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Deutsche Altertumskunde

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1, Gallier und Germanen. § 47. Ostgermanen. 297<br />

keit verdienen, weil sie bei den Westgermanen uns bisiier nicht begegneten<br />

(Taf. 26, 8).i) Ferner läßt sich erkennen, daß die Beziehungen Gotlands<br />

vornehmlich auf Westpreußen, wo die Goten wohnten, gerichtet waren, 2)<br />

während Bornholm intimer mit Pommern, der neuen Heimat der Burgunden,<br />

verbunden erscheint. 3) Von hier aus weitet sich der Blick über ein größeres<br />

Verkehrsgebiet, das von der Ostseeküste nach der Neumark, Schlesien,<br />

Posen sich erstreckt und dessen Bewohner wir insgesamt unter den gegebenen<br />

archäologischen Voraussetzungen Ostgermanen nennen dürfen.<br />

Ihre Verkehrsgrenze (gegen die Westgermanen) liegt in der Niederlausitz an<br />

der Spree (S. 283).'*) Hier etwa beginnen die ersten Funde der Charniergürtelhaken.ö)<br />

Man darf also die Niederlausitz als Übergangszone von<br />

den Ost- zu den Westgermanen betrachten. •^j Das ehemalige Territorium<br />

der Gesichtsurnen (S. 189) bewahrt also auch in der Lateneperiode seine<br />

nordostdeutsche Eigenart.'')<br />

Ein typisch ostgermanischer Fundplatz der späteren Lateneperiode<br />

Westpreußens ist das Gräberfeld von Rondsen (Kreis Graudenz), das<br />

1 Kilometer östlich der Weichsel gelegen 9600 Quadratmeter groß ist und<br />

873 Gräber mit fast 1600 Fundgegenständen geliefert hat.«) Die Brandgruben<br />

liegen 25 Zentimeter unter Bodenniveau, sind kreisförmig oder<br />

elliptisch mit einem Durchmeser von 0,5— l Meter. Als Deckel dient ein<br />

schwerer Stein und darunter in der Kohlenmasse liegen die zerkleinerten<br />

Totengebeine und die Beigaben. 3) Es begegnet aber gar nicht selten (am<br />

häufigsten in der Nordostecke des Friedhofs), daß die letzteren noch in eine<br />

Urne gelegt worden sind; in diesem Fall steht die Urne in der Brandmasse<br />

und ist mit einem Stein oder auch mit einer irdenen Schale zugedeckt. i")<br />

1) Antiqvar. Tidskr. 18, 73; vgl.o;S.276.<br />

277 Anm. 2.<br />

-) Antiqvar. Tidskr. 18, 133.<br />

») Antiqvar. Tidskr. 18, 75 f.<br />

*) Es ist aber daran festzuhalten, daß,<br />

wie schon die Brandgruben lehrten, eine<br />

Ausstrahkmg ostgermanischen Lebens und<br />

Wesens auch die Westgermanen betroffen<br />

hat, wie umgekehrt namentlich von den<br />

nach Mittel- und Stiddeutschland vordringenden<br />

(aus der Nachbarscliaft der Ostgermanen<br />

abgewanderten) Suebi Verkehrsbeziehungen<br />

nach Nordostdeutschland aufrecht erhalten<br />

worden sind (vgl. z. B. Nauheimer Fibel<br />

S. 284: Schumann, Beitr. zur Gesch. und<br />

Altertumsk. Pommerns S 45 ff.).<br />

') Doch beachte Mannus 2, 198 f. Der<br />

Charniergürtelhaken ist schmal, bandförmig<br />

und besteht aus einem längeren Glied und<br />

einem kürzeren Haken, die durch ein Charnier<br />

(mit Eisenstift) verbunden sind. Außerdem<br />

ist östlich der Oder ein dreiteiliger<br />

Gürtelhaken belegbar; das Besondere dieser<br />

Stücke besteht darin, daß sie als Mittelstück<br />

einen Ring oder einen viereckigen Rahmen<br />

bringen, von dem nach der einen Seite ein<br />

längerer, nach der andern Seite ein kürzerer<br />

Haken ausläuft (vgl. die Abbildungen in den<br />

Beitr. zur Gesch. und Altertumsk. Pommerns<br />

Taf. 1, 16. 17— 18, ferner Balt. Stud. 39, 137.<br />

155. 185 (41 Zentimeter lang) Taf. 7, 1. 4. 9,<br />

13. Zeitschr. f. Ethnolog. 1905, 390 f.).<br />

6) Niederlaus. Mitteil. 4, 20. 88. 93. 103.<br />

121. 137 f. Taf. 1, 11 (nur im westUchen Teil<br />

des Landes kommen segeiförmige Ohrringe<br />

vor, S. 283). Zeitschr. f. Ethnolog 1905, 388.<br />

390 f. 402.<br />

') Selbst im Vergleich zu den Zuständen<br />

jenseits der Weichsel (Undset S. 109); denn<br />

fast unmittelbar landeinwärts vom Ostufer<br />

hören die Latenefunde auf (Tischler, Sehr,<br />

d. physik.ökonom. Gesellsch. zu Königsberg<br />

25,33). — Vereinzelt hat sich die Gesichtsurne<br />

noch im Latenezeitalter gefunden<br />

(Pomm. Monatsblätter 16, 138. Korrespondenzbl.<br />

f. Anthropol. 1904, 23 f. 39).<br />

*) Es wurde beschrieben von S. Anger in<br />

den Abbandlungen zur Landeskunde der<br />

Prov. Westpreußen Heft 1. Graudenz 1890.<br />

Ebenda ist ein reicher, der römischen<br />

Epoche angehörender Fund gehoben worden<br />

(LissAUER, Prähistor. Denkm. S. 126. 147 f.).<br />

9) AbhandL 1, 5 f. Fig. 3. 4. Rasiermesser<br />

(Eisen) Taf. 17, 12. 13. 18, 1 ff.<br />

Tischmesser Taf. 18. Neu ist die Schere<br />

Taf. 7, 1 ; vgl. o. S. 287.<br />

1«) Abhandl.l,7ff.Fig.5; Urnenformen<br />

Taf. 24.

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