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Deutsche Altertumskunde

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294 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

werk ruht in mehreren Etagen auf einer Art Pfahlrost (Eiche, Birke, Erle,<br />

Hasel) und ist mit zahlreichen Wirtschaftsgegenständen vermengt (Asche,<br />

Kohle, Scherben, Knochen), auch die von den Bewohnern getriebene Landund<br />

Viehwirtschaft gibt sich in fußhohen Lagen von Mist zu erkennen, in<br />

dem man die Exkremente von Pferden und Rindern unterscheidet, dazu<br />

kommen Haare von Schafen und Schweinen, Pferdebohnen und Leinsaat,<br />

Schleifsteine und Handmühlen u. dergl. Daß die Werften auf ihrem Rücken<br />

seit alters Wohnhäuser getragen haben, verraten Wandbewurfstücke; die<br />

Hauswände bestanden aus Flechtwerk, das mit Lehm beworfen (gekielt),<br />

glattgestrichen und mit weißer Farbe bemalt wurde. ^) Was die oft mehrere<br />

Hektar messende Größe der Werften (Dorfhügel) betrifft, so reicht ihre<br />

Oberfläche für eine oder mehrere Familien, für einzelne Häuser oder ganze<br />

Dörfer aus«) mit Ställen und Wirtschaftsgebäuden, Brunnenanlagen (um das<br />

kostbare Regenwasser zu sammeln), 3) Äckern, Gärten und Weiden.<br />

Solche Werften erhoben sich seit der Latenezeit an der Wasserkante<br />

der Nordsee und sind harter und emsiger Kolonistenarbeit zu verdanken.<br />

Die Schilderung, die uns Plinius von den Werften der Chauchen (zwischen<br />

Elbe und Ems) hinterlassen hat,*) stimmt in den Grundzügen mit den<br />

neueren Verhältnissen überein und gibt eine endgültige Datierung dieser<br />

burgartigen Dorfhügel, die er als inselartige Erhöhungen über dem Wasser-<br />

82 Gebäude stehen, folgendes Bild gewonnen<br />

Um sich und ihre Herden gegen die Fluten<br />

zu schützen, errichteten die Neusiedler (der<br />

Eisenzeit S. 31) auf dem Watt einen Hügel von<br />

zwei Meter Höhe, indem sie eine Schicht<br />

Kuhdünger feststampften, darüber Klei warfen<br />

und ein Packwerk einsetzten, wozu sie Baumstämme<br />

und Reiser, Schilf und Binsen,<br />

Schlacken und Küchenabfälle verwandten.<br />

Um dem Ganzen größere Widerstandskraft<br />

zu verleihen, rammten sie Pfähle bis in den<br />

Meeresgrund. Auf diese setzten sie ein<br />

zweites Packwerk und um im Sommer und<br />

Winter auch gegen die höchste Flut geschützt<br />

zu sein, rundete man den Hügel<br />

durch eine dritte Schicht ab und ebnete<br />

einen dicken Estrich ein, auf dem das Wohnhaus<br />

errichtet wurde; daneben kam der<br />

Brunnenschacht zu liegen.<br />

') Schriften d. oldenbiirger Ver. f. Altertumsk.<br />

25, 2. 26, 155. 159 ff. 32, 455 ff; vgl.<br />

C.FREESE,Ostfrics-und Harlingerland (Aurich<br />

1796) S. 238 ff. (Werften).<br />

*) Darum heißen die Werften in Westfricsland<br />

sinngemäß .Terpen" (Dörfer); die<br />

Niedersachsen gebrauchen den Namen<br />

.Wurtcn' (d. h. liaustcllcn), vgl. z. B. das<br />

Land Wursten < Wurtsdten.<br />

) nordfrics./

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