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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 50. Wirtschaft und Geselligkeit. 311<br />

Die Wirtschaftsgüter sind in erster Linie Haustiere und Kulturpflanzen,<br />

die einerseits durch Funde, i) andererseits durch den Wortschatz bezeugt sind<br />

und eine nicht unwesentliche Vermehrung und gewerbliche Nutzung erfahren<br />

haben (S. 256 ff.). Neben dem unverkennbaren Aufschwung, den jetzt das<br />

Spinnen genommen hat (Spinnwirtel),^) setzt die auf der Flachskultur (S. 164)^)<br />

beruhende Leineweberei^) ein und liefert zu dem älteren Wollzeug leinene<br />

Kleidung. ö) Ein Hauptstück in der Volkstracht der Westgermanen'^) wird an<br />

Stelle des alten Schamtuchs die gallische Kniehose'') — die auch in Italien eingeführt<br />

wurde«) — dazu Wadenstrümpfe („Hosen") über den Lederschuhen^)<br />

mit einer vielleicht ebenfalls keltischen Bezeichnung, i'^) Auf griechische Beziehungen<br />

deutet ein neumodischer, den Nordgermanen nicht mehr zugegangener<br />

warmer Pelzrock, der vermutlich mit Ärmeln versehen war.i')<br />

Die Nahrungsmittel (S. 257 f.) wurden durch die Einführung des<br />

Roggens bereichert. Sie beginnt in der jüngsten Bronzezeit des Nordens<br />

bezw. in der frühen Eisenzeit Mitteldeutschlands. '=*) Nach Skandinavien<br />

scheint diese neue Brotfrucht erst später gelangt zu sein, ist aber auch hier<br />

wie in Norddeutschland ein Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung geblieben.<br />

^^^ Die Saat werden die Germanen aus dem Südosten bezogen<br />

haben, denn der Name der Frucht ist ihnen und den Slaven gemeinsam.^'')<br />

Eine neue Gerstenart fand bei den Westgermanen ebenfalls gute Aufnahme. ^•'^)<br />

den benachbarten Germanen (Goten?) haben<br />

die Preußen auch dies Wort mit der Sache<br />

entlehnt (Beitr. 31, 600f.). Ein weiteres Synonymen<br />

ist banse (Wirtschaftsraum im<br />

Hause) : m\\) Studier tillägnade O,Montelius(1903)<br />

S. 199 ff. Den verheirateten Frauen wurde<br />

das Haar aufgebunden und verhüllt, ihr<br />

(leinenes?) Kopftuch heißt anord. vimpill, ahd.<br />

wimpal, mhd. mnd. wimpel (engl, wimple,<br />

französ. gitimpe).<br />

*) S. 257 ; ags. hoeteru, mhd. hceze, obd.<br />

häss; ags. hra^^I, afries. hreil, ahd. hregil<br />

(S. 151).<br />

') gall. braccae > ags. braccas, adän.<br />

brakker, aschwed.&racÄor; gewöhnlich wurde<br />

der alte Name brök gebraucht (Zeitschr. f. d.<br />

'<br />

Phil. 40, 396 ff.).<br />

*) Gallia bracata, bracae gallicae ; bracae<br />

usque ad geniia pertingentes Migne, Patrologiae<br />

Cursus ser. lat. 22, 613.<br />

') Ein Paar Schuhe heißt ags. ^escoe,<br />

'^escy, ahd. znA.giscöhi (S. 152); Schuhe sind<br />

gelegentlich gefunden (Lissauer, Prähistor.<br />

Denkm. von Westpreußen S. 161. 138. 160, 1 1).<br />

1") S. 151 ; corn. hos (ocrea) Schrader,<br />

Realle.xikon S.380 ; ebenda corn. loder > ahd.<br />

ludar (Ahd. Gl. 2, 313, 51).<br />

'>) got.paida, ags. päd, and.peda,piditfii,<br />

ahd. pheit (bair. Österreich, pfoat < griech.<br />

ßuiti]7); vgl. das heimische Wort f/aus (Schaf-<br />

pelz?). — Ags. fries. slief, nl. sloof: nhd.<br />

schlaiibe ( : schlupfen) heißt Ärmel.<br />

'2) Mertins, Wegweiser S. 89. 91. Achzigster<br />

Jahresber d. schles. Gesellsch. f. Vaterland.<br />

Kultur (1902) S. 1-4. HooPS, Kulturpflanzen<br />

S. 399. 443 ff.<br />

'') Im europäischen Süden urteilte man<br />

zwar wegwerfend über diese Nahrung (Plinius,<br />

nat. bist. 18, 141), aber noch heutzutage hat<br />

der Roggen die größte Anbaufläche im deutschen<br />

Vaterland.<br />

^*) „Roggen" ist ein wanderndes Kultur-<br />

wort: aslav. rui/, \\i. rugys, znoxd. ragr, ags.<br />

ry^e, afries. rogga, and. roggo, ahd. rocko;<br />

das Fremdwort hat sich also erst nach der<br />

germanischen Lautverschiebung, aber vor<br />

der westgermanischen Konsonantendehnung<br />

unter uns eingebürgert.<br />

'') Das Wort „Gerste" (ahd. and. gersta)<br />

fehlt den Nord- und Ostgermanen; es ist<br />

vielleicht von der älteren Grundform für<br />

lat. hordeum abzuleiten und auf die zwei-

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