29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Geschichte der Forschung. H<br />

Zeiträume das deutsche Altertum; ich erinnere z. B. an das geistvolle<br />

Apergu, die Völkerwanderung der Germanen sei mit der Kolonisation Nordamerikas<br />

zu vergleichen. Ferner hat Justus Moser wieder mit Nachdruck<br />

betont, daß die Urgeschichte des deutschen Volkes vor allem auf das Studium<br />

der deutschen Volkssprache gegründet werden müsse. Er stellte die Auf-<br />

gabe, die Geschichte der Wörter und ihr wechselndes Kostüm durch die<br />

Jahrhunderte zu verfolgen, denn in den Schicksalen der Wörter male sich<br />

das Schicksal der Dinge. Erfüllt von einer charaktervollen Liebe zu seinem<br />

Mutterland wurde er zum Lobredner deutscher Vergangenheit und ein erster<br />

Herold der Romantik.<br />

Auf Moser folgte Herder, der die Landesgeschichte seines Vorgängers<br />

universalhistorisch ausweitete und zum Begründer der Kulturwissenschaft<br />

wurde. Er nahm den Lessingschen Gedanken von der Erziehung des<br />

Menschengeschlechts auf und steckte sich als Ziel ein geschichtliches Verständnis<br />

des menschlichen Geisteslebens (Ideen zur Philosophie der Ge-<br />

schichte der Menschheit, 1784 ff.). Auch alles Geistige wollte er genetisch<br />

begreifen, vornehmlich Sprache und Sitte, Kunst und Religion; diese Kulturerrungenschaften<br />

sind nach Herder nur in irgendeiner Form gesellschaftlichen<br />

Lebens möglich; das Studium der sozialen Verbände wird jetzt<br />

zum Fundamentalstudium des Historikers. Er forderte dazu auf, die gesell-<br />

schaftliche Kultur als Physiologie des Nationalkörpers Deutschlands zu bearbeiten,<br />

denn man brauche nicht so sehr eine Geschichte der deutschen<br />

Kriege, als eine Geschichte der deutschen Sprache und der deutschen Sitte. i)<br />

„Unsere Uraltem waren Barbaren", urteilte Lessing im Laokoon; in den<br />

Blättern Von deutscher Art und Kunst (1773) hat Herder entgegnet, daß<br />

solcher Einwurf einseitig sei. Mehr und mehr sah er ein, daß alles Originelle<br />

und Eigenartige gleichwertig, insofern es volkstümlich sei. Das ist der neue<br />

Begriff, den er an Stelle des überlieferten Vorwurfs deutscher Barbarei setzte.<br />

Was bei Herder anfechtbar bleibt, ist die mangelhafte Feststellung des<br />

empirischen Tatsachenmaterials. In dieser Richtung mußten andere ihn er-<br />

gänzen. 2)<br />

') Warum wir noch keine Geschichte der derselbe hat über den grammatischen Bau<br />

<strong>Deutsche</strong>n haben? 1795 (Suphan 18, 380). der altgermanischen Sprachen geschrieben<br />

„Legt Hand an, meine Brüder, und zeigt (Sammlung und Abstammung germanischer<br />

unserer Nation, was sie ist und nicht ist? Wurzelwörter, 1776, u. a.)- H. Hegewisch,<br />

Wie sie dachte und fühUe oder wie sie denkt Allgemeine Übersicht der deutschen Kulturund<br />

fühlt", Suphan 9,531. Erweist auf die geschichte, 1788 (ders. Kl. Schriften, 1786).<br />

grundlegendeBedeutungderniedern Seelen- K. G. Anton, Geschichte der teutschen<br />

kräfte, der Denkart des niedern Volkes wie Nation I, 1793, Geschichte der teutschen<br />

der geschichtslosen Völker und erfreut sich Landwirtschaft, 1799—1802. J. C. Majer,<br />

des Schauspiels, ein Volk in der ganzen Germaniens Urverfassung, 1798. A. V. Hen-<br />

Natur roher Seelenkräfte zu sehen; vgl. auch nings. Die <strong>Deutsche</strong>n, 1819. Fr. RüHS,<br />

J. Grundmann, Die geographischen und Ausführliche Erläuterung der zehn ersten<br />

völkerkundlichen Quellen und Anschauungen Kapitel der Schrift des Tacitus über Deutsch-<br />

Herders, Berlin 1900; A.E. Berger, Der junge land, 1821. Vgl. ferner B.F.Hummel, Biblio-<br />

Herder und Winckelmann. Studien zur deut- thek der deutschen AUertümer, Nürnberg<br />

sehen Philologie (Halle 1903) S. 83 ff. 1787—91. Compendium deutscher Alter-<br />

'') Den Gesamtertrag der Einzelforschung tümer, Nürnberg 1788; K. G. RössiG, Die<br />

faßte zusammen J. C. Adelung, Älteste Ge- Altertümer der <strong>Deutsche</strong>n, Leipzig 1801<br />

schichte der <strong>Deutsche</strong>n, Leipzig 1806; vgl. G. Büsching, Abriß der deutschen Altertumsferner<br />

F. C. Fulda, Geschichte der Teutschen künde, Wien 1824, Die heidnischen Alter-<br />

(Kommentar zur Germania), 1795; eben- tümer Schlesiens, Leipzig 1820—24. E.MÜNCH,<br />

;

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!