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Deutsche Altertumskunde

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288 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

können. 1) Ungefähr fünfzig Mittellatenefibeln (aus Bronze oder Eisen) reden<br />

eine deutliche Sprache. 2) Sonst treten als Metallbeigaben, neben dem älteren<br />

Ringschmuck, Gürtelhaken (mit zugehörigen Ringen) und Gürtelketten<br />

zutage. 3) Beigefäße sind anfangs noch üblich, fehlen aber in der Mehrzahl der<br />

Begräbnisse; die Graburnen sind hoch und schlank oder schüsseiförmig;<br />

bei der Lebhaftigkeit des gallischen Verkehrs*) ist es hier in der Nähe der<br />

Rheingrenze nicht zu verwundern, daß die Keramik zu einem guten Teil<br />

auf der Drehscheibe hergestellt wurde. 0)<br />

In die Ubiersiedelungen hat sich nun aber eine andere germanische<br />

Volksschar eingeschoben. Es sind die Chatti. Über ihre Herkunft lassen<br />

ihre Gräber einiges vermuten, sofern ihr Inventar sich ostwärts durch Thüringen<br />

und Sachsen zurückverfolgen läßt.^) Namentlich in der näheren Umgebung<br />

von Gießen erkennen wir, wie in der späteren Latenezeit nicht bloß<br />

die Hügel- und Skelettbestattungen der keltischen Urbevölkerung,') sondern<br />

auch die reicher ausgestatteten Urnengräber der Ubier durch die ärmlichen<br />

Brandgräber der Chatten abgelöst werden. «) Die Latenegefäße stehen in<br />

ganz geringer Tiefe unter dem Erdboden, sie sind mit Asche, Kohlen und<br />

gebrannten Knochen gefüllt, als Beigaben enthalten sie zuweilen noch Bei-<br />

gefäße und günstigstenfalls ein eisernes Messer. 0) Solche Begräbnisse er-<br />

strecken sich über Kurhessen bis Kassel und Carlshafen (an der Weser). 1°)<br />

Den Stützpunkt der Chatten bildete aber die bei Niedenstein in der Nähe von<br />

Fritzlar gelegene Alte Burg, deren Erforschung ein oppidum mit Ringwällen<br />

in der Art der thüringischen (S. 285 f.), Brunnenanlagen {putei), keltische<br />

Münzen (Regenbogenschüsselchen) und zahlreiche Scherben geliefert hat,<br />

die uns in der Vermutung bestärken, daß dort seit dem 1. Jahrh. v. Chr.<br />

das Caput gentis Chattorum, das von Tacitus genannte Mattium gesucht<br />

werden müsse, ^i) Ein wichtiges Merkmal der unter dem Namen Chatti in<br />

Hessen sich ausbreitenden Sweben (S. 247) ist aber schließlich der Brauch,<br />

die Toten (wie in Thüringen)i2) mit ihren Waffen zu bestatten, wenigstens<br />

sehen wir wie die Gießener'-'') und Nauheimer Gräber mit Waffenausstattung<br />

;<br />

jüngere Latenezeit gesetzt worden (Nachr.<br />

der Hallstatt- und Latencperiode. Frank- über d. Altertumsf. 1893, 57j; vgl. Mitteil. d.<br />

fürt a. M. 1903; vgl. Röm.-germ. Korrespon- oberhess. Geschichtsver. Fundber. 1899. 1902.<br />

denzbl. 1912, 40f. Westd. Korrespondenzbl. 1906, 175ff.<br />

*) F. QuiLLiNG, Die Nauheimer Funde |<br />

») QuiLLiNG a. a. O. S. 35. 99 ff. Spät<br />

latcnefibcln : Fundber. d. oberhess. Geschichts-<br />

ver. 1902 Taf. 10.<br />

*) Fundber. d. oberhess. Geschichtsver.<br />

1902 Taf. 10.<br />

*) Caesar 4, 3. Fünfhundert keltische<br />

SilbcrmUnzen sind bei Nauheim gefunden<br />

(Arch. f. hcss. Gesch. 11, 56. N. F. 3, 97).<br />

») QUILLING a. a. O. Auch am Abhang<br />

des Rodberges bei GicBen hat man Drchscheibenkcramik<br />

(mit Kammstrichverzierung)<br />

gefunden (Fundber. S, 89 ff. Taf. 9).<br />

•) KossiNNA, Korrespondenzbl. f. An-<br />

thropol. 1907, 57 ff.; vgl. 1896, 30 ff.<br />

*) Nachwirkung keltischer Keramik: bemalte<br />

Scherben i/cltsclir. d. Vcr. f. iicss.<br />

Octcb. 43, 40 vgl. 47;.<br />

*) Mit Kcciit Kind die Funde in die<br />

9) Fundber. 1902, 82 ff. Taf. 7. 8. Drehscheibenkeramik<br />

scheint in diesen Gräbern<br />

noch nicht erkannt zu sein, ist aber auf der<br />

Altenburg nachgewiesen (Zeitschr. d. Vcr. f.<br />

liess. Gesch. 43, 40. 47).<br />

'«) Verhandl. 1874, 205 f.<br />

") In der Nillic liegt an dem Bache<br />

Matz off die Ortschaft Metzc (< Mattium<br />

Ann 1, 56) Zeitschr. f. Hess. Gesch. 43 (1909),<br />

9 ff. Röm.germ. Korrespondenzbl. 191 1, 7. —<br />

Über den von Mattium abgeleiteten Namen<br />

der Mattiaci s. S. 246.<br />

»«) GÖTZE. Altertümer Thüringens Taf. 16;<br />

vgl. oben S. 285. 287.<br />

") Röm.-gcrin. Korrespondenzbl. 1909,<br />

34 ff. (Schwert (88 Zentimeter lang] mit I-Iiscnscheide,<br />

eiserne Laiizeiispitze (31 Zciitinicler<br />

lang), eiserner Armring, clicrner Ilalsring,

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