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Deutsche Altertumskunde

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332 H- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Die führende Persönlichkeit bei diesen großzügigen kolonisatorischen<br />

Unternehmungen in Böhmen und in Mähren war ein vornehmer Markomanne,<br />

des Namens MaroboduusA) In seiner Jugend, die durch des<br />

Mannes keltischen Namen ihr frühstes Gepräge erhielt, ist er in römische<br />

Dienste getreten. Augustus hat ihn bei seiner militärischen Laufbahn ge-<br />

fördert und ihm gute Gelegenheit geboten, von den Römern zu lernen,<br />

nach welchen Methoden individuelle Herrschergewalt gegen Freund und<br />

Feind im Frieden und im Krieg sich durchsetzt. Jetzt war der römische<br />

Offizier zu seinen Landsleuten heimgekehrt, mit dem politischen Willen,<br />

die römische Invasion abzuwehren und sich zum weithin gebietenden<br />

Herren aufzuwerfen.*) Der mutige und gewalttätige Mann, den Tiberius<br />

als einen großen Mann angesehen hat, 3) war wohl seiner Herkunft, aber<br />

nicht seiner Erziehung und Ausbildung nach ein Barbar.*) Sein aus der<br />

Gemeinschaft der Volksgenossen ihn herausdrängendes, sein gesteigertes<br />

PersönUchkeitsgefühl erhob ihn ohne die tumultuarischen Begleiterscheinungen<br />

eines Staatsstreiches zu monarchischer Imperatorenstellung über<br />

die Markomannen. ö) Aus dem gefährdeten Maingebiet hat er sie dem<br />

Gesichtsfeld der Römer entzogen, um sein Volk in Böhmen durch gedeih-<br />

liche Wirtschaft zu fördern und auf diesem jungfräulichen Boden für seine<br />

Person, die keinen Rivalen fand, das Unerhörte zu wagen. Gen Westen<br />

sicherte ihn der Böhmerwald; seine Südnachbarn, jenseits der Ödgrenze,<br />

waren die den Römern unbequemen Noriker und Pannonier. So streckte<br />

er denn kühnlich seinen Arm und holte mit einer wahrhaft großen Gebärde<br />

aus bis zu dem swebischen Muttervolk an der untern Elbe und in Branden-<br />

burg, ja sogar bis zu den Lugiern in Schlesien und bis zu den Wandiliern<br />

an der Weichsel. ß) Er versammelte um sein überragendes Haupt ein<br />

deutsches Aufgebot, das sich aus Markomannen, Semnonen, Langobarden<br />

und andern Sweben sowie aus Goten und anderen Ostgermanen zusammen-<br />

setzte und auf 70000 Mann zu Fuß und 4000 Reiter angewachsen ist.'')<br />

Nach römischem Reglement scheint er dieses Aufgebot als stehendes<br />

Heer organisiert und wider den deutschen Brauch auch im Frieden unter<br />

den Fahnen behalten zu haben.»)<br />

Durch militärische Demonstrationen setzte er sich mit diesen Truppen<br />

in Respekt, wo man im inneren Deutschland nicht freiwillig seinem Kriegs-<br />

ruf folgte. Politische Flüchtlinge fanden bei ihm ein Asyl und glücklich<br />

| *) Der Name ist bojisch; Prosopographia bereich des Sweben Marbod?).<br />

imperil romani 2. 349, 250 {-bodus heißt er bei<br />

Sucton.Tibcrius37);vgl.Slrabo7, 1.3.VelIci»s<br />

2,108. MoMMSEN, Rom. Geschichte 5, 54 f.,<br />

') Strabo 7, , 1 3. Velleius 2, 109.<br />

«) Dahn, Könige 9, 2, 16. — Gleich dem<br />

Augustus bildete er um seine Person eine Leibferner<br />

Jahreshefte des Ostcrr. archaol()g. In- gardc und hielt auf liünigliclicr Burg seinen<br />

i<br />

I<br />

'<br />

»tltuts7(1904J,234f. V.DoMASZEWSKl.Gesch.<br />

dcr röm. Kaiser 1,231. 235.<br />

») Sad^E 2, 85 ff.<br />

Hof (Vclicius2, 109. Tacitus, Ann. 2,62. Zcit-<br />

sclir. f. d. Alt. 41, 98. 121). Um seine wohihabende<br />

Residenz (vgl. got. piudangaräi) —<br />

•) Tacitus, Ann, 2, 63.<br />

*) natlone magis quam ratione barbarus<br />

sie ist vicllciclit in Ailpilscn mit der Radina<br />

zu suclicn - bildete sicii eine bürgcriiclie An-<br />

Velleius I. c. Siedlung, deren Gescliilftsvcrl

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