Deutsche Altertumskunde

312 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.
Aus den Weizen- sowie Gerstenkörnern lernte man eine neue Sorte Bier
lierzustellen.i) Unter die von der Grütze beherrschte Pflanzenkost kam Ab-
wechslung mit dem Mehlbrei^) und unter die Fleischspeisen mit der Wurst.^)
Im Laufe der Eisenzeit wurde die vegetabilische Nahrung auch durch neue
Gemüse gewürzt, denn das Landschaftsbild gewann durch die Anfänge des
Gartenbaus lustige Züge.*) Von kultivierten, nicht wildwachsenden Gemüsen
darf man die Möhre^) und die Rübe^) der Lateneperiode zuweisen. Ihr mag
auch der Wermut^) und der Schierling») angehören, dieser als Giftpflanze,^)
jener als Heilpflanze ;i'^) auch in diesem Fall gibt die sprachliche Bezeichnung
der Vermutung Raum, daß gleichzeitig Neuerungen in der Krankenkost und
im Heilverfahren aus den keltischen Provinzen nach Deutschland vordrangen:
die älteste Benennung des Arztes teilen wir nur mit den Kelten. ^i)
In Wald und Feld wurde das Landschaftsbild bunter 12) und was die Haus-
tiere betrifft,i3) ^o ist namentlich auf die Pferdezucht hinzuweisen (S. 166.
257. 308). Es darf aber auch mit einiger Bestimmtheit vermutet werden,
daß damals die Hühnerzucht^*) unter den Germanen verbreitet worden
ist Sie scheint im Zusammenhang der griechischen Kultureinflüsse (S, 210)
zeilige Gerste zu beziehen? (Hoops, Kulturpflanzen
S. 391 ff.). — Eicheln: Brandenburg.
Landesit. 3, 394 f.; vgl. S. 311 Anm. 1.
') ags. sriit, mnd. grät, ahd. grüz, gräzzinc
(mnd. griuzinc Weizenbier) Ahd. Gl. 3,
400. 29. 156, 6. Zeitschr. f. d. Altert. 6, 329.
Heyne, Nahrung S.345. Hoops, Reallexilcon
1.281 f. — Obst wein: Nord.Fortidsm.2,40ff.
*) mhd. bri, ahd. brio, ags. briw, mnd.
brig, nl. brij.
') ahd. warst, mnd. worsi (Ks. Zeitschr.
f. vergl. Sprachforsch. 41, 399).
*) Hoops S. 462 ff.
*) ags. moru, ahd. morha, mhd. morhe,
more Moorrübe (Zeitschr. f. d. Wortforsch. 2,
223 f. Hoops S. 466); vgl. auch den alten
westgerm. Namen für Sellerie (apium) ahd.
merch, mnd. merk, ags. merce (?).
•) mnd. röve, ahd. ruoba < lat. räpa
(Wandername, HooPS S. 350. 467).
') ags. wermöde, mnd. wermöde (nd.
wOrmd), ahd. werimuota (artemisia, Hoops
S. 481 f.); vgl. ahd. biboz (Beifuß). An Heilpflanzen
wären sonst etwa zu nennen: ags.
we^rade, ahd. wegebreita (Wegericli, plantago);
ags. isenhearde, ahd. isenhart (Kiscnkraul,
vcrbcna); ags. eor/)^ralla, ahd. ertgallo
(Erdgallc, Tausendguldenkraut).
) ags. pung, mnd. dunk (nd. wOdendüng),
ahd. thunc (aconitum); vgl. aiid.
nahtscado, ags. nihtscadu.
*) ahd. Ittppl, ags. lyb.
'•) ahd. lacha {selblächa).
") kclt. "l'gjo- > got. lekeis, ags. taece,
ahd, Idhhl {\t7.\)\ vgl. anord. /(P*n (Heilung),
mhd. /^r/;fn (Heilmittel). Wie primitiv die
1 Icilkunst war, ergibt der Bedeutungswandel
(mhd, Idchcturre Zauberer, lAchente Besprechung);
die Terminologie wurde Übrigens
von den Germanen an die Slaven weitergegeben
(abulg. lekari Arzt u. a.).
^2) Winde: ahd. widewinda, ags. wuduwinde.
Klette (Lappe): ahd. cletto, clitte, ags. clipe;
ags. clife, mnd. klive, ahd. cliba; mnd.
tänride (Zaunreiter) Schiller, Kräuterbuch
2, 33.
Binse: mhd. binez, ahd. binuz, and. binut,
ags. beonet (Plinius, nat. hist. 16, ; 4 S. 295).
Riet (Reth):
hreod.
ahd.riot, hreod, and. hriod, ags.
Moos: mhd. mies, ahd. mios, ags. meos.
Trespe (Unl