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Deutsche Altertumskunde

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300 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

nicht in Frage. i) Urnenfelder sind über die Kreise Freistadt, Sprottau,<br />

Steinau, Trebnitz, Namslau verbreitet; 2) Brandgruben greifen über den<br />

Nordrand der Provinz in die Kreise Fraustadt und Guhrau hinein. 3) Als<br />

Beigaben stellen sich auf den altern Friedhöfen die typischen Geräte und<br />

Schmucksachen der Latenezeit ein: Rasiermesser und Haarzangen, Nadeln<br />

und Ringe werden spärlicher, an ihrer Statt setzen sich Fibeln und Gürtelhaken<br />

durch.^) Erst in jüngerer Zeit melden sich auf den Urnenfeldern<br />

auch Eisenwaffen. ö) Die Brandgruben sind damit von Anfang an versehen.<br />

Der Kreis Guhrau hat ein ausgiebiges Brandgrubenfeld (Mitteilatene).^) hn<br />

Dünensand der Oder heben sich mit den schwarzen Scheiterhaufenresten<br />

gefüllte Gruben ab, die 20 Zentimeter unter dem Boden in mehr ovaler als<br />

runder Form (30—50 Zentimeter tief) Kohlen von Kiefernholz und dazwischen<br />

irdene Scherben, Knochenstücke und Eisenwaren bergen; fast<br />

sämtliche Funde tragen die Merkmale des Feuerbrandes oder gewaltsamer Zerstörung;<br />

die Gefäße sind zerschlagen,^) die Schmucksachen ») angeschmolzen,<br />

die Waffen verbogen. Das Heergewäte des Mannes besteht aus ein- und<br />

zweischneidigem Eisenschwert, Lanze mit großer eiserner Spitze, Schild<br />

(rund?) mit eisernem Buckel, Hohlaxt (Taf. 27, 6).*^)<br />

Die Brandgruben in der östlichen Niederlausitz (S. 283 f. 296 f.)<br />

gehören in denselben Kulturkreis wie die schlesischen;'») spärlicher sind die<br />

Funde in der Neumark.^») Aber die neuartigen Gürtelhaken (zweiteilig, mit<br />

Charnier) kehren hier wieder.^*) Noch in Vorpommern (S. 276) sind die<br />

Brandgruben verhältnismäßig oft gefunden worden ;i^) fallen aber vielleicht<br />

hierund in Mecklenburg erst in die Übergangszeit zur römischen Epoche. 1*)<br />

Sie würden in diesem Fall gestatten, die in diesen Strichen erfolgte skan-<br />

') Mertins S. 92; vgl. Schlesische Vorzeit6,403ff.<br />

N.F.2,44.3, 54ff.; als Kelten-<br />

Prenze der späteren Latenezeit wird der<br />

luBlauf vpn Malapane, Oder, Katzbach genannt<br />

werden dürfen; es hatten sich nämlich<br />

die Germanen allmählich etwas weiter<br />

nach Süden ausgedehnt (Mitteil. d. schles. Ge-<br />

sellsch. f. Volksk 17, 15 ff.).<br />

•) Hier gibt es, wie in den Swebenkolonien<br />

(S. 284), Drehscheiben keramik<br />

(Mertins S. 94. 97); über die Urnenformen<br />

vgl. Undset Taf. 8—9. Schlesiens Vorzeit<br />

6, 419 f. 7,366. N.F.2.42; manchmal sind die<br />

Henkel der Gefäße abgeschlagen (S.271) 5, 47.<br />

•) Mertins S. 96.<br />

*) Mertins S. 98 f. Schlesiens Vorzeit<br />

6, 51. 416. 419 f. 421. 7, 394. 409 f. AhV. 5,<br />

106 Taf. 20, 347. — Übergang von Hallstatt zu<br />

Latene: Schlesiens Vorzeit N. F. 2, 24.<br />

V<br />

Schlesiens Vorzeit 6, 422 ff.<br />

•) Schlesiens Vorzeit N. F. 2, 31 ff.<br />

') Die Keramik stimmt genau mit der<br />

der nlederlausilzischcn und der der poscnsehen,<br />

wesIprciiOischen, bornholmischcn<br />

Brandgruben<br />

Flg. 1-14).<br />

Ubcrcin (a. a. O. S. 42. 44. 35<br />

•) Milteilalenefibeln und ÜUrtelhaken<br />

(a. a. O. S. 34. 36. 37. 40 Fig. 39-42. 46 ; S. 34<br />

Fig. 47. 48): an Qerlt ist belegbar: Haarzange<br />

und Rasiermesser (S.34. 37. 40 Fig. 28. 27.<br />

43—45); Tisciimesser (Fig. 24 ff. ; mit Griffzunge<br />

Fig. 32—34; Wetzestein Fig. 22). Neu-<br />

artig ist einerseits die Schere (S. 34 Fig. 35),<br />

andererseits (vgl. o. S. 274. 284) die Kingfibel<br />

(S. 36. 37 Fig. 49.50).<br />

') Kurzschwert mit Eisenscheide und Ortband<br />

(S. 34 Fig. 36—38), zweischneidiges<br />

Langschwert (S. 36 f. 40 f. Fig. 15—19) mit<br />

Eisenscheide und Welirgehünge; Lanze Fig.<br />

20; Schild Fig. 21; Axt Fig. 52.<br />

'"") Sadersdorf (Kreis Guben) u. a., vgl.<br />

Niederlaus. Mitteil. 4, 97. 21 f. 24 ff. 118. 322.<br />

348 f. Nachr. über d. Altertumsf. 1894, 307.<br />

Die Brandgruben enthalten eine so feste<br />

Packung der Gebeine und Schcitcrhaufenrestc,<br />

daß in der Regel ein Sack oder Korb<br />

als Behälter verwendet worden sein' muß<br />

(S. 24. 25).<br />

'•) Götze, Sehr. d. Ver. f. Gesch. d. Neumark<br />

5, 57 ff. Wenn auch über die Fundverhältnisse<br />

nichts (k'uaucres bck;uin( ist,<br />

so scheinen die Verliilltnisse doch wie in der<br />

benachbarten Niederlausitz zu liegen (S. 59).<br />

••') Zeitschr. f. lühnolog. 1905. 389. 390 f.<br />

••"') Halt.Stud.39, 91. 235. 219. 195 ff. 193.<br />

145. 101 f. (Kreis Greifcnhagen, Randow).<br />

') Bkltz, Vorgesch. Altert. S. 297. 340 f.<br />

(Rachow bei Güstrow).

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