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Deutsche Altertumskunde

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286 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

sich also unter und neben den einwandernden Germanen Reste der keltischen<br />

Urbevölkerung erhalten (S. 218).<br />

Die keltische Einfuhr macht sich darum auch in Thüringen weit mehr<br />

geltend, als in den ferner abliegenden deutschen Territorien. Keltische<br />

Münzen waren in Umlauf und sind aus thüringischen Fundorten wohlbekannt,<br />

i) So zeichnet sich denn diese Germanenkolonie vor dem<br />

Mutterland durch technische Fortschritte aus, die uns namentlich bei der<br />

Keramik überraschen. Starke südliche und westliche Beeinflussung gibt<br />

sie zu erkennen. Das keramische Material in Frankreich, am Rhein und<br />

an der Donau vermag uns darüber zu belehren, was diese Landschaften<br />

in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten namentlich für die in alte<br />

Keltensitze eingewanderten Germanen bedeutet haben. 2) Immer noch wurde<br />

auch in Thüringen das grobkörnige irdene Gefäß aus freier Hand (von<br />

Frauen) modelliert, s) aber auf den Urnenfeldern findet man häufiger die<br />

auf der Drehscheibe aus geschlemmtem Ton hergestellten Gefäße, die<br />

wohl von ausländischen Händlern an die Einwohner abgesetzt worden sind<br />

(S. 269. 283 f.).*) Denn die rotierende Töpferscheibe ist erst weit später<br />

von der deutschen Hausindustrie rezipiert worden.<br />

Ergiebigere Urnenfriedhöfe sind die von Leimbach (bei Salzungen,<br />

Sachsen-Meiningen),5) Eischleben, Holzhausen (Sachsen-Koburg- Gotha),<br />

Mühlhausen, Jena, Nauendorf (Bezirk Apolda), Klein-Corbetha,**) Weißen-<br />

fels. Die Urnen stehen zuweilen mit Steinpackung, ^) meist aber frei in<br />

flachem Boden und sind gelegentlich noch mit einem irdenen Deckel<br />

verschlossen») oder von Beigefäßen begleitet. 9) Unter den Metallbeigaben,<br />

die mit der Leiche im Feuer gewesen und mit der Asche und den Knochenresten<br />

in die Urne gesammelt sind,io) ist die für die Zeitbestimmung maß-<br />

1900, 416 ff. 425 ff.). Das bemerkenswerteste<br />

Beispiel ist der kleine Gleichberg bei Römhild<br />

(im Grabfeldgau, Sachsen-Meiningen), der<br />

auch viel Kleingerät (Fibeln etc.) aus der<br />

Lateneperiode geliefert hat, vgl. G. Jacob,<br />

Arch. f. Anthropol. 10, 261 Taf. 10. 11. Bd. 11,<br />

441 Taf. 14. 15. Vorgesch. Altert, d. Provinz<br />

Sachsen 1887, 1 ff. Die Gleichberge bei Römhild,<br />

2. Aufl., Hildburghausen 1895. Schriften<br />

d. Ver. f. Sachsen -Mciningische Geschichte<br />

45(1903), 20 ff. A.Götze. Die Steinsburg<br />

auf dem kleinen Gleichberge bei Römhild,<br />

eine vorgeschichtliche Festung. Neue Beitrage<br />

zur Gesch. deutschen Altert. 16 (1902),<br />

1 n. mit Karte. Bau- und Kunstdenkmäler<br />

Thüringens. Heft 31 (1904), 466 ff.<br />

») Götze. Altertümer S. XXXII. 254. 399f.<br />

Taf. 17. 255.<br />

») Reinecke. Verhandl. 1900, 489 f.<br />

') Vgl. Neue Beitrage zur Geschichte<br />

deutschen Altertums 5 (1888) S. 215 ff. Taf. 1.<br />

Götze S. 160 (unten sich verjüngend) u. a.<br />

Taf. 15.<br />

*) HOper, Korrcspondcnzbl.d.Gcsamtver.<br />

1904.72. Götze S. XXXII; im Kreis Gotha<br />

wurde bei Eischleben ein Urncnfcld aufgedeckt<br />

(MIttcil. d. Verein, f. gotitaischc Ge-<br />

schichte 1903, 81 ff. Taf. 1. 2), hier standen<br />

die Urnen in einem langgestreckten Hügel<br />

nesterweise beisammen; 16 Stück sind erhalten<br />

und alle, gut gebrannt, sind aus feinern<br />

Material auf der Drehscheibe gearbeitet<br />

(GÖTZE S. 236). Auch aus den Bezirken<br />

Meiningen, Erfurt uud Apolda sind gedrehte<br />

Urnen bekannt (Götze S. 223 f. 248. 253.<br />

306. 320 [Jena]. 308. 314). Ihre Verbreitung<br />

erstreckt sich bis in die Kreise Wcißenfcls<br />

(Götze S.359) und Merseburg (Klein-Corbetha<br />

Götze S. 12 Taf. 15, 218).<br />

'') Neue Beiträge zur Geschichte deut-<br />

schen Altertums 5 (1888), 195 ff.<br />

•) FÖRTSCH, Mitteil, aus dem Prov.Mus.<br />

zu Halle 2, 43 ff. Jacob, Jahrb. d. städt. Mus.<br />

zu Leipzig 2, 76 ff.<br />

n Zeitschr. f. thüring. Gesch. 16, 415 f.<br />

*) Götze S. 314. Mitteil. f. gothaische<br />

Gesch. 1903, 83 f. Mühlhäuser Geschichts-<br />

blätter 5 (1904), 29 f. Taf. 1. 5 u. a.<br />

») Götze S. 223.<br />

'") In den Urnen hat man unter der<br />

Asche auch Kohlen gefunden, meist Reste<br />

von Nadelholz, seltener l.aubliolz (Zeitschr.<br />

f. thüring. Gesch. 19, 345 f.).

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