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Deutsche Altertumskunde

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292 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Im Kreis Siegburg (zwischen Sieg und Wupper) hat man neuerdings<br />

auch jüngere germanische Flachgräber gefunden mit echter Latenekeramik;<br />

im Brandschutt') über oder unter Bodenniveau^) stehen die Urnen, die aber<br />

auch hier nicht mehr obHgat gewesen sind.') Köln gegenüber, bei Düssel-<br />

dorf und im Kreis Duisburg setzen sich diese Germanengräber bis zur hol-<br />

ländischen Grenze und bis zu den Batawern fort (S. 283).^)<br />

Durchaus abweichend ist der Grabritus von den der linksrheinischen<br />

Kelten, auch wenn sie, wie z. B. die Treverer, der Leichenverbrennung<br />

huldigten. ö)<br />

§ 46. Besiedelung der Rhein- und Nordseemarschen. Der nach dem<br />

Süden und Westen ausgreifenden Kolonialpolitik der Germanen läuft die Eroberung<br />

des Inundationsgebiets der Nordsee, der den Menschen bis dahin<br />

unzugänglichen Marschen parallel. Bisher hatten die Nordseevölker es nicht<br />

gewagt, ihren Wohnraum von der sicheren Geest dem Meer entgegen<br />

auszudehnen. Es begünstigte die Schiffahrtsunternehmungen und es lag im<br />

Interesse des Fischfangs, wenn sie jetzt den von der Flut bedrohten Landsaum,<br />

die Wasserkante, zu besiedeln begannen. Kolonisten wagten sich<br />

jetzt auf den schwankenden Boden der Land- und Unterseemoore hinaus.")<br />

Künstliche Anlagen, sog. Moorbrücken (Bohlenwege), sind in Oldenburg<br />

und Schleswig-Holstein, aber auch in Westpreußen bereits vor der römischen<br />

Invasion nachgewiesen worden.') Mit diesem technischen Fortschritt ließ<br />

sich Land gewinnen, nicht bloß die Moor-, sondern auch die Wattdistrikte<br />

konnten wirtschaftlicher ausgebeutet werden.«)<br />

') Die Holzkohlen stammen von der<br />

Eiche und Buche, es sollen aber auch Kiefer<br />

und Wacholder vorkommen (Bonn. Jahrb.<br />

52, 16. 179): certa ligna Germ. c. 27.<br />

») Bonn. Jahrb. 20, 183 f. 45, 87. 79,<br />

285 f.; die niedern Hügel — natürliche Sandhügel<br />

(52, 182) — bestehen auch aus Rasenstücken,<br />

die von der Oberfläche der Heide<br />

abgeschürft worden waren (Bonn. Jahrb. 52,<br />

177): sepulcrtim caespes erigit Germ. c. 27.<br />

*) Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1910,<br />

121 f. (Fliegenberg bei Troisdorf); vgl. die<br />

Flach- und Hügelgräber im Scheuerbusch<br />

bei Wahn oder bei Niederpiciß (Siegburg),<br />

S. 122 (erste Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr.),<br />

die unter anderem auch das Bronzcbeschläg<br />

eines Schildrandcs ergaben; die Funde bewahrt<br />

das Kölner Prähistor. Museum; vgl.<br />

Bonn. Jahrb. 105, 6 ff.<br />

*) Eine Übersicht gewährt die Karte In<br />

den Beitragen zur Gesch. d. Niederrheins 4<br />

(1889). 1 fr IG; die Gräber scheinen sicli<br />

«Iten Verkehrswegen entlang hinzuziehen;<br />

vgl. Beltr. 3, 4. Pick» Monatsschrift 1, 98.<br />

Bonn. Jahrb. 6, 406. 74. 183. 85, 150 (Latcnc-<br />

Hbeln).52,nf. 105. 16ff. 116,275. H.Ghnmir,<br />

Duisburger Altertümer. Progr. Duisburg 1881<br />

/mit Fundkartc und 2 Tafeln); die GrabgcfaBe<br />

heißen .Hcldrpmt'; es gibt echte<br />

ituta-l^tcneformrn, Kammstrichverzicruni/,<br />

Drehschclbenkcramik ((iI'.ntiii-: S. 39ff. 54).<br />

Catalogus van hct rijksmuseum te Leiden<br />

(1908), 31. 34 (Betuwe); Kamm strich Verzierung<br />

S. 36. HOLWERDA, Beschaving S. 57.<br />

^) Kiekebusch S. 58, vgl. Westd. Korrespondenzbl.<br />

1906, 139. 142. 1907, 69 u. a.<br />

^) Das Wort .Moor" ist westgermanisch<br />

(ahd. mhd. miior, and. ags. mör, engl, moor,<br />

nl. rnoer), man wird auch die mit brök und<br />

horo gebildeten Ortsnamen berücksichtigen<br />

müssen, denn auch diese beiden termini<br />

sind den Westgermanen eigentümlich (ags.<br />

bröc, engl. brook, nmd.brdk, iüid.bnioh', ahd.<br />

horo, mnd. hör, har [z.B. Harburg]); ferner<br />

gehören wiese ( : anord. veisa) und wasen<br />

hierher (ags. wäse, ahd. waso, mhd. was(i)\<br />

Idistaniso Ann. 2, 16. Derselben Zeit wird<br />

das kelt. Lehnwort .Brühl" zukommen (engl.<br />

broyl, mnd. brül, miid. brüel < gall. broil<br />

Sumpfwiese, Holder, Altcelt Sprachschatz<br />

s. V. brog).<br />

'') F.Knoke, Die römischen Moorbrücken<br />

In Deutschland. Osnabrück 1895; vgl. Verhandl.<br />

1883, 18 ff. (Ditmarschen). Alten,<br />

Schriften des Oldenburg. Ver. 6, 1 ff.; 17, 52 ff.<br />

Osnabrück. Mitteil. 19, 177. 21,98. Bau- und<br />

Kunstdenkmiller von Oldenburg 2, 136. 3,9.<br />

CoNWENTZ, Prov.Mus. Taf. 78—80. Abliandl.<br />

zur Landesk. von Westprcuüen Heft 10. Aarbeger<br />

1904, 48.<br />

•) A. Kall, Die deutsche Küste als Siedelungsgebiet.<br />

Diss. Kiel 1907. A. Scheer,<br />

Die anthropogeograpiiischc Bedeutung der<br />

wichtigsten Siimpflandscliaflen von Nord-

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