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Deutsche Altertumskunde

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1, Gallier und Germanen. § 49. Hausbau, Schiff- und Wagenbau. 309<br />

Wie die Häuser der Kelten, so scheinen auch ihre befestigten opplda,<br />

die Caesar schildert, für die Germanen vorbildlich gewesen zu sein. Keltische<br />

oder den keltischen ähnliche, befestigte Bergburgen will man in der Latenezeit<br />

namentlich in Hessen und Thüringen nachgewiesen haben. i) Die<br />

chattische, von den keltischen Vorgängern angelegte, „Alte Burg" (bei<br />

Fritzlar) war nach den Kleinfunden zu urteilen im 1. Jahrh, v. Chr. besetzt;<br />

sie liegt auf einem von zwei Seiten her unzugänglichen Plateau. Um der<br />

Gefahr vorzubeugen, wurden die Unterkunftsbauten durch einen doppelten<br />

Wall und Graben sowie durch einen mauerartigen Oberbau geschützt.^)<br />

Den Stand der Holzbautechnik messen wir nun aber nicht bloß am<br />

Haus ab. Auch das Schiff, ein schwimmender Wohnraum, ist in größeren<br />

Dimensionen auf den Stapel gelegt und, wie uns die Felsenzeichnungen^)<br />

lehren, für erweiterte Ziele zu Wasser gelassen worden. Den Aufschwung<br />

des Schiffbaus scheint auch der Umstand zu bestätigen, daß das Schiff auf<br />

Bronzewaren ein bevorzugtes Ornament gewesen ist (S. 201). Primitive<br />

Kähne aus Tierfellen zusammengenäht oder aus Baumstämmen ausgehöhlt<br />

haben sich unter den kleinen Leuten erhalten, sind aber in den führenden<br />

Kreisen des Volks überboten worden durch die sorgfältigeren oder statt-<br />

licheren Schiffsbauten des neuen Zeitalters.*) Der Schiffsrumpf gemahnt an<br />

die Dachkonstruktion der Häuser, der Kiel an den Firstbalken, die Bord-<br />

bretter ^) an die Dachbohlen; Vorder- und Hintersteven e) ragen hoch auf;<br />

bereits mehrere Hausgrundrisse aufgedeckt,<br />

die zu einem vorgeschichtlichen Dorf zu gehören<br />

scheinen (Brandenburg. Landesk. 3,<br />

393 ff.); auch in Oetzsch (bei Leipzig) sind<br />

beisammenliegende Herdstätten eines Dorfes<br />

erkannt worden, vgl. Jacob, Leipzig. Jahrb.<br />

2, 84Taf.26; ferner Prähist.Zeitschr.3,287ff.<br />

281 ff. Niederlaus. Mitteil. 1, 46. 118. 218.<br />

424.544. 4, 140.351. GÖTZE, Altertümer Thüringens<br />

S. 245. 249. 262. 290 u. a. (Weidengeflecht<br />

mit Lehm ausgestrichen; als Bindemittel<br />

hat ein Häcksel mit Haferspelz gedient,<br />

Zeitschr. f. thür. Gesch. 19, 347).<br />

') Reinecke, Festschr. d. Mainzer Mus.<br />

1902, 68. Götze, Altertümer Thüringens<br />

S. XXXIII f. 254 u. a. Zeitschr. f. hess. Gesch.<br />

43, 9 ff. 46 (Milseburg in der Rhön); vgl.<br />

auch Prähistor. Zeitschr. 3, 308 ff.<br />

2) S. 285 f. 288. Zeitschr. f. hess. Gesch. 43,<br />

29ff. Fig. 4. 5 Taf. 4; Röm.-germ. Korrespondenzbl.<br />

1911, 7f.; Pfostenlöcher und Wandbewurf<br />

(zum Teil weiß bemalt), Dachsparren<br />

und Türflügel (Taf. 3) sind als Reste der mit<br />

festen Außenwänden versehenen Häuser anzusprechen,<br />

in deren Umgebung mit Eichenbohlen<br />

ausgelegte Wassersammler (Brunnenschächte)<br />

sich befinden, die mit den Funden<br />

hölzerner Gerätschaften (S.39f.) anschauliche<br />

Belege für die Zimmermannsarbeit liefern.<br />

Über Ringwälle und Burgen vgl. sonst Westd.<br />

Zeitschr. 21,226. Archäol. Anz. 1901,95. Berichte<br />

über die Fortschritte der röm.-germ.<br />

Forsch. 1905, 26. 1906, 32 ff. Neue Jahrbücher<br />

f. d. klass. Altert. 1908, 305 ff.<br />

') Vgl. S. 130. MoNTELius, Kultur-<br />

geschichte S. 125. 127.<br />

*) S. 295 Anm. 1 ; vgl. Prähist. Zeitschr.<br />

4, 437. Durchaus eigentümlich ist den Germanen<br />

der neue Ausdruck für das Schiff<br />

(unbekannten Ursprungs): got. anord. ags.<br />

afries. and. skip, ahd. schif, schef. — Das<br />

Modell des Nachens ist uns durch einen<br />

großen jütischen Votivfund erhalten geblieben:<br />

im Amte Thisted wurde in einem<br />

Sandhügel ein Tongefäß gefunden, in dem<br />

etwa 100 Schiffchen aus Goldblech ineinandergeschachtelt<br />

waren; diese kleinen Boote<br />

haben Reling und Spanten aus dünnen<br />

Bronzebändern, das Goldblech ist mit konzentrischen<br />

Kreisen ornamentiert, der Boden<br />

ist abgerundet, die Enden zugespitzt (Müller,<br />

<strong>Altertumskunde</strong> 1, 431. Aarb0ger 1886,236).<br />

Die Originale waren selbstverständlich aus<br />

Holz (vgl. anord. kcsna : mnd. kane Kahn<br />

(das Wort ist in Oberdeutschland ganz unbekannt]<br />

zu dän. kane Schlitten, norweg.<br />

kane Holzgefäß, Kanne).<br />

^) anord. bord, ags. afries. and. bord, ahd.<br />

mhd. bort (Schiffsrand) : got. fotubaurd (Fußbrett)<br />

ablautend zu ags. bred, ahd. bret<br />

Brett.<br />

*) Die skandinavischen Schiffe haben<br />

einen unter dem Vordersteven vorschießenden<br />

Kiel (anord. barp cfr. barpi) Müller, <strong>Altertumskunde</strong><br />

1,446. Anord. stafn, ags. stefn,<br />

afries. stevene, mnd. steven ist vielleicht eine<br />

Ableitung von „Stamm" (ags. stemn, engl.<br />

Stern).

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