29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2. Die Römer in Deutschland. § 53. Germanen an der Donau. 331<br />

folgten die Wänsten;^) an ihrer Westgrenze meldeten sich als Nachfolger<br />

der abziehenden Markomannen die über die Wetterau und den Spessart<br />

sich nach Süddeutschland vorschiebenden Chatten. Als nämlich im Jahr<br />

6 V. Chr. römische Legionen von Mainz nach Böhmen marschierten, haben<br />

sie sich durch die waldigen Distrikte der Chatten den Weg gebahnt. 2)<br />

So haben also Sweben und Chatten, Waristen und Ermunduren das<br />

alte Germanien über seine Südgrenzen hinaus bis zur Donau erweitert und<br />

unter römischer Klientel die Germanisierung Südwestdeutschlands be-<br />

gründet. Das Gesicht deutscher Nation blieb fortan gegen Süden gerichtet. 3)<br />

Denn seit der Heimkehr der Markomannen nach Böhmen (8 v. Chr.) war<br />

die Donau vom Neckar bis nach Pannonien hinein die Grenze der Germanen^)<br />

und bald wurde das junge Südostdeutschland ein Versuchs-<br />

feld ehrgeiziger deutscher Politik und ein Schauplatz der zu historischen<br />

Persönlichkeiten sich emporreckenden deutschen Größe.<br />

Neben jenen als „Grenzer" bezeichneten Sweben, die jetzt Böhmen<br />

beherrschten, haben die (als die „Schlimmen" bezeichneten?) Sweben, die<br />

Quaden, Mähren besetzt,*») sind bis ans Donauknie, wo der Strom seinen<br />

westöstlichen Lauf verlassend nach Süden umbiegt, ansässig geworden ß) und<br />

daselbst seit Beginn der christlichen Ära bezeugt.'') Nach deutscher Art<br />

werden sich die Markomannen und die Quaden nicht unmittelbar an der<br />

Uferlinie niedergelassen, sondern gegen das Ausland (Noricum und Pannonien)<br />

einen Grenzgürtel freigelassen haben, der von Natur durch den<br />

Urwald der sllua Nortica angedeutet wurde. s) Die alte Grenzmark gegen<br />

die Sarmaten und die Daker, ein confiniiim von ungeheurer Ausdehnung, ")<br />

scheint damals reduziert und heimelich eingerichtet worden zu sein.i")<br />

Im Zeitalter des Augustus erhielt das alte Heim der Bojer durch die<br />

deutschen Neusiedler seinen historischen Namen {Boiohaemum > Beheim,<br />

Böhmen)ii) und auch auf dem Lößboden des Marchfelds, einer Kornkammer<br />

der Donaulande, waren die Germanen sehr gut untergebracht; wachsender<br />

Wohlstand beruhte hier auf dem sehr einträglichen Ackerbau • 2) und es ist<br />

nicht zu verwundern, daß in diesen fruchtbaren Gefilden sich fortan ein<br />

reges germanisches Volksleben abspielte.<br />

') oderNaristen?vgl. Württemberg. Viertel- Kamp die (keltischen?) Kdfi.^oi, mit den Unterjahrshefte<br />

N. F. 3, 15f. F. Helmke, Die Wohn- abteilungen der riaouai-KdfiJioi und Adgaßai-<br />

sitze der Cherusker und der Hermunduren<br />

(Progr. Emden 1903) S. 15ff.<br />

'^) d. h. eine vorhandene Straße praktikabel<br />

gemacht, vgl. Velleius 2, 109. CIL. XIII, 2, 262;<br />

von Drusus sagt Florus 2,30: inuisum atque<br />

inaccessum in id tempus Hercynium saltum<br />

patefecit.<br />

») MÜLLENHOFF, DA. 2, 302, vgl. Duncker,<br />

Orig. Germ. p. 39ff.<br />

*) Velleius 2, 1 09 ; vgl. Jahreshefte d. österr.<br />

archäolog. Instituts 7 [1904], 225 ff.<br />

^) Strabo 7, 1, 3. Florus 2, 30. Beitr. zur<br />

Anthropol. und Urgesch. Bayerns 12, 5 ff.<br />

«) Beitr. 17, 126 ff.<br />

') Tacitus, Ann. 2, 63.<br />

») Vancsa, Gesch. Nieder- und Oberösterreichs<br />

1,30. 75 f. — Diesem unwirtlichen<br />

Walde zunächst erstreckten sich am Flusse<br />

KdfiJioi und neben ihnen an der Thaya die<br />

(keltischen?) 'Faxunu (Faxaxfjiai); sie sind<br />

wohl wie die Cotini Reste der bojischen Urbevölkerung;<br />

über ihre Fortdauer vgl. Beitr.<br />

17, 123 f. {Rakousy); im übrigen o. S.220f.<br />

9) Caesar 4, 3. 6, 25; vgl. o. S. 247 f.<br />

^^) Plinius, nat. bist. 4, 80; es beginnt bei<br />

Carnuntum und bei derMarch; Sweben siedelten<br />

bereits an der March ; Tacitus, Ann. 2,<br />

63, vgl. Beitr. 17, 14. 129.<br />

") Velleius 2, 109. manet adhuc Boihaemi<br />

nomen . . . quamuis mutatis cultoribus Tacitus,<br />

Germ. c. 28; für die deutsche Bevölkerung<br />

des Landes hat sich auch der Name Boii<br />

zäh erhalten; Ptolemaios 2, 11, 20. 23. Beitr.<br />

17, 58 f.<br />

1'^) Vancsa 1, 76 f. Beitr. 17, 130.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!