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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 45. Kolonialgermanen. 291<br />

Reiche Funde bewahrt das Städtische Museum zu Dortmund. i) In dem<br />

der Stadt benachbarten neu erforschten Gelände reiht sich Hügel an Hügel,<br />

unter ihrem Sand stößt man auf Urnengräber mit spärlichen Beigaben,<br />

weniger durch die Bronzen, 2) als durch eiserne oder eherne Latenefibeln,<br />

auf der Drehscheibe hergestellte Graburnen und vereinzelte Eisenwaffen<br />

(Lanzenspitze und Schwert) ausgezeichnet. 3)<br />

Dem Rheinufer entlang setzen sich die aus kleinen runden oder ovalen<br />

Dünenhügeln*) oder aus Flachgräbern 0) bestehenden Friedhöfe nach Süden<br />

(von Emmerich bis in den Kreis Siegburg) fort; sie gehören offenbar in der<br />

Hauptsache den Sugambren,*5) d. h. einer der westfälischen nächstverwandten<br />

deutschen Bevölkerung an. 7) Für ihre Keramik (Taf. 24, 2—4)«) ist ein<br />

Hauptmerkmal der nach außen gebogene Mündungsrand der Gefäße 9) und<br />

ihre Situlaform,i") fast regelmäßig scheint ein irdener Becher als Beigefäß<br />

zu einem Begräbnis zu gehören ;^i) die Ornamente gehen zum Teil auf<br />

Hallstattmuster zurück, gewähren zum andern Teil auch eine typische Lateneverzierung,<br />

wie z. B. die hier gut vertretenen korbgeflechtartigen Kammstriche<br />

(S. 284. 288, Taf. 24, 2).i*) Die Ausbeute an Metallbeigaben, die oftmals<br />

vollständig fehlen, ist gering; was das Feuer des Leichenbrandes verschonte,<br />

mag zum Teil verwittert sein, was vorhanden ist, genügt, um festzustellen,<br />

daß wir uns in der eisernen Latenezeit befinden. ^3)<br />

1) A. Baum, Führer durch die Sammlungen<br />

des Stadt. Kunst- und Gewerbemus.<br />

Dortmund 1908.<br />

') Haarzangen und Rasiermesser kommen<br />

hier (z. B. Kreis Reckiinghausen) gar nicht<br />

selten zusammen vor, ferner Nadeln und<br />

Ohrringe mit Glas- oder Bernsteinperlen besetzt.<br />

Die Urnen sind mit irdener Schale<br />

oder Stein bedeckt und enthalten noch kleine<br />

Beigefäße, unter denen die Pokalform mit<br />

Standfuß Aufmerksamkeit verdient.<br />

93 ff.<br />

') Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1902,<br />

*) Bonn. Jahrb. 105, 25 ff.; vgl. 9, 213.<br />

20, 183. 22, 140 (sie heißen .Nierenberge").<br />

*) Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1910,<br />

121.<br />

«) Bonn. Jahrb. 52, 178 f.<br />

') Kiekebusch, Einfluß der röm. Kultur<br />

S.53; vgl. die geographische Übersicht S. 32 ff.<br />

C. Rademacher, Germanische Begräbnisstätten<br />

am Niederrhein. Bonn. Jahrb. 105<br />

(1900), Iff.; Mannus4,187ff.; ferner 3, 13ff.<br />

(Neuwieder Becken).<br />

*) An die keltische Überlieferung des<br />

Landes gemahnt polychrome Bemalung ornamentierter<br />

Urnendeckel und gezahnter Rand<br />

(Bonn. Jahrb. 105, 31 f. 32 f. 42 f. 37). Schöne<br />

Belege für diese fremdartige Keramik finden<br />

sich auch im Dortmunder Museum (Kreis<br />

Coesfeld, Steinfurt, Bauerschaft Naendorf);<br />

keltische Münzen aus Mühlheim (Ruhr) im<br />

Kölner Prähistor. Mus.<br />

») Koenen, Gefäßkunde S. 116 ff. Bonn.<br />

Jahrb. 105, 40 ff. Taf. 1—6 (vgl. Stücke wie<br />

Taf. 2,27); dadurch unterscheiden sich die<br />

rechtsrheinischen von den linksrheinischen<br />

Funden (Kiekebusch S. 39).<br />

>") Kiekebusch Taf. 1, 2. Bonn. Jahrb.<br />

105, 42.<br />

') Sie scheinen vor der Beisetzung absichtlich<br />

in Scherben geworfen worden zu<br />

sein (Bonn. Jahrb. 105, 22 f. 23. 28 f. 43 ff.<br />

52, 180. 84, 265 f.); die eine Becherform<br />

(Kiekebusch Taf. 1, 8. Bonn. Jahrb. 105, 44<br />

Taf. 5, 12) kommt auch bei Gießen vor<br />

(S. 288); die Fußbecher (Kiekebusch Taf. 1,<br />

6 7) scheinen eine begrenztere Verbreitung<br />

zu haben; vgl. S. 271. Der Aschenkrug<br />

steht in der Regel mitten im Hügel, ganz<br />

selten sind mehrere Urnen unter einem<br />

Hügel angetroffen (Bonn. Jahrb. 105, 21); sie<br />

stehen meist im Brandschutt — Knochen des<br />

Brandschutts gehören häufig dem Pferd<br />

an — , ein wichtiges chronologisches Merkmal<br />

sind schließlich Brandgruben ohne<br />

Urnen (Bonn. Jahrb. 105, 13. 19 f. 21 Taf. 1,5).<br />

•») Aarb0ger 1908, 314 ff. Kiekebusch<br />

S. 47f. Bonn. Jahrb. 105, 30 ff. 34 ff . Taf. 3.<br />

Daß auch hier Bronzegefäße als Vorbilder<br />

gedient haben, läßt sich vielleicht aus der<br />

eigenartigen Punztechnik schließen (S. 37 f.).<br />

'^) Latenefibel (Kiekebusch S. 46 f. Bonn.<br />

Jahrb. 85, 150), Eisen- und Bronzenadeln,<br />

Lanzenspitze, Spinnwirtel (Bonn. Jahrb. 105,<br />

15. 16. 24); vieles ist verschlackt und zerschmolzen<br />

(S. 23 ff. 29); das Kölner Museum<br />

besitzt aber auch z. B. aus dem Kreis Siegburg<br />

Haarzangen und Rasiermesser, Wendelringe,<br />

Armringe, perlenbesetzte Ohrringe,<br />

eiserne Nadeln und Gürtelhaken (Bonn. Jahrb.<br />

52, 177. 180).<br />

19*

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