer es nicht daran fehlen ließen, den Donau-Germanen<br />

zu einer gesicherten Position gegen ihre fremdländischen Nachbarn zu<br />

verhelfen. Erst unter Domitian regte sich unter den <strong>Deutsche</strong>n Sympathie<br />

für die Feinde der Römer. Daran waren aber diese selbst schuld. Als<br />

nämlich Unruhen ausbrachen (an der schlesischen Grenze?) und die Sweben<br />

(des Vannius) sich an den Kaiser um Beistand wendeten, erhielten sie ein<br />

wenigstens dem Rang nach ansehnliches Hilfskorps von hundert römischen<br />

Rittern. Aus Unwillen darüber taten die Sweben den folgenschweren<br />

Schritt und verbündeten sich mit den sarmatischen Jazygen, haben aber<br />

nicht Ernst daraus werden lassen. i^) Als Domitian 85—86 gegen die Daker<br />

Neusiedlern später alsWaag bezeichneten Fluß destens = Gran.<br />

(ZeussS. 16. Anz.f.d. Alt. 16,55. Tomaschek ») Plinius, nat. bist. 4,81 ;vgl.dievor.Anm.<br />

in Paulys Realenzyklopädie s. V.). In dieses ^j ßeitj- 17 131 f ^inkelsesser S. 32.<br />

Svvebengebiet sind die fremden Nationali- ^j jg^itus, Ann. 12, 29. 30.<br />

täten der benachbarten Osi und Cotini ein- ••) Tacitus, Histor. 3,5.21.<br />

bezogen worden: sie sind die unmittelbaren *) Germ. c. 41. 42.<br />

Ostnachbarn der Vannianischen Sweben, also «) Die 67, 5, vgl. Tacitus, Ann. 12, 29.<br />

Duria (im Lande der O5/ und Cotini}) min- j<br />

Histor.<br />

1, 2.

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