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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 47. Ostgermanen. 295<br />

Spiegel alti tumuli (Halligen, Werder) und sofern sie Dorfgemeinden tragen<br />

trlbunalia (Werften) nennt. Die Hauptnahrung dieser Halligleute {wurt-<br />

seten) lieferte die Fischerei ;i) Feuer und Wärme gab, wie heute noch auf<br />

den Halligen, der getrocknete Kuhmist und der aus dem Watt herauf-<br />

geholte Torf (Mmw, terra); wenn Plinius aber behauptet, die Halligfischer<br />

hätten gar kein Vieh, keine Milch und keinen Käse, so wird darin ebenso<br />

viel rhetorische Übertreibung der Armut liegen, 2) wie in der an sich gut<br />

beobachteten Tatsache, sie hätten bloß Regenwasser getrunken. 3)<br />

Derselben Kolonisationsepoche wie die Werften (Terpen) der chauchischen<br />

und friesischen Nordseemarschen gehören nun aber auch die des<br />

Binnenlandes in dem der regelmäßigen Überschwemmung ausgesetzten<br />

Stromgebiet des Niederrheins an.*) Hier heißen sie ward < wert<br />

(Werder); das sind ebenfalls künstliche Erhebungen, die die über die ganze<br />

Marschengegend lose verstreuten Gehöfte tragen.^) Im Batawerland heißen<br />

sie weert, wlerd (oder wie im Niedersächsischen woerderi). Die Funde aus<br />

diesen batawischen Werften (Würfen) stehen in der engsten Verwandtschaft<br />

mit denen der westfriesischen Terpen (Werften)*^) und lassen die Schluß-<br />

folgerung zu, daß die Besiedelung des holländischen Rheindeltas nach der-<br />

selben Methode vor sich gegangen ist wie die der Nordseemarschen, daß<br />

also die Einwanderung der Batawer ungefähr gleichzeitig ist mit der Besiedelung<br />

der friesischen Marschen.<br />

A. NORLIND, Die geographische Entwickluug des Rheindeltas. Lund-Atnsterdam 1912.<br />

§ 47. Ostgermanen. Vollständig ist der Begräbnisbrauch des deutschen<br />

Festlandes durch die sog. Brandgruben durchbrochen worden. Das Herkömmliche<br />

war, daß alles was vom Feuerbrand des Scheiterhaufens übrig<br />

blieb, in die Graburne bestattet wurde. Nun ist das Besondere und Neuartige<br />

bei den Brandgruben, daß das bisher unentbehrliche Grabgefäß<br />

(Ossuarium) wegfiel.')<br />

') Plinius berichtet, die Halligfischer<br />

hätten Fischnetze aus Binsen und Schilf geflochten;<br />

hierzu bemerkt Hartmann a. a. O.<br />

S. 22: es sind wahrscheinlich unsere leesen<br />

(Rohrkolben) und beesen (Teichbinse) oder<br />

hänk (Meerbinse) gemeint; aus diesen drei<br />

Pflanzen, welche in der Marsch wachsen,<br />

werden recht dauerhafte Taue gewonnen. —<br />

Die Schiffahrt wurde mit primitiven Einbäumen<br />

betrieben (Plinius 16, 76. Velleius<br />

Paterculus 2, 106. 107).<br />

'^) Es ist an den Rinderhautzins zu erinnern,<br />

den die Römer aus den westfriesischen<br />

Marschen bezogen (Tacitus, Ann. 4, 72); vgl.<br />

auch Sering, Erbrecht und Agrarverfassung<br />

in Schleswig-Holstein S. 23. Swart S. 76.<br />

*) Noch heute gehört in den Marschen<br />

Regenwasser zu den kostbarsten wirtschaftlicHen<br />

Gütern.<br />

*) Über die Veränderungen des Strombetts<br />

vgl. Norlind, Rheindelta. Lund 1912.<br />

F. I LIGEN, Die Ansiedelungen am Niederrhein.<br />

Diss. Halle 1892. Bonn. Jahrb. 111, 98 ff.<br />

5) Norlind S. 32 ff. 123 f. Iltgen S. 45.<br />

„Die ältesten Siedelungen waren vornehmlich<br />

auf die Eilande oder Werder, die ge-<br />

ringen Erhebungen beschränkt, die die Wasser<br />

des Rheins . . . aufgetürmt hatten. Der Werder<br />

gibt es im Klevischen von Wardt bei Xanten<br />

bis nach Düsselward hin noch heutigentags<br />

eine ganze Anzahl (Reeserward, Wisselward,<br />

Bylerward usw.), während andere . . . verschwunden<br />

sind" Westd. Zeitschr. 29, 3.<br />

^) Die Gefäße der frühen holländischen<br />

Urnenfelder (S. 283) verraten durch ihre<br />

Technik .dat deze urn met verschijnselen<br />

ten oosten van ons land samenhangt" und<br />

machen es wahrscheinlich ,dat we hier de<br />

gewone Germanenurn hebben, dit wordt<br />

zekerheid door hare groote overeenkomst<br />

met het Friesche terpen- en het Betuwsche<br />

woerden-vaatwerk" Catalogus van het rijksmuseum<br />

van oudheden te Leiden S. 32. 35.<br />

We zien hier dus een nauw verband tusschen<br />

de aanleggers dier urnen-velden en de bevolking,<br />

die terpen en woerden heeft opgeworpen<br />

om ze te gebruiken als vluchtheuvels<br />

S. 48; vgl. Hooge Woerd bij Ke-<br />

steren, Woerd Herveld u. a. S. 53 f.<br />

') Undset S. 339 f. Schlemm S. 57 f.<br />

Blume, Mannus-Biblothek 8, 148 ff.

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