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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 45. Kolonialgermanen. 289<br />

kontinuierlich sich zu mehr römisch gearteten Begräbnissen wandeln, während<br />

die Halistattfunde der Ubiergräber sich nur bis in die Mittellateneperiode<br />

fortzusetzen scheinen. Den die Ubier verdrängenden Chatten schreitDen wir<br />

die in einer Eisenscheide am Riemen getragenen eisernen Schwerter und<br />

Messer, Lanzenspitzen und Schildbuckel zu, die zu dem von Tacitus entworfenen<br />

Bild der wehrhaften Chatten die frühesten Belege geben. i) In<br />

den oberrheinischen Swebenkolonien herrscht derselbe Grabritus.<br />

Am Oberrhein, zwischen Mainz und Basel, hatte sich in der Hallstattund<br />

älteren Latenezeit eine gallisch-helvetische Kultur ansehnlich entfaltet. 2)<br />

Seit der Mittel-Latenezeit fällt die Spärlichkeit der Funde auf; sie hängt<br />

wohl mit der Auswanderung der Helvetier zusammen, die übrigens nicht<br />

bloß im südlichen Baden, sondern auch am Odenwald Rückstände hinterlassen<br />

haben.») Rechtsrheinisch wird in der Spätlateneperiode (seit Beginn<br />

des ersten vorchristlichen Jahrhunderts) in der Gegend von Ladenburg die<br />

Spur einer Germanensiedelung (S. 242) erkennbar.'«) Deutlicher als bei den<br />

Neckarsweben (Heidelberg und Ladenburg),^) hebt sich von der älteren<br />

gallischen Schicht die Hinterlassenschaft der Sweben auf der linken Seite<br />

des Rheins ab.<br />

Helvetische Skelettgräber haben sich südlich<br />

2— 1. Jahrh. v. Chr. nachweisen lassen. ß) Seit der<br />

der Mainlinie noch im<br />

helvetischen Auswanderung<br />

ist mit hinlänglicher Deutlichkeit ein Übergang von brandloser Bei-<br />

setzung zur Leichenverbrennung zu konstatieren.'') Das wird den in Südwestdeutschland<br />

eingewanderten Sweben zuzuschreiben sein. Es tauchen<br />

seit dem Ausgang des ersten vorchristlichen Jahrhunderts in der Gegend<br />

von Wiesbaden (d. h. im Siedelungsgebiet der Mattiaci),^) sodann in Rheinhessen<br />

in der Gegend von Mainz») und Worms, 10) in der Pfalz^^) und im<br />

Elsaßi2) (neben zerstreuten gallischen Funden) mit Waffen versehene<br />

Brandgräber der germanischen Spätlatenezeit auf und markieren südlich<br />

j<br />

;<br />

eiserner Gürtelhaken); merkwürdig sind burger Gegend (Korrespondenzbl. f. An-<br />

Grabsteine mit runenartigen Einritzungen tiiropol. 1901, 27 f.); vgl. ferner Schliz,<br />

(Mitteil. d. Oberhess. Geschiciitsver. 17, 94 ff.). Lateneflachgräber im württemb. Unterland,<br />

1) Quilling a.a.O. Taf. 4ff.; an den Fundber. aus Schwaben 1902, 13 ff. Festschr.<br />

Eisensachen kleben noch Reste von Ge- zur neununddreißigsten Anthropologenver-<br />

!<br />

'<br />

weben oder Grashalmen (S. 20), so daß man<br />

anzunehmen hat, die Toten seien mit ihrem<br />

^) Festschrift S. 29; über die Helvelierwüste<br />

vgl. S. 217 Anm. 13.<br />

Anm. 56. AhV. 5, 80. 370 ff. Mannheimer<br />

Geschichtsbl. 1909, 35 u. ö.<br />

«) AhV. 5, 73 (Sinsheim) Taf. 15. 20. 31.<br />

5, 172 (Nierstein); interessant sind (germanische?)<br />

Skelettgräber mit Waffenbeigaben in<br />

der Pfalz (bei Insheim) und in der Würz-<br />

Sammlung<br />

(Frankfurt 1908) S. 25ff.<br />

'<br />

j<br />

Heergewäte nicht direkt auf das Holz des<br />

')<br />

»)<br />

Festschr. d. Mainzer Mus. 1902, 69.<br />

Mitteil. d. Ver. f. nass. Altert. 1903,55.<br />

Scheiterhaufens, sondern auf ein weiches 1905, 114 f.; es ist auch das merkwürdige<br />

Heupolster gebettet worden. Begräbnis zu beachten, das in der Fest-<br />

^) S.217. Festschrift zur Feier des 50jäh- schriftzurneununddreißigstenAnthropologenrigen<br />

Bestehens des röm.-germ. Zentralmuseums<br />

Mainz 1902 S. 24 ff.; vgl. Arch. f.<br />

Versammlung (Frankfurt<br />

schrieben wurde.<br />

1908) S. 9 ff. be-<br />

hess. Gesch. N. F. 6, 495 (Darmstadt).<br />

mannia N. F. 8, 1 ff. (Breisgau).<br />

Ale-<br />

») AhV. 2, 7, 6. 5, 173 f. Undset S. 279 f.<br />

Festschr. d. Mainzer Mus. 1902, 68. Hess.<br />

Quartalblätter 1903, 444.<br />

10) Mannheimer Geschichtsbl. 1900, 91.<br />

') S. 218; Festschrift S. 29 f. Westd. Korrespondenzbl. 1904, 201. Kor-<br />

") Festschr. d. Mainzer Mus. 1902, 101 respondenzbl. f. Anthropol. 1907, 59.<br />

"<br />

•!) Westd. Korrespondenzbl. 1905, 93.<br />

'2) Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1907,<br />

59 (Hagenau); über die gallische Hinterlassenschaft<br />

vgl. W. Naue, Die Denkmäler<br />

der vorrömischen Metallzeit im Elsaß. Straßburg<br />

1905.<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, TeilL 19

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